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Steine der Macht 2 - Die Zeitkorridore im Untersberg

Steine der Macht 2 - Die Zeitkorridore im Untersberg

Titel: Steine der Macht 2 - Die Zeitkorridore im Untersberg
Autoren: Stan Wolf
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Untersturmführer überlegte, ob er schießen sollte, verwarf aber den Gedanken sogleich wieder. Seine Maschinenpistole war zwar eine wirksame Waffe, aber die Distanz für einen Einzelschuss war einfach zu groß. Und mit einem oder zwei Feuerstößen würde er sicher die Hälfte des Magazininhaltes verbrauchen. Er wollte in jedem Fall Munition sparen; denn bis zum Höhleneingang war es mindestens noch eine halbe Stunde. Seine Hände bluteten, sie waren aufgerissen von den scharfen, eisverkrusteten Felsen und das taube Gefühl in den nasskalten Füßen nahm er gar nicht mehr wahr. Wie weit war der Wilde mittlerweile näher gekommen? Um nachzusehen, musste sich Müller jedes Mal umdrehen, und das kostete ihn wertvolle Zeit. Panik überfiel ihn. Er blieb halb am Hang gelehnt stehen, nahm das vorletzte Magazin seiner MP aus der Tasche und steckte es an die Waffe. Jetzt musste er nur noch abwarten. Zur Sicherheit klappte er noch die Schulterstütze seiner Maschinenpistole aus. Die Treffsicherheit sollte damit größer sein. Das Warten zehrte an seinen Nerven. Würde er dadurch nicht seinen wertvollen Vorsprung vergeuden? Seine Arme zitterten. War es die Kälte oder war es die Angst? Der Fellbekleidete mit seinem Speer kroch unaufhaltsam wie ein Roboter nach oben. Der Untersturmführer konnte nun schon das grimmige, bärtige Antlitz seines Verfolgers erkennen. In einem Anflug von Todesangst hob er seine Maschinenpistole hoch. Den zitternden Finger am Abzug, die Waffe fest an seine Schulter gepresst. Dieses Mal musste er treffen. Er wartete, bis der Verfolger auf zehn Meter an ihn herangekommen war, dann sah er allerdings auch noch einige andere nachkommen. Der Wilde hob bereits den Speer zum Wurf. Müller drückte den Abzug durch. Ein Feuerstoß – und der Angreifer fiel mit einem gurgelnden Laut nach hinten. Der Speer entglitt seiner Hand, sein Körper rutschte den steilen, eisigen Hang hinunter. Ein zweites und noch ein drittes Mal ratterte die MP. Gleich vier Fellgestalten sanken leblos in den Schnee. Das vorletzte Magazin mit seinen zweiunddreißig Schüssen war jetzt auch leer. doch wenigstens hatte es dem Gejagten nun einen großen Vorsprung verschafft. Das letzte Magazin aufstecken und weiterlaufen. Sein Atem ging stoßweise, seine Lungen brannten wie Feuer. Müller konnte über sich schon den gefrorenen Wasserfall und das daneben liegende Felsplateau erkennen. Mit letzter Kraft erreichte er den niedrigen Höhleneingang und ließ sich von dem davor liegenden Schuttkegel in das Innere des Berges hinunterfallen. Hier drinnen in der Höhle war es merklich wärmer. Er raffte sich auf, nahm seine Taschenlampe heraus und hastete weiter. Vermutlich würden ihm die furchtlosen Wilden auch bis ins Innere des Berges folgen.
    Der Gang machte nun eine leichte Biegung und er konnte den Lichtschein vom Höhleneingang nicht mehr sehen. Da hörte er von ferne ein Platschen in den Wasserlachen am Boden. Das mussten die Fellschuhe der Wilden sein. Die Geräusche kamen rasch näher.
    Jetzt konnte er bereits die Stimmen seiner Verfolger wahrnehmen. Stehen bleiben, die Maschinenpistole in Anschlag bringen und schießen? Er konnte die Wilden nicht sehen, er müsste einfach, ohne zu zielen, in die Finsternis feuern. Was aber, wenn er nicht gleich traf? Durch einen Schuss allein würden sich die Angreifer nicht aufhalten lassen. Er entschied sich instinktiv fürs Weiterlaufen. Just in diesem Moment sah er für einen Sekundenbruchteil im Lichtkegel seiner Taschenlampe einen Speer an seinem Kopf vorbeifliegen. Müller hörte den Aufschlag am Boden viele Meter vor ihm. Blitzartig drehte er sich um, die Maschinenpistole fest umklammert, und feuerte sekundenlang in die absolute Dunkelheit, bis auch das letzte Magazin seiner Waffe leer war. Das Pfeifen der von den Felswänden abprallenden Geschosse, gefolgt von den gurgelnden Schreien der Getroffenen und dem schweren Aufklatschen der Körper auf dem nassen Boden, gaben Müller Gewissheit, dass er sein Ziel nicht verfehlt hatte. Er konnte jetzt wohl gefahrlos weiterlaufen. Nach endlosen Minuten tauchte die rettende Türe zur Station im schwachen Licht seiner Lampe auf. Doch schon wieder hörte er etwas hinter sich. Diesmal waren es langsamere, humpelnde Schritte. Einer der Wilden, der von den Kugeln vermutlich nur verletzt worden war, folgte ihm. Untersturmführer Müller drehte sich nicht mehr um. Munition zum Schießen besaß er ohnehin keine mehr. Er hastete, so schnell er konnte, zur Türe
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