Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle
Autoren: Roger Smith
Vom Netzwerk:
getönten Scheiben und wuchtigen Frontschutzbügeln. Er holte schnell zu ihnen auf. Dell beobachtete, wie der Wagen in der Heckscheibe größer wurde, und wartete darauf, dass er ausscherte und sie überholte. Was er nicht tat.
    Die Frontschutzbügel krachten gegen den Kofferraum des Volvo. Der Wagen kam von der Spur ab, und Rosie hatte alle Hände voll zu tun, ihn auf der Straße zu halten. Die Kinder schrieen, und Dell brüllte den Truck an, als ob ihn das aufhalten könnte.
    Der schwarze Kotflügel und ein fetter Stollenreifen tauchten bedrohlich neben Rosie auf, die auf Afrikaans fluchte und mit dem Lenkrad kämpfte. Sie verlor die Kontrolle über den Wagen, als der Truck sie seitlich rammte und den Volvo an die schmale silberne Leitplanke drängte. Der Truck stieß sie erneut an. Der Wagen prallte gegen die Leitplanke und riss die kurzen Holzpfosten heraus, die sie am Rand des Abgrunds befestigten.
    Dell war nicht angeschnallt. Die Wucht des Aufpralls schleuderte ihn durch die Windschutzscheibe. Durch das Glas schoss er rückwärts nach draußen, als wäre er hinauskatapultiert worden. Hing für einen Moment, der ihm wie Stunden vorkam, im leeren Raum, bevor er auf die Erde aufschlug, auf der Seite landete, auf dem schmalen Streifen harten Grases, das zwischen dem aufgerissenen und verbogenen Stahl und dem endlosen Abgrund wuchs.
    Das Letzte, was er sah, bevor die Welt schwarz wurde, war der Volvo, der sich mit allem darin, was er liebte, in der Luft drehte und immer wieder überschlug, während er den zerklüfteten Felsen weit unten entgegen stürzte.

Kapitel 3
    Inja Mazibuko war hungrig. Er hatte nichts mehr gegessen, seit er den fetten weißen Mann erschossen hatte. Sein Fasten war ein Versuch, dieses dunkle Etwas auszuhungern, das seine Kraft verzehrte, und eine Buße, um die Ahnen zu besänftigen, eine Bitte an sie, ihn zu der Frau zu führen, die entkommen war. Diejenige, die sein Gesicht gesehen hatte. Der Mischling. Als er jetzt zusah, wie der Wagen auf den Felsen aufschlug und in einem schmutzig orangefarbenen Feuerball explodierte, spürte er, wie sein Appetit sich regte.
    Der Xhosa-Idiot an seiner Seite lachte und zeigte zu dem Auto hinunter. »Yo-yo-yoh!« Ein wiehernder Esel, der niemals sein Maul hielt.
    Inja setzte den Toyota-Truck in Bewegung und machte sich auf den Weg den Pass hinunter in Richtung des fernen Kapstadt. Von Geburt war er ein Zulu, und bis nach Hause waren es fast zweitausend Meilen, die Ostküste hinauf, noch hinter Durban, wo er ein induna war, ein Stammesführer im Dienste seines Häuptlings. Er war eingeflogen, um den reichen weißen Mann zu töten, und nun brannte er darauf, so schnell wie möglich abzureisen, nachdem er den Pfusch in Ordnung gebracht hatte. Es gefiel ihm hier nicht, diese Welt voller Mischlinge und Xhosa-Trottel. Wie der Junge neben ihm, der permanent quasselte.
    Inja hatte den Jugendlichen in Kapstadt angeheuert, eines der frei herumlaufenden Tiere aus den Hüttensiedlungen, die wie eiternde Geschwüre den Flughafen umwucherten. Er kannte die Stadt nicht und brauchte einen Einheimischen, der ihn begleitete. Er hatte den Jungen drei Tage nicht aus den Augen gelassen, und allmählich war er sein strohdummes Gelaber satt. Inja blendete ihn aus und dachte an Essen. Er lechzte nach einem Schafskopf, wie er in den Townships zubereitet wurde. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen.
    Am Fuß des Passes wurde die verlassene Straße eben und lief direkt auf einen Damm zu, der wie ein Spiegel auf dem geschwärzten Veld lag. Inja bremste ab, verließ den Asphalt und fuhr ein kurzes Stück den Schotterweg hinauf, der zur Staumauer führte.
    Â»Warum halten wir, baba ?« Der Idiot nannte ihn Vater aus Respekt vor seinem höheren Alter. Seinen Stammesnamen hatte er dem Jungen nie gesagt. Und ganz sicher nicht den Spitznamen, der ihn seit seiner Kindheit in Zululand verfolgte. Inja. Hund.
    Â»Ich muss mal pinkeln.« Er öffnete die Tür und stieg aus. »Hol mir schon mal eine Coke von hinten.« Inja, dürr und schwarz wie eine Lakritzstange, entfernte sich einige Schritte von dem Fahrzeug und blieb neben einem Baumstamm stehen, der angesengt und verdreht in der Asche lag.
    Während er pinkelte, sah Inja den Jungen die Klappe des Camper-Aufsatzes öffnen, auf Händen und Knien in den Toyota klettern und in der Kühlbox wühlen. Inja schüttelte den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher