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Startschuss

Startschuss

Titel: Startschuss
Autoren: dtv
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sah ihn verwundert an. »Nein«, behauptete er. Stutzte dann aber, überlegte einen Augenblick und korrigierte sich.
     »Doch. Hier auf dem Platz.«
    Niemand verstand, weshalb Lennart ausgerechnet nach Apfelschorle gefragt hatte. Lennart hingegen wirkte plötzlich sehr aufgeregt.
     »Und du hast sie hier gefunden, nicht von zu Hause mitgebracht, richtig?«
    Michael nickte. »Ja, stimmt. Sie stand auf demTisch an unserem Stand. Ich dachte, sie gehört einem von uns. Da hab ich einen Schluck davon genommen. Hab mir nichts dabei
     gedacht. Wieso fragst du?«
    Lennart wandte sich an Jabali: »Zeig mal deine Apfelschorle!«
    Jabali begriff jetzt, worauf Lennart anspielte. In seinem Rucksack war auch plötzlich eine Flasche Apfelschorle aufgetaucht,
     von der er nicht wusste, woher sie gekommen war. Jabali zog die Flasche aus seinem Rucksack und zeigte sie den anderen.
    »Genau so eine war das!«, bestätigte Michael.
    Lennart nickte mit finsterer Miene. Sicherheitshalber fragte er Ilka: »Haben wir diese Marke auf dem Sportfest?«
    Ilka schüttelte mit dem Kopf. »Nein, diese Marke ist pro Flasche zehn Cent teurer als unsere. Bei den Mengen, die wir eingekauft
     haben, macht das viel aus.«
    Lennart fasste seine Vermutung zusammen: »Niemand von uns besitzt diese Sorte Apfelschorle. Hier gibt es sie nicht zu kaufen.
     Also hat sie jemand mitgebracht. Und ich weiß auch, wer.«
    »Wer?«, fragte Michael erstaunt.
    Lennart zeigte hinüber zu Tom, der für seinen Sieg im Sprint noch immer von seinen Mannschaftskameraden freudig umringt wurde.
     Tom setzte gerade eine Flasche an seinen Mund und trank. Alle sahen, was das für eine Flasche war: die gleiche Sorte Apfelschorle.
    Jabali betrachtete seine Flasche mit angeekeltem Gesicht. Er stellte sich vor, was mit ihm geschehen wäre, wenn er davon getrunken
     hätte.
    »Diese miese Ratte!«, schimpfte Michael und sprang auf. »Jetzt weiß ich, weshalb der mich so blöde angegrinst hat. Den schnapp
     ich mir!« Gerade wollte er wutentbrannt auf seinen Widersacher losstürmen, als Linh ihn festhielt.
    »Warte!«, sagte sie.
    »Weshalb?«, fragte Michael wütend.
    »Der Narr tut, was er nicht lassen kann; der Weise lässt, was er nicht tun kann«, antwortete Linh.
    »Och wirklich, Linh«, meckerte Michael. »Deine Sprüche gehen mir manchmal auf den Senkel!«
    Linh überhörte Michaels Beleidigung. Ganz sachlich erklärte sie ihm einfach die Lage: »Wir können nicht beweisen, dass die
     Apfelschorle deinen Magen verdorben hat. Wir können auch nicht nachweisen, dass Tom dir die Apfelschorle untergejubelthat. Wenn du jetzt auf ihn losgehst, heißt es, du prügelst dich, weil du ein schlechter Verlierer bist.«
    »Da hat sie recht«, stimmte Ilka vorbehaltlos zu. Auch Jabali und Lennart nickten.
    Michael presste die Lippen zusammen, schnaubte noch einmal wütend, hielt aber inne.
    »Okay«, räumte er ein. »Aber ich behalte ihn im Auge.«
    Jabali schnippte mit den Fingern. »Ey, Leute, ich hab eine Idee!« Er hielt seine Apfelschorle in der Hand und wedelte mit
     der Flasche in der Luft herum, als wäre sie ein Pokal, den er soeben gewonnen hatte. »Ich frage die Alte Fritz!«
    »Die Alte Fritz« hieß mit richtigem Namen Cornelia Friedrich. Seit die Kinder aber im Geschichtsunterricht gehört hatten,
     dass es mal einen König von Preußen gegeben hatte, der Friedrich hieß und »der Alte Fritz« genannt wurde, hatten sie ihrer
     Chemielehrerin sofort den Spitznamen verpasst, den sie wohl nie mehr loswerden würde. Dabei war Frau Friedrich alles andere
     als alt: Sie war eine der jüngsten Lehrkräfte im Kollegium.
    Die Gesichter in der Runde hellten sich auf. Die Alte Fritz war in Ordnung. Wenn es mit den Mittelndes Chemielabors der Schule möglich war, fremde Substanzen in der Apfelschorle nachzuweisen, dann würde die Chemielehrerin
     es auch tun. Niemand zweifelte daran.
    »Hast du deine Apfelschorle noch?«, fragte Jabali. Michael verneinte. »Stehen gelassen!«
    Ilka stöhnte. »Und wir selbst haben vor der Eröffnung den ganzen Müll weggeräumt!«
    Damit war das wichtigste Beweisstück vernichtet. Denn möglicherweise hätte man auf der Flasche sogar Toms Fingerabdrücke nachweisen
     können, mutmaßte Lennart. Für ihn war mittlerweile sonnenklar: »Es handelt sich um einen Anschlag. Schlimmer als Doping. Die
     Athleten nehmen nicht selbst Medikamente, um sich aufzupushen, sondern im Gegenteil: Sie mixen ihrem Gegner was in die Flaschen,
     um sie zu schwächen.«
    So
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