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Startschuss

Startschuss

Titel: Startschuss
Autoren: dtv
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zugleich. »Wie kommt der denn hierhin?«
    Er nahm Linh den Rucksack aus der Hand und schaute hinein.
    »Fehlt etwas?«, fragte sie.
    Jabali stutzte und schüttelte den Kopf. »Im Gegenteil! Es ist zu viel da.« Er fischte eine Flasche Apfelschorle aus dem Rucksack
     und zeigte sie den anderen.
    »Und?«, fragte Ilka.
    Er hatte keine Apfelschorle dabeigehabt, beteuerte Jabali. Es hatte zu Hause sogar noch Streit gegeben, weil er sich eine
     Flasche Apfelschorle kalt gestellt hatte, die dann aber natürlich mal wieder Rasul ausgetrunken hatte. Es war die letzte gewesen.
     Jabali hatte seinen Bruder zusammengestauchtund dafür einen Anpfiff von seiner Mutter bekommen.
    »Zu Recht«, fand Ilka. »So einen Aufstand zu machen wegen einer Apfelschorle . . .«
    »Mann! Das ist doch jetzt egal«, fuhr ihr Jabali über den Mund. »Fest steht: Ich hatte nur dieses Wasser dabei!« Er zeigte
     den anderen seine Wasserflasche. »Aber keine Apfelschorle. Wieso klaut einer meinen Rucksack, steckt mir eine Flasche Apfelschorle
     hinein und stellt ihn wieder ab?«
    Ilka, Linh und Lennart schauten sich ratlos an. Was war das für eine mysteriöse Geschichte? Oder hatte jemand einfach nur
     den Rucksack verwechselt? Weiter konnten sie die Sache aber nicht diskutieren. Frau Kick kam angelaufen und rief zur Aufstellung.
     Sie hatten gar nicht mitbekommen, dass Direktor Stölzer seine Rede in der Zwischenzeit tatsächlich schon beendet hatte.
    »Was ist mit Michael?«, fragte Ilka.
    »Der ist beim Arzt und kommt hoffentlich nach«, erklärte Frau Kick.
    Ilka, Linh, Lennart und Jabali machten sich auf den Weg zu den anderen Athleten ihrer Schule. Dabei kamen sie an den Grünheimern
     vorbei, die als Erste einmarschieren durften, weil sie die bundesweiteRangliste der Schulen anführten. Die Gastgeber-Schule bildete höflicherweise den Schluss des Einmarsches ins Stadion. So mussten
     Linh, Lennart, Ilka und Jabali bis ans Ende der langen Schlange der Athleten gehen.
    Im Vorbeigehen registrierte Lennart, wie Tom vom Grünheim-Gymnasium einen kräftigen Schluck trank. Apfelschorle. Die gleiche
     Marke, die Jabali in seinem Rucksack gefunden hatte.

Erster Verdacht
    Michael atmete tief durch, spreizte die Beine, legte seine rechte Hand auf seinen rechten Oberschenkel und beugte sich so
     weit, wie es ging, während er sein linkes Bein gestreckt ließ. Zwei-, dreimal wiederholte er diese Übung auf beiden Seiten,
     um seine Sehnen zu dehnen. Er versuchte, sich zu konzentrieren und nicht zu Tom hinüberzusehen, der ihm siegessicher zugrinste.
    Aber er schaffte es nicht. Sein Magen rumorte, obwohl er immerhin seit eineinhalb Stunden nicht mehr auf die Toilette gehen
     musste. So weit hatte die Tablette, die ihm der Arzt verabreicht hatte, wenigstens geholfen. Trotzdem fühlte Michael sich
     ausgelaugt und schwach. Als wäre er von einer schweren Grippe aufgestanden und hätte seit Wochen nicht trainiert. In diesem
     Zustand besaß er nicht die geringste Chance, das wusste er. Aber er musste laufen. Wenigstens ein paar Punkte holen und damit
     im Wettkampf bleiben. Wenn er absagenwürde, wäre er ganz aus dem Zehnkampf raus. Das wollte Michael auf gar keinen Fall. Zu lang und zu hart hatte er für dieses
     Ereignis trainiert.
    »Zehnkampf Sprint bitte zur Aufstellung!«, kam viel zu früh die Aufforderung aus den Lautsprechern.
    Michaels Widersacher Tom hüpfte hoch motiviert auf und ab. Er konnte den Startschuss wohl gar nicht abwarten. Michael hingegen
     hätte sich am liebsten ins Bett gelegt, die Decke über seinen Kopf gezogen und einfach nur geschlafen. Er hatte Hunger. Kein
     Wunder. Nicht das kleinste Krümelchen war noch in ihm. Aber er traute sich nicht, etwas zu essen, nicht einmal einen leckeren
     Fitnessriegel, aus purer Angst, es würde ihn sofort wieder auf die Toilette treiben.
    Der kalte Schweiß stand ihm auf der Stirn, als er sich in die Startblöcke begab. Gleichzeitig durchzog eine Hitzewelle seinen
     Körper, als hockte er in einer Mikrowelle.
    Nicht auch noch Fieber!, dachte Michael erschrocken.
    »Angst?«, fragte Tom süffisant zu ihm herüber. Er hatte gesehen, wie blass Michael aussah und wie sehr er zitterte.
    »Vor dir?«, gab Michael barsch zurück. Nein, vor Tom hatte er wahrlich keine Angst. Nur davor, zu versagen. Sich zu blamieren.
     Als Letzter durchs Ziel zu stolpern.
    »Auf die Plätze!«, rief jetzt der Starter durchs Mikro.
    Michael legte seine Hände millimetergenau hinter die Startlinie.
    Aber noch nie
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