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Stardoc 01 - Die Seuche

Stardoc 01 - Die Seuche

Titel: Stardoc 01 - Die Seuche
Autoren: S.L. Viehl
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geerbt und seine dunkelblauen Augen. Erstere hatte etwas von einem Vogelschnabel, Letztere gaben mir etwas Exotisches. Mein langes, schwarzes Haar wies einen silbernen Schimmer auf – laut meinem Vater das Vermächtnis eines entfernten indianischen Vorfahren mit dem gleichen »Grauen Schleier«, der in unserem Nachnahmen als »Grey Veil« verewigt war. Ich trug es in Zöpfen, damit es mir nicht ins Gesicht fiel; außerdem hatte ich einen abgewetzten, unifarbenen Overall ohne Extras angezogen. Mein Arztkittel wäre sehr viel beeindruckender gewesen, aber ihn in dieser Gegend zu tragen, wäre einem Schild mit der Aufschrift gleichgekommen: Bitte raubt mich aus – sofort!
    »Ich bin eine voll ausgebildete, praktische Ärztin.«
    Er zuckte mit einer Schulter. »Wenn du das sagst, Frau.«
    Ich schob meine Ausweisdisc über den Tisch. »Überprüfen Sie die Daten, wenn Sie mir nicht glauben.«
    »Jedes Kind mit einem halben Zerebralcentrum kann Daten fälschen«, sagte er.
    »Und so ein Kind kann auch ein Raumschiff fliegen«, gab ich gedankenlos zurück und atmete dann erschrocken ein. Hatte ich ihn beleidigt? Dhreen stieß ein seltsames Geräusch aus, das an einen Schluckauf erinnerte, und klopfte mit seinen löffeiförmigen Fingern auf den Tisch.
    Entweder er lachte oder er hatte einen Schlaganfall. Während ich noch herauszufinden versuchte, was von beidem der Fall war, drehte der Oenrallianer seinen Kopf zur Seite. Was er sah, setzte seiner Erheiterung ein jähes Ende.
    »Vorsicht.« Er hob seine Flasche und seinen Becher an, und ich drehte mich zur Theke um. Eine Plastikflasche sauste nur Zentimeter an meiner Nase vorbei und knallte an die Wand hinter uns. Eilig packte ich meine Discs zusammen und warf sie zurück in den Koffer.
    Die beiden bulligen terranischen Gäste, die sich die ganze Zeit gestritten hatten, versuchten sich nun das Hirn aus dem Kopf zu prügeln.
    »Larianischer Drecklutscher!«, rief der eine und warf den Stuhl um, als er mit wackeligen Beinen aufstand.
    »Friss meine Kacke!«, antwortete der andere ebenso schlagfertig.
    Ich musste schnell feststellen, dass Plastikbehälter hervorragende Wurfwaffen darstellten, und suchte hinter meinem Stuhl Schutz, um einem besonders bösartigen Wurf zu entgehen. Das Geschoss zersplitterte, als es unseren Tisch traf. Dhreen prostete mir stumm mit seinem Drink zu. Zweifellos sah er das Ganze als spontanes Unterhaltungsprogramm an.
    Die beiden Betrunkenen prügelten sich nun ernstlich, warfen dabei Tische um, demolierten die Theke und richteten eine gewaltige Unordnung an. Wütende Obszönitäten untermalten das dumpfe Krachen der Fäuste und Gliedmaßen ihres Kampfes. Der Wirt machte keine Anstalten, den beiden Einhalt zu gebieten.
    »Kann nicht irgendjemand etwas unternehmen?«, forderte ich und zuckte zusammen, als die Teile eines zertrümmerten Stuhls über mich hinwegflogen. Ein weiterer Stuhl krachte in den Komdroiden, der davon schlagartig aktiviert wurde und versuchte, »A Love Supreme« auf seinem verbogenen Saxofon zu spielen.
    »Sie stoßen nur etwas Kondenswasser aus«, sagte Dhreen.
    Dampf ablassen war eine Sache, aber das hier geriet außer Kontrolle. Ich kämpfte mich gerade auf die Beine, als ich auch schon das unverwechselbare Geräusch eines brechenden Knochens über die dröhnende Musik hinweg vernahm. Dhreen packte mich am Arm.
    »Halt dich da besser raus«, sagte er, aber ich machte mich frei.
    »Du!« Ich zeigte auf den Wirt, als ich näher heranging. »Komm her und hilf mir, oder ich rufe eigenhändig die örtliche Sicherheit.«
    Er löste sich widerstrebend von seinem Bildschirm, um die beiden zu trennen, was sich wegen des Ausmaßes ihrer Betrunkenheit als einfach herausstellte. Ich drückte, er drückte, sie fielen um. Der Erste stöhnte schmerzerfüllt, als ich neben ihm in die Hocke ging.
    Aus der Nähe betrachtet, stellte er sich als das dreckigste menschliche Wesen heraus, das ich jemals getroffen hatte. Seine Kleidung war schon jenseits von schmutzig, und aus seinem unglaublich penetranten Körpergeruch schloss ich, dass er sich selbst auch schon seit Monaten nicht mehr gereinigt hatte. Kein Wunder, dass es hier drin so stank. Als ich ihn anfasste, jaulte er auf und fletschte die Zähne. Diesmal war er nicht spitz auf mich.
    »weg, du …«
    »Ich bin Arzt. Ein Flicker. Mach den Arm rüber.«
    Er versuchte doch tatsächlich, mich zu schlagen, der Undankbare. »Wech von mich! Du mickrige Hinterschnetzlerin..«
    »Klemms zu«, sagte
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