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Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten
Autoren: Armistead Maupin
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Fontainebleau sogar. Wenn ich schon überlaufe, dann aber richtig.«
    DeDe lachte. »Du hast mir so gefehlt.«
    »Ja? Wollen wir uns treffen?«
    »Was soll die Frage? Wie schnell kannst du kommen?«
    »Gib mir noch ’nen Tag Zeit. Aber, hör mal, Schatz … was ist mit deiner Mutter?«
    »Darum kümmer ich mich schon«, sagte DeDe.
    Fünf Minuten später legte sie auf und ging nach draußen, um sich gleich darum zu kümmern.

Sechs Wochen später …
    Mary Ann und Brian suchten sich den Golden Gate Park als Ort für ihre inoffiziellen »Flitterwochen« aus – ein verschwenderisches Picknick als Krönung ihres ersten Ausflugs seit dem Überfall auf Brian. Im letzten Augenblick hatten sie auch Michael noch dazu eingeladen.
    »Weißt du«, sagte Mary Ann, als sie Brie auf ein dickes Stück Sauerteigbrot schmierte, »heute fehlt nur noch eins.«
    »Und zwar?« fragte Michael.
    Mary Ann lächelte und reichte ihm das Brot. »Jon«, sagte sie.
    Michael ließ das Stück Brot im Mund verschwinden und wandte sich an Brian. »Würdest du deinem kleinen Frauchen sagen, daß sie damit mal Pause machen soll? Sie ist wild entschlossen, aus uns Lucy & Ricky & Fred & Ethel zu machen.«
    Brian grinste. »Bin ich dann Fred oder Ricky?«
    »Forder dein Glück nicht heraus«, sagte Michael. »Am Ende bist du noch Ethel.«
    »Wann kommt Jons Schiff zurück?« fragte Mary Ann.
    »Morgen«, sagte Michael. »Gibst du mir bitten den Räuchercheddar?«
    Brian schob ihm das Brett mit dem Käse zu. »Erinnerst du dich noch, als wir letztes Mal hier waren?«
    »Ja?«
    »Du hast mir gesagt, ich soll mich beeilen und Mary Ann heiraten.«
    »Echt?« Mary Ann hörte mit dem Brieschmieren auf und schaute hoch. »Das ist ja vielleicht süß, Mouse.«
    »Tja«, sagte Brian zu Michael, »und ich glaube, jetzt ist es an der Zeit, daß du Jon heiratest.«
    Michael ploppte sich eine Erdbeere in den Mund. »Das hab ich doch schon getan.«
    »Dann heiratest du ihn eben noch mal« ,meinte Mary Ann, die ebenfalls ihren Senf dazugeben mußte.
    Michael schaute die beiden nacheinander an. »Ihr wollt immer alle verheiratet sehen.«
    »Aber es wär doch so wunderbar, Mouse. Wir könnten gemeinsam Ausflüge machen … in den Yosemite Park … richtige Familien sachen halt. Du bist jetzt seit zwei Jahren auf der Suche, Mouse. Und hast du in der Zeit auch nur einen gefunden, der besser wäre als Jon?«
    Michael tat so, als würde er sich eine zweite Erdbeere suchen.
    »Außer dir ist allen klar, daß Jon dein Weihnachtsbaummann ist.«
    »Mein was?«
    »Das hast du mir mal erzählt. Bevor du Jon kennengelernt hast. Du hast gesagt, daß du von einer Beziehung nicht allzuviel erwartest … nur einen netten Kerl, mit dem du einen Weihnachtsbaum kaufen kannst. Und das ist Jon, Mouse! Es stört ihn sogar nicht mal, wenn du mit anderen rummachst.«
    »Was?«
    Mary Ann nickte. »Das hat er mir selber gesagt. Er liebt dich.«
    »Er macht doch selber mit anderen rum«, sagte Michael. »Was glaubst du, warum er auf dem Schiff ist?«
    »Das paßt doch perfekt! Wie bei Brian und mir.«
    Brian schaute seine Frau irritiert an. Sie drückte ihm beruhigend den Schenkel.
    »Holst du ihn vom Schiff ab?« fragte sie Michael.
    Eine lange Pause, und dann: »Ja.«
    Mary Ann lächelte triumphierend und stupste Brian herzhaft ans Knie. »Da hast du’s … da hast du’s!«
    »Was hat er?« fragte Michael.
    »Nichts«, sagte Mary Ann grinsend.
    »Du bist unmöglich«, grummelte Michael. »Wo hast du den Dijon-Senf hingetan?«
    Doch sein Lächeln verriet ihn erneut.
     
    Ein Stück von ihnen entfernt bahnte sich Prue Giroux vorsichtig einen Weg durch die Rhododendrensenke und mißachtete damit erneut die Ermahnungen ihres Seelsorgers.
    Seit sie mit den Kindern geflohen war, hatte sie den Fuß nicht mehr in Lukes Hütte gesetzt.
    So etwas Ähnliches wie Reue überkam sie, als sie die Tür des kleinen Häuschens aufstieß und sein in der Gegend herumliegendes Inventar musterte.
    Die Wände waren mit Sprühlack schrecklich zugerichtet worden. Das Schaumgummi- »Sofa«, auf dem sie einst ihre glücklichsten Momente erlebt hatte, war mit fremden Kondomen übersät.
    »Tiere«, murmelte sie.
    Es war kaum noch etwas da. Eigentlich nur die selbstgemachte Platte, die jetzt voll roter Farbe war:
     
    WER SICH NICHT AN DIE
    VERGANGENHEIT ERINNERT,
    IST DAZU VERDAMMT,
    SIE ZU WIEDERHOLEN
     
    Sie konnte den Gedanken, diese Erinnerung zurückzulassen, nicht ertragen, weshalb sie die Platte von der Wand
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