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Stadt, Land, Kuss

Stadt, Land, Kuss

Titel: Stadt, Land, Kuss
Autoren: Cathy Woodman
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Operationsraum die neuesten Techniken zur Behandlung von Bänderrissen zeigte, dann die verstohlenen Küsse im Behandlungszimmer, ehe er schließlich den übrigen Angestellten verkündete, dass wir ein Paar waren. Erstaunlicherweise schien sie das nicht zu überraschen.
    Wir zogen zusammen und begannen Zukunftspläne zu schmieden. Ich sollte mich in die Praxis einkaufen. Viereinhalb Jahre schwelgten wir im Glück. Bis ihm klar wurde, dass er in Wahrheit noch immer in seine Exfrau verliebt war.
    »Die nächsten Wochen in der Praxis werden sicher ziemlich demütigend sein. Die Helferinnen zerreißen sich im Personalraum das Maul, und Mike läuft singend durch die Praxis, als wäre er James Blunt. Er singt immer, wenn er glücklich ist …« Wie ein Echo auf mein bedauerndes Seufzen dringt ein tiefer Seufzer aus Robbies Käfig. Ich versuche, das Ganze mit einem Schulterzucken abzutun, während ich zusehe, wie Emma Robbie noch mehr Schmerzmittel spritzt, aber es funktioniert nicht – gegen Liebeskummer hilft kein Medikament. »Ich komme schon darüber hinweg«, beteuere ich heiser. »Diesmal ist mein Herz nicht gebrochen, nur angeknackst.«
    »Und das soll ich dir glauben?«, entgegnet Emma.
    »Mike war niemand Besonderes«, behaupte ich, doch ich weiß, dass ich mir nur selbst etwas vormache, und auch Emma kann ich nicht täuschen. »Er hatte einen behaarten Rücken – es war, als würde man einen zotteligen Hund streicheln.« Ich rümpfe die Nase bei dem Gedanken. »Außerdem war er ein Langweiler. Er spielte Golf. Und er war ein treuloses Stück Sch…« Ich breche mitten im Satz ab. Es lohnt sich nicht, mich schon wieder darüber aufzuregen. Er ist es nicht wert. »Männer sind doch alle gleich«, sage ich.
    »Alle außer Ben«, erwidert Emma mit einem Blick auf den schlichten, schweren Ehering, den sie an einer Kette um den Hals trägt.
    »Alle außer Ben«, räume ich zerknirscht ein.
    »Er ist mein Fels in der Brandung.« Emma lächelt, und ich empfinde ein wenig Neid, weil sie solches Glück in der Liebe hat und ich nicht. »Ehrlich gesagt ist Ben mit ein Grund dafür, dass ich dich um diesen riesigen Gefallen bitte. Wir wollen uns eine sechsmonatige Auszeit gönnen und eine Weltreise machen – du weißt doch, dass er viele Verwandte in Australien hat.«
    »Sechs Monate?« Das ist sehr viel länger, als ich erwartet hatte, und ich versuche, mir meine Bestürzung nicht anmerken zu lassen. Ich hatte gerade angefangen, mich an den Gedanken zu gewöhnen, tatsächlich Emmas Vertretung zu übernehmen. Ich hatte mir vorgestellt, den Aufenthalt hier als eine Art Urlaub zu betrachten, als ein paar Wochen auf dem Land.
    »Das ist eine ärztliche Anweisung – na ja, Bens Anweisung. « Emmas Mann ist Hausarzt, was, wie ich vermute, hin und wieder ganz praktisch sein kann. »Er sagt, ich wäre völlig überarbeitet und würde zusammenbrechen, wenn ich noch länger so weitermache …«
    Ihre Stimme wird leiser, und mir wird bewusst, dass ihr energisches Auftreten, seit ich gestern am späten Abend angekommen bin, nur Fassade war. Sie sieht vollkommen erledigt aus. Ich war so sehr mit meinen eigenen Problemen beschäftigt und habe während unserer letzten Telefonate so ausgiebig über meine Trennung von Mike gejammert, dass mir gar nicht in den Sinn gekommen ist, Emma könnte ebenfalls eine schwere Zeit durchmachen.
    »Mir ist in der letzten Zeit alles irgendwie über den Kopf gewachsen …«
    »Wann hattest du denn zum letzten Mal einen freien Tag?«, will ich wissen.
    »Keinen mehr, seit ich die Praxis eröffnet habe.«
    »Aber das ist jetzt zwei – nein, dreieinhalb Jahre her. Emma! Warum hast du mich nicht früher um Hilfe gebeten? Ich hätte dich doch ab und zu am Wochenende vertreten können.«
    »Ich wollte dich nicht damit belästigen – du hattest doch auch so schon genug um die Ohren.«
    »Nicht zu viel, um einer Freundin zu helfen.« Ich kenne Emma seit zwölf Jahren, und sie war immer für mich da, immer bereit, mir aus der Patsche zu helfen. »Weißt du noch, wie wir uns zum ersten Mal begegnet sind? Es gibt bestimmt nicht viele Leute, die von sich behaupten können, dass sie ihre beste Freundin über einen toten Windhund gebeugt kennengelernt haben.«
    »Glaubst du, Professor Vincent stolziert noch immer durch den Sektionssaal und jagt den Erstsemestern eine Heidenangst ein?« Emma lächelt. »Wie hat er dich noch immer genannt? Gwyneth, nicht wahr? Wie Gwyneth Paltrow. Und ich war Catherine Zeta-Jones, was
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