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Stadt der Sterne strava2

Stadt der Sterne strava2

Titel: Stadt der Sterne strava2
Autoren: hoffman
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ist doch von dem Hengst aus Santa Fina gedeckt worden
    – wie war doch gleich sein Name? Alessandro. An dem ist doch nichts Besonderes, oder? Ein toller Hengst, ganz klar, und er hat die Stellata im Jahr 68 gewonnen, aber eben nur ein Pferd – ohne Flügel.«
    »So geht das auch nicht«, sagte Paolo langsam. Er sah Cesare nachdenklich an, als wöge er seine Worte sorgfältig ab. »Mit einem Zuchtbuch kann man die Ankunft eines geflügelten Pferdes nicht vorbestimmen. Es geschieht in unsicheren Zeiten – so wie wir sie jetzt gerade haben – und es ist ein gutes Omen für den Bezirk, in dem das Fohlen geboren wird. Trotzdem, Erfolg garantiert es nicht unbedingt. Und es birgt auch Gefahren.«
    Sie beschlossen die Stute und ihr Fohlen am nächsten Abend zu verlegen. Wenn man die beiden bei Dunkelheit nach Santa Fina bringen würde, konnte nichts passieren. Der Besitzer von Alessandro, Roderigo, war jemand, dem sie vertrauen konnten, und das Fohlen konnte bei ihm im Verborgenen aufwachsen. Wenn seine Existenz bekannt würde, würden die rivalisierenden Bezirke, vor allem die Zwillinge und die Jungfrau, Himmel und Erde in Bewegung setzen, um das Wundertier zu ergattern und dem Widder sein gutes Omen zu rauben. Wenn das diesjährige Rennen erst mal vorüber war, konnte man seine Existenz gerne verkünden.
    »Wie sollen wir die Kleine nennen?«, fragte Cesare.
    »Merla«, war die entschlossene Antwort seines Vaters. »Schwarz wie eine Amsel.
    Möge sie immer sicher fliegen können.«
    Mr Goldsmiths Laden war der unordentlichste und interessanteste Ort, den Georgia je gesehen hatte. Es herrschte ein totales Durcheinander von Möbeln, Zierrat, Kleidungsstücken, Waffen, Büchern, Schmuck und Besteck. Die Unordnung wurde hinter dem Tisch mit der Kasse noch schlimmer.
    In einem Schirmständer aus Messing standen zwei Schwerter, eine alte Büchse, ein grüner Sonnenschirm aus Seide und ein Paar Krücken. Mr Goldsmiths Stuhl war eingeklemmt zwischen kippenden Notenstapeln und abgestoßenen ledergebundenen Bänden. Aus dieser Festung sah er Georgia mit zusammengekniffenen Augen entgegen. »Du hast offensichtlich an irgendwas, das in meinem Fenster steht, dein Herz verloren«, sagte er. »Ich habe gesehen, wie du fast jeden Tag um diese Zeit hereingeschaut hast. Was ist denn das Problem? Nicht genug Kleingeld? Komm, Junge, spuck’s aus!«
    Georgia spürte, wie sie rot wurde. So etwas passierte ihr dauernd. Es lag an ihrem sehr kurzen Haar und der Tatsache, dass sie vorne noch ganz flach war. In ihrer Schulklasse, in der die anderen Mädchen bereits eindrucksvolle Kurven aufwiesen, war das mehr als peinlich. Sie hatte sich angewöhnt vornübergebeugt zu gehen und weite Pullover zu tragen. Und in letzter Zeit war sie mehr und mehr zu einer Trotzreaktion übergegangen – sie tat, als wolle sie gar nicht mädchenhaft wirken. Daher der Haarschnitt. Und der silberne Ring in der Augenbraue.
    Mr Goldsmith sah sie neugierig an. »Es ist das Pferd«, sagte sie. »Das mit den Flügeln.«
    »Aha!« Er nickte. »Meine kleine etruskische Schönheit. Natürlich eine Kopie.
    Wahrscheinlich aus einem Museumsladen in Italien.«
    »Wissen Sie es nicht?« Georgia war überrascht. »Nicht genau«, sagte Mr Goldsmith. »Die Dinge landen hier auf den absonderlichsten Wegen. Ich glaube, es stammt aus dem Haus einer alten Dame in der Waverley Road. Es gab nur eine Großnichte, die es eilig hatte, alles zu verkaufen und zu Geld zu machen. Sie hat ganze Kartons voller Schnickschnack hergebracht. Leider nichts von den Möbeln.
    Dafür hat sie einen Antiquitätenhändler genommen. Trotzdem ist ein sehr schönes Paar silberner Kerzenleuchter abgefallen, das mir einen hübschen Batzen eingebracht hat.« Georgia konnte sich an die Kerzenleuchter erinnern. Sie hatte sie an dem Tag im Fenster gesehen, als das geflügelte Pferd aufgetaucht war. Sie ging niemals auf direktem Weg von der Schule nach Hause, sondern trödelte immer, sah sich Schaufenster an und machte lange Umwege. Sie wollte nämlich nicht allein mit Russell im Haus sein, bevor ihre Mutter von der Arbeit zurückkam.
    »Es ist so schön«, sagte sie schnell, um an etwas anderes zu denken. »Sieht alt aus.«
    »Du bist gar kein Junge, was?«, sagte Mr Goldsmith plötzlich. Jetzt wurde er ein bisschen rot. »Entschuldige. Aber bei der Mode von euch jungen Leuten komme ich nicht mehr mit.«
    »Das macht doch nichts«, sagte Georgia. »Ich hätte es Ihnen gleich sagen sollen. Ich heiße Georgia
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