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Stadt der Piraten

Stadt der Piraten

Titel: Stadt der Piraten
Autoren: Ernst Vlcek
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Mythor. »Ich vermute, dass der Ritter diesen gefährlichen Ort aufgesucht hat, um eine Änderung der Situation durch äußere Umstände herbeizuführen.«
    »Du kannst ruhig ganz deutlich aussprechen, dass der Ritter alles nur für die Herzogstochter tut, Mythor«, warf Kalathee ein. »O'Marn hat sich in Herzog Krudes Tochter vergafft. Schmerzt dich das, Mythor?«
    »Fragen stellst du, Kalathee«, sagte Mythor, wich aber dem forschenden Blick der jungen Frau aus, deren Gefühle er zu kennen glaubte.
    »Immerhin war es Nyala, die als erste den Sohn des Kometen in dir sah«, fuhr Kalathee beharrlich fort. »Du hast ihr einiges zu verdanken, und du hast mit ihr einiges erlebt.«
    »Eifersucht!« stellte Nottr fest und lachte rau. »Lassen wir solche Gefühle beiseite. Sie machen blind. Ich weiß das.« Es fiel ihm sichtlich nicht leicht, auf diesen für ihn beschämenden Zwischenfall hinzuweisen. Er überspielte das auch sofort, indem er schnell fortfuhr: »Das verstehe einer! Warum soll O'Marn seine Angebetete absichtlich in Gefahr bringen?«
    »Das geht natürlich nicht in den Kopf eines Barbaren«, sagte Sadagar in gutmütigem Spott. »O'Marn will, dass es mit dem Caer-Priester zum Bruch kommt. Aber er will gleichzeitig den Anschein erwecken, nichts dafür zu können.«
    Jetzt verstand Nottr. »Und ich dachte, der Ritter sei ein tapferer Mann«, sagte er abfällig. »Kein Lorvaner würde eine so schäbige List anwenden.«
    »Aus dir spricht wieder mal der Barbar«, sagte Sadagar.
    »Wenn es darauf ankommt, dann steht O'Marn seinen
    Mann«, sagte Mythor überzeugt. »Sein Problem ist, dass er dem Caer-Priester untergeordnet ist und ihm gehorchen müsste.«
    Kalathee stieß Mythor an. Als er hochblickte, sah er Coerl O'Marn auf die Lichtung treten, den Braunen am Zügel führend.
    »Entzündet einige Lagerfeuer!« trug er seinen Leuten auf, die damit beschäftigt waren, die Pferde zu versorgen, Schlafstellen vorzubereiten und die Nahrungsvorräte aufzuteilen. »Verteilt Felle an die Gefangenen und gebt ihnen genügend zu essen.«
    Mythor beobachtete, wie der Ritter in Richtung des Packpferds blickte, das neben anderer Ausrüstung auch ihre Waffen trug, darunter den Helm der Gerechten und das Gläserne Schwert Alton. Mythor wurde wehmütig daran erinnert, dass er sich des kostbaren Helmes nicht lange hatte erfreuen können.
    »Lockt es dich nicht, Ritter O'Marn«, rief Mythor über die Lichtung, »Helm und Schwert gegen diese wunderbaren Zauberwaffen zu vertauschen?«
    O'Marn gab keine Antwort. Er näherte sich Nyala, die auf einem dicken Fell saß und mit dem Rücken an einem Baum lehnte. Schweigend griff der Ritter in einen Fellballen, den ein Krieger an ihm vorbeitrug, und legte Nyala zwei dicke Pelze über die Schultern. Sie hob den Kopf, und Mythor bildete sich ein, dass für einen Moment Dankbarkeit in ihren Augen aufglomm.
    Plötzlich hob ein gewaltiges Rauschen an. In den Baumkronen über ihnen brachen Äste. Ein heftiger Windstoß fegte über die Lichtung. Zwei der von den Caer gerade entfachten Lagerfeuer wurden erstickt, die anderen flackerten wild auf. Gleichzeitig mit dieser stürmischen Bö kam vom See ein Geräusch wie von einer tosenden Brandung. Dazwischen war das Aufklatschen unzähliger Körper auf der Wasseroberfläche zu hören. Als Mythor durch eine Lücke in den Büschen hindurchblickte, hatte er für kurze Zeit den Eindruck, als brodle und koche der See. Aber schon im nächsten Augenblick beruhigte sich das Gewässer wieder.
    Sadagar schluckte und sagte: »Die Seeungeheuer machen sich bereits gegenseitig Appetit auf uns. Wäre ich nicht gefesselt, ich würde.«
    Er verstummte, als ein Caer-Krieger ein zottiges Fell über ihn warf. Auch Nottr, Mythor und Kalathee bekamen Pelze zugeworfen.
    Die Nacht war über das Land an der Elvenbrücke hereingebrochen. Der Wind kam in vehementen Böen und brachte Schnee mit sich. Die Pferde wieherten unruhig. Von irgendwoher erklang das Bersten eines Baumes. Die Tiere des Sees gerieten wieder in Raserei, und diesmal beruhigten sie sich nicht so schnell wieder.
    Ein markerschütternder Schrei erklang vom Ufer. Die Caer griffen augenblicklich zu ihren Waffen und nahmen Kampfstellung ein. Selbst Coerl O'Marn sprang auf die Beine, ergriff seinen verbeulten Rundschild und stellte sich schützend vor Nyala.
    »Tanur! Tanur!« rief eine aufgeregte Stimme vom Seeufer. Die Schritte eines Mannes, die vom Rascheln der Büsche und des Unterholzes begleitet wurden,
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