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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Autoren: Ilona Andrews
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Ponce de Leon, Ecke Dead Cat .«
    Mit dem Maultier zwanzig Minuten. Es war gut möglich, dass das Rudel bereits von dem Todesfall erfahren hatte. In diesem Fall würde es dort nur so von Gestaltwandlern wimmeln, und sie würden herumfauchen und die Sache unter sich regeln wollen. Tolle Aussichten. Ich wendete Marigold und ritt in Richtung Norden weiter. »Ich kümmere mich drum.«
    Die unermüdlich wirkende Marigold zuckelte die Straßen hinab. Langsam zog die schartige Silhouette der Stadt vorüber, einstmals stolze Gebäude, von denen nur bröckelnde Ruinen geblieben waren. Es sah aus, als hätte die Magie Atlanta erst in Brand gesteckt und die Flammen dann wieder erstickt, ehe die Stadt gänzlich niederbrennen konnte.
    Vereinzelt leuchteten elektrische Lichter aus der Dunkelheit. Von den Alexander on Ponce Apartements zog der Duft von Holzkohlenrauch und gegrilltem Fleisch herüber. Dort briet offenbar jemand einen Mitternachtsschmaus. Die Straßen waren menschenleer. Wer auch nur ein Fünkchen gesunden Menschenverstand besaß, hielt sich nach Einbruch der Dunkelheit gemeinhin nicht mehr im Freien auf.
    Das Heulen eines Wolfs hallte durch die Stadt und jagte mir einen Schauder über den Rücken. Ich hatte das Tier förmlich vor Augen, wie es auf der Betonrippe eines eingestürzten Wolkenkratzerskeletts stand, das helle Fell in silbernen Mondschein getaucht, den Kopf emporgereckt, die zottige Kehle entblößt, und sein schwermütiges Jagdlied anstimmte.
    Ein schmaler Schatten huschte aus einer Gasse, gefolgt von einem zweiten. Es waren hagere, haarlose Gestalten, die sich ruckartig und ungelenk auf allen vieren fortbewegten. Sie überquerten vor mir die Straße und verharrten. Irgendwann einmal waren es Menschen gewesen, doch nun waren beide schon seit über zehn Jahren tot. Ihren Körpern war kein Fett und nichts Weiches mehr geblieben. Sie bestanden nur noch aus stahlharten Muskelsträngen unter lederzäher Haut. Zwei Vampire auf Streifzug. Und sie befanden sich hier außerhalb ihres Territoriums.
    »Name?«, sagte ich. Die meisten Navigatoren kannten mich, wie alle Mitarbeiter des Ordens, vom Sehen.
    Der erste Blutsauger klappte das Maul auf, und leicht verzerrt drang die Stimme des Navigators heraus. »Geselle Rodriguez, Geselle Salvo.«
    »Wer ist euer Herr und Meister?«
    »Rowena.«
    Von allen Herren und Herrinnen der Toten hasste und verabscheute ich Rowena noch am wenigsten. »Ihr seid hier weit weg vom Casino.«
    »Wir … «
    Der zweite Blutsauger öffnete das Maul und entblößte dabei seine hellen Reißzähne vor dem dunklen Schlund. »Er hat Mist gebaut. Seinetwegen haben wir uns in Warren verlaufen.«
    »Ich hab mich genau an den Stadtplan gehalten.«
    Der zweite Blutsauger reckte einen klauenbewehrten Finger zum Himmel. »Der Stadtplan bringt dir gar nichts, wenn du nicht in der Lage bist, dich zu orientieren. Der Mond geht nicht im Norden auf, du Schwachkopf.«
    Zwei Idioten. Es wäre sogar halbwegs lustig gewesen, wenn ich die Blutgier nicht gespürt hätte, die von den beiden Vampiren ausging. Wenn die Blödmänner, die sie lenkten, nur für eine Sekunde die Kontrolle über sie verloren, würden sich die Blutsauger sofort auf mich stürzen.
    »Weitermachen«, sagte ich und setzte Marigold wieder in Bewegung.
    Die Vampire huschten davon, und die sie lenkenden Gesellen zankten sich wahrscheinlich irgendwo in den Tiefen des Casinos. Der Immortuus -Erreger beraubte die, die er befiel, ihres Egos. Da ihr Verstand ausgelöscht war, gehorchten die Vampire nur mehr ihrer Blutgier und metzelten alles nieder, was noch über einen Puls verfügte. Die Leere im Geist der Vampire machte sie zu perfekten Vehikeln für die Nekromanten, die Herren der Toten. Und die meisten dieser Herren standen im Dienste des »Volkes«. Dieses Volk, eine rundherum Brechreiz erregende Kombination aus Kultgemeinschaft, Forschungsinstitut und Konzern, widmete sich der Erforschung und Betreuung der Untoten. Wie auch der Orden verfügte es über Niederlassungen in den meisten größeren Städten. Hier in Atlanta hatte es sich im Casino eingenistet.
    Das Volk war einer der bedeutendsten Machtfaktoren von Atlanta. Was das Zerstörungspotenzial anging, kam ihm nur noch das Rudel gleich. Geführt wurde das Volk von einer geheimnisvollen, legendären Gestalt, einem Mann, der sich Roland nannte. Roland verfügte über immense Macht. Er war es auch, den zu töten ich mein ganzes Leben lang trainiert hatte.
    Ich umkurvte ein großes
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