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ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen

ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen

Titel: ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen
Autoren: J. Noah Kym
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Küken flugbereit wurden. »Kaffee«, sagte er und wusste, dass Kasidy ihn doch nicht mehr hörte. Rebecca an die Brust geschmiegt, war sie wieder eingeschlafen. Das Baby trank nicht länger, hatte den Mund aber noch nah an der Brustwarze seiner Mutter. Nah, nah, so nah. Näher als jedes andere menschliche Wesen Kasidy je sein würde. Sisko berührte die Wange des Kindes. »Deswegen«, sagte er leise.
    Sisko trat aus dem Schlafzimmer und schlüpfte in seinen Morgenmantel. Der Sommer kam nur zögerlich nach Kendra, wie die kühle Luft aus den Bergen bewies, wenn sie sich mit den Winden vom Fluss Yolja vermischte. Dieser Vormittag war zwar wärmer als der letzte, und der morgige würde noch wärmer werden, doch für einen alten New Orleanser wie Sisko war alles unter dreißig Grad Celsius Grund für eine warme Decke. Dennoch genoss er auch die kühlen Stunden. Jeder Wetterwandel sprach vom Verstreichen der Zeit, und Sisko genoss das Gefühl, wieder mit dieser verbunden zu sein, genoss das Kribbeln, das die kühle Luft auf seinen Armen erzeugte.
    Als er die Küche erreichte, begrüßte ihn der Gestank überreifen Mülls.
Hatte ich Jake nicht gebeten, den Kompost rauszubringen?
Sisko durchwühlte seine Erinnerungen, entsann sich aber nur, ihn fragen zu wollen. Jake und er hatten vergangene Nacht zwei Flaschen guten Frühlingswein geleert und er, Sisko, hatte dabei vielleicht ein wenig übertrieben. Kasidy stillte und benetzte daher höchstens mal ihre Lippen beim Abendessen und Jake …
    Wo
steckte
Jake eigentlich? Auf dem Boden neben der Couch lagen die Reste seines Nests: eine zerwühlte Decke und ein gut zerwühltes Kissen. Die Vorhänge an der zum Garten führenden Schiebetür waren aufgezogen. Sisko schlurfte zur Tür und sah durch die Scheibe ins Freie.
    Sein Sohn stand im Garten. Die Schultern gebeugt und die Hände tief in den Jackentaschen vergraben, starrte er gen Süden und warf einen langen Schatten. Morgentau benetzte seine Stiefel und Hosenbeine. Jake war so in Gedanken, dass er gar nicht bemerkte, wie Sisko die Tür aufschob.
    Er ist ein gutaussehender junger Mann geworden
, dachte der Vater in Sisko.
Na, vielleicht sollte ich das »jung« langsam mal streichen. Er ist jetzt ein Mann, ganz einfach
. Irgendwann in der vergangenen Woche hatte Jake das Rasieren eingestellt, und aus den vereinzelten Stoppeln der ersten Tage war inzwischen ein richtiges Gestrüpp geworden. Anfangs hatten ihn alle damit aufgezogen, doch seit Jakes Stiefmutter ihm übers Kinn gestrichen und gesagt hatte, alle Sisko-Männer sähen mit Bart besser aus, war Ruhe.
    Worüber er wohl nachdenkt?
, fragte Sisko sich.
Jake war noch nie ein Frühaufsteher. Höchstens, wenn ihm etwas auf der Leber liegt. Oder
, verbesserte er sich,
wenn er an einer Geschichte arbeitet – aber selbst dann steht er nie früh auf, sondern geht gar nicht erst zu Bett
. Doch Jake arbeitete an keiner Geschichte. Soweit sein Vater wusste, arbeitete er seit Rebeccas Geburt an gar nichts mehr. Nun, da er darüber nachdachte, schien ihm der Junge bereits seit Tagen ruhelos zu sein. Vermutlich hing er in Gedanken der Vergangenheit nach. Und der Zukunft. Allem, außer dem Hier und Jetzt.
    »Hey, Jake-o«, rief Sisko. »Kriegst du nicht langsam nasse Füße?«
    Als er seinen alten Spitznamen hörte, kam Leben in Jakes Schultern. Seinen Gedanken entrissen, drehte er sich zu seinem Vater um, das altvertraute herzliche Lächeln im ungewohnt haarigen Gesicht. Fast kam es Sisko vor, als sei sein Sohn wieder zehn und hätte eine Dose Theaterschminke gefunden. Wie lange hatte er jetzt nicht mehr an jenen Sommer gedacht? Zehn Jahre? An die Schminke, die Gummis, den falschen Pelz. An Jennifer, die einen halbnackten Werwolf aus ihrem gemeinsamen Badezimmer verscheuchte. Wie viele Handtücher hatte der Junge damals ruiniert?
    »Hey, Dad«, erwiderte Jake leise. Er sah zu seinen nassen Stiefeln und hob ein Bein. »Zu spät.«
    »Dann lass dir Zeit«, sagte Sisko. »Es sei denn, du willst mir beim Frühstück helfen.«
    Jake hob die Brauen. »Arme Ritter?«
    »Haben wir Sauerteig?«
    »Ich hab gestern einen gemacht.«
    Sisko strahlte. »Habe ich dich nicht gut erzogen?«
    Jake zuckte mit den Schultern. Seine Mundwinkel sanken ein wenig, aber nur kurz. Dann antwortete er: »Jepp, hast du.« Abermals sah er nach Süden und deutete auf die Hügel. »Weißt du, was da hinten liegt?«
    Sisko dachte nach. Er kannte die Namen aller großen Landmassen Bajors, die grobe Beschaffenheit
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