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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts
Autoren: Jack McDevitt
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ereignen. Und alle würden in einem Abstand von genau sechzig Tagen ausgelöst werden. Eine Demonstration, die die Aufmerksamkeit eines jeden auf sich ziehen musste, der das Schauspiel am Himmel beobachtete. Die ultimative Botschaft an die Sterne. Wir sind hier.
    Doch Kim glaubte – wie fast jeder andere auch –, dass das große Schweigen weiter andauern würde.
     
    Wir leben an den Küsten der Nacht,
    am Rand des ewigen Meers.
     
    Das Unternehmen hieß Leuchtfeuer-Projekt. Kims Arbeitgeber, das Seabright Institute, war der Sponsor. Doch selbst hier bei Seabright, unter all denen, die das Projekt vorangetrieben hatten, die viele Jahre gearbeitet hatten, bis es endlich so weit war, herrschte ein tiefer, alles durchdringender Pessimismus. Vielleicht rührte er aus dem Wissen her, dass sie alle längst tot sein würden, bevor eine Antwort eintreffen konnte. Vielleicht, wie sie aus ganzem Herzen hoffte, rührte er aber auch aus dem Gefühl, dass dies eine letzte, finale Geste war, mehr ein Lebewohl als ein ernsthafter Versuch zur Kommunikation.
    Emily, die für die große Aufgabe ihr Leben gegeben hatte, würde sich für Kim schämen. Was wieder einmal deutlich machte, dachte Kim, wie wenig die DNS doch eigentlich zählte.
    Die Trent kreiste in einer Entfernung von fünf A.E. um ihren Zielstern. Das Schiff war ein alter, speziell für das Projekt umgebauter Frachter. Unmittelbar nach der Detonation würden Besatzung und Techniker zu einem anderen Schiff überwechseln und in den Hyperraum springen, jeder Gefahr aus dem Weg. Die Trent würde zurückbleiben und Messdaten übermitteln, bis die Nova sie endgültig zum Schweigen brachte.
    Kim legte einen Schalter um, und in der Mitte des Raums entstand ein computergeneriertes Bild der LK6, einem modifizierten antiken Transporter. Die LK6 war bis unter die Dachluke mit Antimaterie beladen, die in einer magnetischen Einschließungskammer ruhte. Sie befand sich im Hyperraum und würde innerhalb der nächsten Sekunden im Zentrum der Sonne materialisieren. Wenn alles nach Plan verlief, würde die resultierende Explosion den Stern destabilisieren und zur Entstehung der ersten künstlichen Nova führen. In der Theorie zumindest.
    Eine Uhr am unteren rechten Rand des Schirms zeigte die Zeit am Ort des Geschehens. Ein Countdown zählte die Sekunden ab, simultan die letzten Sekunden des Jahrhunderts und die letzten Sekunden des Transporters LK6.
    Kim beobachtete, wie beide Zähler die Null erreichten. Die Jahreszahl erhöhte sich auf 600, und der Transporter mitsamt Ladung fiel im Herzen des Sterns in den Normalraum zurück.
    Draußen applaudierten die Mitarbeiter des Instituts. Im Besprechungsraum war die Stimmung eigenartig, beinahe düster. Maxim war älter als Helios, und jeder spürte irgendwie in seinem Innern, dass es falsch war, seine Existenz zu beenden.
    »Ladys und Gentlemen«, sagte Kim. »Die Bilder werden morgen hier sein. Wir werden sie in der Pressekonferenz zeigen.« Sie dankte den Anwesenden und trat vom Rednerpult weg. Alles strömte nach draußen.
    Woodbridge war noch geblieben. Er stand am Fenster und blickte nach draußen auf den Park, der das Institut umgab. Eine dünne Schneedecke bedeckte Rasen, Büsche und Bäume. Er wartete, bis Kim bei ihm war. »Ich frage mich«, begann er, »ob es eine gute Idee ist, unsere Existenz lautstark nach draußen zu verkünden, ohne zu wissen, wer unsere Nachbarn sind.« Woodbridge trug einen dunkelbraunen Umhang, der von einer silbernen Schärpe gehalten wurde, und seine meergrünen Augen blickten nachdenklich drein.
    »Eine berechtigte Frage, Canon«, erwiderte sie. »Aber ich kann mir nicht denken, dass eine Spezies, die intelligent genug ist, um zu den Sternen zu reisen, einfach so auf Fremde schießt.«
    »Das ist schwer zu sagen.« Er zuckte die Schultern. »Wenn wir uns irren, könnten wir einen schlimmen Preis dafür bezahlen.« Er blickte hinauf zu dem klaren, hellen Himmel. »Es ist ja wohl offensichtlich, dass, wer auch immer den Kosmos erschaffen haben mag, für eine gewisse Entfernung zwischen seinen Schöpfungen gesorgt hat.«
    Sie zogen ihre Mäntel an und gingen nach draußen auf eine Terrasse. Die Nacht war kalt.
    Seabright lag nur ein paar hundert Kilometer nördlich des Äquators, aber Greenway war trotz des klingenden Namens keine besonders warme Welt. Der größte Teil der Bevölkerung lebte in den äquatorialen Breitengraden.
    Am Nordende der Terrasse, wo kein Gebäude störte, war eine Reihe von
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