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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts
Autoren: Jack McDevitt
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Hyperkomm-Transmissionen benötigten, um die Entfernung zurückzulegen.
    Jeder der Anwesenden war attraktiv und jugendlich, manchmal mit Ausnahme der Augen. Wie agil und vital die Menschen auch sein mochten, ihr wirkliches Alter sah man an ihren Blicken. Dort stand eine Härte, die mit den fortschreitenden Jahren kam, ein Verlust an Tiefe und Lebhaftigkeit. Kim war Mitte dreißig, besaß ein bezauberndes Gesicht und Haare, die so schwarz wie Rabenfedern glänzten. In einer früheren Zeit wären Männer für sie über Leichen gegangen. In ihre eigenen Zeit war sie nicht mehr und nicht weniger als ein Teil der Menge.
    »Wenn wir nach all der Zeit noch niemanden dort draußen gefunden haben«, sagte der Vertreter von Seabright Communications in diesem Augenblick, »dann kann es nur einen Grund dafür geben, nämlich, dass es niemanden zu finden gibt. Oder falls doch, ist die Entfernung so groß, dass es keinen Unterschied macht.«
    Sie gab ihre Standard-Antwort und räumte die große Stille ein, während sie gleichzeitig darauf hinwies, dass die Menschheit selbst nach acht Jahrhunderten immer noch erst ein paar Tausend Sternensysteme inspiziert hatte. »Sie könnten Recht haben«, schloss sie. »Vielleicht sind wir tatsächlich allein. Tatsache ist jedoch auch, dass wir es einfach nicht wissen können. Und deswegen versuchen wir es weiter.«
    Kim war für sich selbst längst zu dem Schluss gekommen, dass Seabright Recht hatte. Nicht eine Amöbe hatten sie bisher gefunden. Ganz kurz, zu Beginn des Raumfahrtzeitalters, hatte es Spekulationen gegeben, dass in Europas Meeren Leben existieren könnte. Oder in den Jupiterwolken. Sie hatten sogar ein Stück Meteoritengestein geborgen, das Beweise für Bakterien auf dem Mars enthalten sollte. Mehr extraterrestrisches Leben fand man nie.
    Noch immer zeigten Hände auf.
    »In Ordnung, eine weitere Frage«, sagte sie und erteilte Canon Woodbridge das Wort, einem wissenschaftlichen Berater des Großen Konzils der Republik. Er war groß, dunkelhäutig, bärtig und sah furchteinflößend aus, doch er war kongenial und geistesverwandt, jemand, der nichts Böses wollte. »Kim«, begann er, »warum glauben Sie, dass wir so viel Angst vor dem Alleinsein haben? Warum sehnen wir uns so sehr danach, dort draußen unsere Spiegelbilder zu finden?« Er blickte in Richtung der Schirme, wo die Techniker mit ihren beinahe zeremoniellen Aktivitäten fortfuhren.
    Woher um alles in der Welt sollte sie das wissen? »Ich weiß es nicht, Canon«, gestand sie.
    »Aber Sie sind eine der leitenden Gestalten des Leuchtfeuer-Projekts. Genau wie Ihre Schwester, die ihr Leben dem gleichen Ziel verschrieben hat.«
    »Vielleicht liegt es in unseren Genen.« Emily, genau genommen keine Schwester, sondern Kims Klon, war verschwunden, als Kim sieben Jahre alt gewesen war. Kim schwieg einen Augenblick, während sie über eine sinnvolle Antwort nachdachte, irgendetwas vom menschlichen Bedürfnis nach Kommunikation und Erforschung. »Ich vermute«, sagte sie dann, »viele von uns werden denken, das Leben ist sinnlos, falls das Universum dort draußen – oder zumindest dieser Teil davon – wirklich leer ist.« Sie wusste, es war viel mehr als das. Es war eine tief verwurzelte Sehnsucht, nicht allein zu sein. Doch als sie versuchte, es in Worte zu fassen, geriet sie ins Stottern, gab auf, verstummte und blickte zur Uhr.
    Nur noch eine Minute bis Mitternacht am Neujahrsabend im zweihundertelften Jahr der Republik und im Jahr sechshundert nach Marquands Landung. Nur noch eine Minute bis zur Detonation.
    »Wie sieht es mit der Zeit aus?«, fragte einer der Journalisten. »Verläuft alles nach Plan?«
    »Ja«, antwortete Kim. »Punkt zehn Uhr heute Morgen.« Das Hyperkomm-Signal von der Trent benötigte vierzehn Stunden und ein paar Minuten, um die 580 Lichtjahre vom Schauplatz der Detonation bis hierher zurückzulegen. »Ich denke, wir können davon ausgehen, dass die Nova unmittelbar bevorsteht.«
    Sie aktivierte einen Schirm an der Decke, und ein Bild des Zielsterns wurde sichtbar. Alpha Maxim war eine helle Sonne der Klasse AO. Hauptsächlich Wasserstofflinien. Oberflächentemperatur elftausend Kelvin. Helligkeit sechzig Mal höher als die von Helios. Fünf Planeten, allesamt nackt und leer. Wie jede andere bekannte Welt auch, mit Ausnahme der wenigen, die terraformiert worden waren.
    Es würde die erste von sechs Novae sein. Alle würden sich in einem Raumausschnitt von ungefähr fünfhundert Kubiklichtjahren
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