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Sprengstoff

Sprengstoff

Titel: Sprengstoff
Autoren: Stephen King
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Geschäftsmann hat heutzutage einen Bauchansatz. Das ist ein Erfolgssymbol, genau wie ein Delta 88. Du hast recht, George. Paß nur auf dein altes Herz auf und sieh zu, daß du keinen Krebs kriegst, dann wirst du achtzig Jahre alt.
    »Wie war’s heute?« erkundigte sie sich.
    »Ganz gut.«
    »Hast du dir die neue Fabrik in Waterford angesehen?«
    »Heute nicht.«
    Er war seit Ende Oktober nicht mehr draußen in Waterford gewesen. Ordner wußte das - ein kleiner Vogel mußte es ihm zugezwitschert haben -, daher die persönliche Notiz. Das , Gelände für ihre neue Fabrik war eine verlassene alte Textilmühle, und der kleine, schlaue Makler rief ihn immer wieder deswegen an. Wir müssen den Handel endlich abschließen, lag er ihm in den Ohren. Schließlich seid ihr nicht die einzigen im Westend, die an dem Projekt interessiert sind. Ich tue, was ich kann, beschwichtigte er ihn immer wieder. Sie müssen sich schon gedulden.
    »Was ist mit dem Haus in Crescent?« fragte sie. »Dem roten Ziegelgebäude?«
    »Kommt für uns nicht in Frage«, antwortete er. »Die wollen dafür achtundvierzigtausend Dollar.«
    »Für den Schuppen?« meinte sie entrüstet. »Das ist ja der reinste Nepp.«
    »Ja, das ist es.« Er nahm einen großen Schluck Scotch.
    »Was schreibt die gute alte Bea aus Baltimore?«
    »Das Übliche. Sie ist jetzt in einer bewußtseinserweitern-den Hydrotherapiegruppe. Ist das nicht ein Ding? Bart …«
    »Ja, das ist es wohl«, sagte er schnell.
    »Bart, wir müssen in dieser Sache endlich was unternehmen. Der zwanzigste Januar rückt immer näher, und eines Tages stehen wir auf der Straße.«
    »Ich tue ja, was ich kann«, sagte er gereizt. »Wir müssen uns einfach gedulden.«
    »Das kleine Kolonialhaus an der Union Street …«
    » … ist schon verkauft«, fiel er ihr ins Wort und trank sein Glas leer.
    »Das ist es ja, was ich meine«, rief sie wütend. »Es wäre für uns beide gerade richtig gewesen. Mit dem Geld, das die Stadt uns für unser Haus und das Grundstück gibt, hätten wir es leicht bezahlen können.«
    »Es hat mir nicht gefallen.«
    »In letzter Zeit scheint dir überhaupt nicht mehr sehr viel zu gefallen«, bemerkte sie mit einem überraschend bitteren Unterton. »Es hat ihm nicht gefallen!« fuhr sie den Fernseher an. Der nervige Negersingsang hatte angefangen.
    »Mary, ich tue wirklich, was ich kann.«
    Sie wandte sich zu ihm um und sah ihm ernst in die Augen.
    »Bart, ich weiß, was dieses Haus dir bedeutet …«
    »Nein, das weißt du nicht«, unterbrach er sie. »Du hast keine Ahnung!«

21. November 1973
    Über Nacht hatte sich eine dicke Schneedecke auf der Erde gebildet, und als die Bustüren sich öffneten und er auf den Bürgersteig trat, konnte er die Spuren der Menschen verfol-gen, die vor ihm dort entlanggegangen waren. Er bog um eine Ecke und ging die Fir Street hinunter, während er den Bus mit seinem leichten Tigerbrummen weiterfahren hörte.
    Johnny Walker fuhr an ihm vorbei. Er war auf dem Weg, seine zweite Wäscheladung an diesem Morgen abzuholen.
    Johnny winkte ihm aus der Kabine seines blauweißen Lieferwagens zu, und er grüßte zurück. Es war kurz nach acht.
    Der Arbeitstag in der Wäscherei begann um sieben Uhr in der Frühe, wenn Ron Stone, der Meister und Dave Radner, der die Aufsicht im Waschraum hatte, eintrafen und die Boiler einschalteten. Die Mädchen, die die Hemden bügelten, trudelten gegen halb acht ein, und die Mädchen, die die Schnellbügler bedienten, kamen gegen acht. Er haßte das Untergeschoß mit der Wäscherei, in dem die stumpfsinnige Arbeit gemacht wurde, in dem die Ausbeutung stattfand, aber aus irgendeinem unverständlichen Grund mochten die Männer und Frauen, die hier arbeiteten, ihn gerne. Sie sprachen ihn mit seinem Vornamen an, und bis auf ein paar Ausnahmen konnte auch er sie gut leiden.
    Er betrat das Gebäude durch den Lieferanteneingang und bahnte sich seinen Weg durch etliche Wäschekörbe, die noch vom letzten Abend rumstanden, weil die Wäsche noch nicht gebügelt war. Über alle Körbe war eine Plastikplane festge-zurrt, um den Staub fernzuhalten. Weiter vorn befestigte Ron Stone gerade den Treibriemen einer altmodischen Waschmaschine, während Dave und sein neuer Gehilfe, ein gewisser Steve Pollack, der sein Studium abgebrochen hatte, die riesigen neuen Maschinen mit Hotelwäsche füllten.
    »Hallo, Bart!« begrüßte Ron Stone ihn brüllend. Er brüllte immer, anstatt zu sprechen. Während der dreißig Jahre Unterhaltung
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