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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall
Autoren: Franziska Steinhauer
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wie man Vögel von Feldern weghält, würde ich mir einen Namen machen. Vielleicht bekäme ich sogar ein Stellenangebot. Amerika?« Sie seufzte. »Ich weiß, das klingt in Ihren Ohren schrecklich kindisch.«
    »Sie kamen hierher, um nachzusehen, was der Bauer als Lockmittel verwendet?«
    Zaghaftes Nicken.
    »Haben Sie denn den Gestank nicht bemerkt?«, staunte Nachtigall.
    »Doch. Aber erst spät. Ich kam von der windabgewandten Seite. Die unglaublich vielen Fliegen und Wespen sind mir als Erstes aufgefallen. Aber so richtig fasziniert war ich von den Vögeln! Die saßen auf jedem Baum, auf jedem Ast! Krähen zogen Kreise um die Vogelscheuche!« Sie schwieg abrupt.
    Der Ermittler gönnte ihr eine kurze Pause.
    »Bis ich den furchtbaren Geruch bemerkt habe, dachte ich mir eigentlich gar nichts dabei. Zu diesem Zeitpunkt vermutete ich, der Bauer habe eine Schweinehälfte dort aufgehängt!«
    »Eine Schweinehälfte?«
    »Ja. Das hielt ich nicht für unwahrscheinlich.«
    »Diese Methode hätten Sie aber nicht empfehlen können!« Nachtigalls Stimme kippte. Er räusperte sich.
    »Nein. Natürlich nicht.«
    Sie hatten die Stelle erreicht, an der ihr Fahrrad stand.
    »Man hätte den Duft auch synthetisch herstellen und eine mit Stroh gefüllte Puppe damit besprühen können.«
    »Nein. Denken Sie daran, dass in diesem Fall die gesamte Gegend stinkt. Bürgerproteste wären die Folge!«, warnte Nachtigall und sah ihr mit brennendem Neid nach, wie sie in Richtung Cottbus davonradelte. Er wäre auch gern von hier verschwunden.
     
    Widerwillig kehrte er an den Fundort zurück.
    Dr. März, der leitende Staatsanwalt, war inzwischen eingetroffen. Auch er drückte sich ein geblümtes Taschentuch vors Gesicht und wedelte mit der freien Hand hektisch durch die Luft, um die Fliegen zu vertreiben. »Da sind Sie ja endlich!«, begrüßte er den Hauptkommissar gereizt. »Sieht nach einem dieser Fälle aus, die Sie so lieben.«
    Peter Nachtigall zuckte zusammen.
    Er beschloss, diese ungerechte Aussage nicht zu kommentieren. Es lag schließlich nicht an ihm, dass er es in den letzten Jahren mit sonderbaren Verbrechen, Tätern und Motiven zu tun bekommen hatte.
    »Informationen über das Opfer?«, blaffte Dr. März, weiterhin schlecht gelaunt.
    »Nein. Im Moment ermitteln wir den Besitzer des Feldes. Der Fundort ist wahrscheinlich nicht der Tatort – aber mit Sicherheit können wir das erst sagen, wenn wir die Todesursache kennen.«
    »Die zu ermitteln, wird ein ziemliches Problem werden. Ist ja nicht allzu viel Gewebe übrig, dem Gestank nach zu urteilen. Dr. Pankratz ist im Übrigen schon auf dem Weg.«
     
    In einer den Atem raubenden Staubwolke raste ein weißer SUV heran. Kaum stand der Wagen, sprang auch schon ein schlanker, hochgewachsener junger Mann heraus. Hektisch sah er sich nach allen Seiten um, schob die verspiegelte Sonnenbrille in die halblangen, blonden Haare und kam breitbeinig und mit wiegenden Hüften im Cowboyschritt näher. Nachtigall bekämpfte den Drang, laut zu lachen, wandelte das dennoch entstehende Geräusch in trockenes Husten um.
    Seine Miene blieb ernst.
    »Wer ist denn das?«, kam es taschentuchgedämpft aus Dr. März’ Richtung. »In einem weißen Lexus!«
    »Ich schätze mal, das ist der Bauer, auf dessen Feld die Scheuche steht.«
    »Blödsinn. So sieht doch kein Bauer aus!«, gab der Staatsanwalt ungehalten zurück.
     
    Das stimmt allerdings, räumte Nachtigall in Gedanken gutmütig ein, als er dem stattlichen Mann in seinem weißen Zweireiher mit schwarzem T-Shirt und ebenfalls schwarzen italienischen Schuhen die Hand entgegenstreckte. »Peter Nachtigall, Kriminalpolizei Cottbus, Mordkommission.«
    »Dr. März, Staatsanwaltschaft.«
    »Peer August Zircinsky.« Der Neuankömmling wies auf die Einsatzfahrzeuge und die polizeiliche Absperrung. »Was geht hier vor?«, fragte er drohend. »Nachbarn haben mich angerufen und mir erzählt, auf meinem Feld sei die Polizei. Und dann steht hier die Mordkommission?«
    »Nun, Ihre Nachbarn haben nicht gelogen, es stimmt, die Polizei ist hier. Haben Sie diese Vogelscheuche aufgestellt?«, fragte Nachtigall in einem Ton, der deutlich machte, dass er nicht zu diskutieren beabsichtigte.
    »Ja. Es ist immerhin einen Versuch wert.«
    »Wann genau?«
    »Warten Sie … Das muss etwa sechs Wochen her sein. Ich habe mit meiner Tochter das Stroh zusammengebunden, wir finden, mit gefüllten Ärmeln sieht es einfach besser aus. Aber was zum Henker ist an einer Vogelscheuche
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