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Soul Kitchen

Soul Kitchen

Titel: Soul Kitchen
Autoren: Jasmin Ramadan
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Tische mit rot-weiß karierten Deckchen, wie Zinos sie aus Bud-Spencer-Filmen kannte. Als der Vater damals einen Videorekorder gekauft hatte, wurden alle in der Familie gleichermaßen abhängig davon.
    Zinos stand eine Weile einfach nur da und wollte das schöne runde Mädchen nicht stören. Sie strich die Deckchen auf den Tischen glatt, als würden die ersten Gäste frühestens morgen kommen. Das Mädchen kam plötzlich auf den Eingang zu und sperrte drei Schlösser auf. Als die Tür sich öffnete, sah sie Zinos an, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Kann ich was für dich tun?«
    Ihr Gesicht war aus der Nähe noch schöner.»Ja, äh … Ich wollte nur fragen, ob ihr eine Aushilfe braucht oder so.«
    »Oder so?«, meinte sie und zog die Augenbrauen hoch. Zinos fragte sich, um wie viele Jahre sie älter war als er.
    »Arbeit eben. Egal, was.«
    Er zuckte ein bisschen zu oft mit den Schultern und kratzte sich am Bein, obwohl es gar nicht juckte.
    »Hast du schon mal Gastro gemacht?«, fragte sie etwas netter.
    »Ähm, ich hab meiner Mutter schon in der Küche ausgeholfen
    Sie lachte.
    »Na dann. Der Chef ist hinten, komm rein und warte kurz, ich guck mal, ob er Zeit hat. Wir könnten wirklich jemanden brauchen. Ab Winter ist wieder mehr los, wegen Kino, und weil die anderen ihre Terrassen schließen.«
    »Ich brauche einfach nur dringend einen Job – egal, was.« »Klingt gut. Willst du was trinken?«
    »Gerne, ’ne kalte Cola aus der Flasche.«
    Sie bat ihn herein und stellte ihm eine Flasche auf einen Tisch, der etwas abseits stand und nicht eingedeckt war.
    »Das ist der Personaltisch, du kannst dich ruhig setzen.«
    »Dann sieht das wohl gut für mich aus.«
    Sie verzog keine Miene und sagte:
    »Vielleicht. Ich bin übrigens Bo.«
    »Wie Bo Derek?«
    »Nee, wie Bogdana, ich bin Jugo.«
    »Aha, tut mir leid.«
    »Wieso?«
    »Na ja, ist doch Krieg bei euch.«
    »Ja, aber damit hab ich doch nichts zu tun. Wir haben unser Ferienhaus in Kroatien; jetzt können wir natürlich nicht mehr hin. Ich find’s beschissen, ich war diesen Sommer in Griechenland. Last Minute, all inclusive. Ich war drei Wochen besoffen und fast nur nachts am Strand.«
    »Ich bin Grieche. Zinos übrigens.«
    »Ich dachte, ihr heißt alle Jannis und Jorgos. Ich hab schon mit drei Jannis was gehabt! Beachparty, du verstehst ...
    Zinos wusste nicht, was er dazu sagen sollte.
    Illias hatte ihn vor solchen Frauen immer gewarnt. Bogdana verschwand nach hinten, und Zinos stellte sich ihren nackten Hintern unter der engen roten Schürze vor. Nach ein paar Minuten kam sie zurück, hinter ihr ein Typ, der tatsächlich ein bisschen so aussah wie der Typ aus der Colawerbung in der Wüste. Nur ungefähr zwanzig Jahre älter.
    »Du willst also bei uns arbeiten, Zinos?«
    Er gab Zinos nicht die Hand und setzte sich an den Tisch. Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort:
    »Warum hier?«
    »Ich wohne hier in der Nähe.«
    »Das ist schon mal gut. Bist du zeitlich gebunden, oder kannst du auch mal spontan einspringen?«
    »Ich kann immer!«, sagte Zinos begeistert – und eine Spur zu laut.
    »Warum? Studierst du nicht?«
    »Nee.«
    »Machst du was anderes?«
    »Was denn anderes?«
    »Was weiß ich – Schauspieler, Gitarrist oder so ein Quatsch! Also, was sind deine Interessen?«
    »Ich hab grad keine Interessen – außer hier zu arbeiten.« »Willst du – vielleicht Koch werden?«
    »Ja, warum nicht!«
    Zinos fand sofort, dass das eine gute Idee war.
    »Hey!, Vorsicht! Ich bin nicht der Scheißberufsberater. Ich bin bloß Udo.«
    »Sind Sie kein Italiener?«
    »Nur halb. Mutter ist deutsch, Papa aus Turin. Ich bin Udo Pavese. Deswegen heißt der Laden ja auch so.«
    »Wie?«
    »Na, mein Palast! Paveses Pizza-Palast ! Kannst du lesen? Mir egal. Hauptsache, du kannst hören. Du kannst morgen früh vorbeikommen, dann zeig ich dir alles. Du arbeitest richtig mit auf Probe beim Mittagstisch, da ist in der Küche genug los, um zu sehen, ob du ’ne Heulsuse bist oder nicht. Du kannst doch Salat waschen und auf Tellern verteilen? Zu jedem Essen gibt’s hier Salat. Dressing machen wir mittwochs; der Eimer reicht die Woche. Richtiges Essen gibt’s hier nur hinter den Kulissen. Unser Publikum will Pizza und Pasta nach Nummern und Salat in Streifen. Wer zahlt, kriegt seine Wünsche erfüllt, und Musik gibt’s aus den Charts, dann bleiben die Leute länger und saufen weiter. Gute Musik läuft hier nur nach Feierabend! Magst du Innereien?«
    Bo, die direkt hinter Udo
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