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SOS am Gipfelkreuz

SOS am Gipfelkreuz

Titel: SOS am Gipfelkreuz
Autoren: Ralf Lilienthal
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noch werden!
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klemmte sich das Buch unter den Arm und ging damit zurück in den Gastraum. Dort saßen die beiden Frauen schwatzend beim Frühstück. Auch Anna und Dorian waren da. Während Dorian das Wort führte und mit großen Gesten irgendetwas zum Besten gab, klebte Anna geradezu an seinen Lippen. Sie bemerkte Benny nicht mal.
    Wie kann man nur auf so einen Großkotz abfahren? Benny hatte genug gesehen und endgültig die Nase voll. Er begrüßte nur kurz seine Mutter, zog sich Jacke und Schuhe an und lief nach draußen.
    Er musste weg hier. Die Sonne war inzwischen hinter dem hohen Gipfel, der das Hochtal nach Osten abschloss, hervorgekommen. Es war noch immerein wenig frisch, aber die klare, kalte Luft half ihm dabei, seinen Ärger hinter sich zu lassen.
    Zunächst streifte Benny in immer größeren Kreisen um die Hütte. Was ihn besonders reizte, waren die glitzernden Steine, die überall zwischen den Felsbrocken im Sonnenlicht blinkten und leuchteten.
    Kristalle zogen ihn geradezu magisch an. Als er noch im Kindergarten gewesen war, hatte er immer wieder versucht, mit einem kleinen Hammer Kieselsteine zu zerschlagen. Das kleinste Glitzern hatte ihn an Diamanten und andere Edelsteine glauben lassen.
    Nach und nach wurde Benny eifriger. Er fing an, systematisch größere Steine beiseitezurollen und tiefer zu buddeln. Hin und wieder fand er dann auch kleine, schmutzig braune Kristallrasen oder große Kristall-Bruchstücke, die für ihn so etwas wie ein Versprechen auf den großen, geheimnisvollen Bergkristall waren, der da irgendwo auf ihn wartete.
    Einmal glaubte er von ferne seinen Namen zu hören. Wahrscheinlich Mama, dachte er, hoffte aber insgeheim, dass es Anna gewesen war, die ihn vielleicht vermisste.
    Als er dann doch irgendwann auf die Uhr schaute,war er wirklich überrascht: gleich elf! Sollte er wirklich schon über zwei Stunden hier herumgelaufen sein?
    Benny sah zum Himmel und hatte den Eindruck, dass auch dort oben inzwischen viel passiert war.
    Er holte sein Wetterbuch, das er auf einem der Felsen abgelegt hatte, und verglich das, was er sah, mit den Bildern. War der Himmel heute früh noch ganz klar und offen gewesen, hatte man jetzt das Gefühl, als wäre sehr weit oben ein milchiger Schleier aufgezogen. ›Ein vormittäglicher Gewitterkünder‹ las er dazu in seinem Buch und schüttelte den Kopf, als wollte er den Gedanken an die Szene von gestern Abend loswerden. Halt bloß deinen Mund, bevor du dich noch mal lächerlich machst!
    Jetzt jedenfalls wollte er erst einmal weiter nach Kristallen suchen. Er klemmte sich sein Buch unter den Arm und stieg den weglosen Hang weiter hinunter. Immer häufiger wurde das Grün der mageren Wiesen von großen Felsen und Geröllflächen, von ganzen Bergen kleiner und kleinster Steinchen unterbrochen.
    Wieder einmal glitzerte da etwas zwischen denstumpfen Felsbrocken auf. Der Stein lag am unteren Ende eines kleinen, aber sehr steilen Geröllfeldes. Dorthin zu gelangen würde ein wenig Akrobatik bedeuten.
    »Also, mein Junge, schön vorsichtig, dann ist das doch ein Kla…«
    Benny hatte seinen Satz noch nicht zu Ende gesprochen, da war er auch schon unterwegs nach unten! Er hatte versehentlich einen größeren Stein losgetreten und damit eine kleine Lawine in Gang gesetzt. Während er fiel, polterten rechts und links dicke Steine an ihm vorbei. Wie durch ein Wunder hielt er nicht nur fünf Meter tiefer plötzlich an, auch die Felsbrocken schienen eine Art Slalom um ihn herum gemacht zu haben.
    Schwer atmend und zittrig, mit leichten Schürfwunden an den Händen und von oben bis unten weiß eingestaubt, blieb Benny zunächst einmal liegen. Als er sich dann aufrappelte, hinkniete und gerade aufstehen wollte, hielt er urplötzlich den Atem an. Direkt neben seiner linken Hand lag der größte und klarste Bergkristall, den er je außerhalb eines Museums gesehen hatte.
    Es war ein Zwilling, zwei sicherlich 16 und 20   Zentimeter lange, schmale und sehr ebenmäßige Kristalle, die aussahen, als hätte sie der Berg erst vor ganz kurzer Zeit freigegeben.
    Benny kniete sicherlich fünf Minuten auf der Stelle und betrachtete seinen Wunderstein von allen Seiten. Erst als seine Oberschenkel krampften, richtete er sich vorsichtig auf, nahm den Bergkristall behutsam in die Rechte und verließ das Schuttfeld kriechend und balancierend, bis er wieder festen Boden unter den Füßen hatte.

Querfeldein mit dem GPS
    »Aah! Schaut mal, was der Junge gefunden hat!«
    Der
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