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SOS am Gipfelkreuz

SOS am Gipfelkreuz

Titel: SOS am Gipfelkreuz
Autoren: Ralf Lilienthal
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den er sonst nur zu hören kriegte, wenn er etwas ausgefressen hatte, drehte er sich endlich um.
    »Wir haben da drinnen unsere Brotzeit vorbereitet, kommst du endlich auch?«
    »Was? Warum denn, ich möchte so lange zugucken, bis sie die beiden sicher runtergebracht haben. Außerdem«, Benjamin zeigte hinunter ins Tal, »kommt da der Hubschrauber! Das
muss
ich einfach noch sehen!«
    Bennys Mutter wollte ihn gerade noch einmal mit energischen Worten in die Hütte bitten, als ihr Blick auf den alten Gegenbauer fiel. Während sämtliche Lachfalten in seinem Gesicht sichtbar wurden, nickte er ihr freundlich zu.
    Für einen Moment war Bennys Mutter etwas irritiert. Dann lächelte sie zurück und wandte sich wieder Benny zu.
    »Na gut, dann bis gleich«, sagte sie.
    »Super, Mama!«
    »Ich bring den Jungen später mit rein. Es dauert jetzt nicht mehr lange!«

Ein ungemütlicher Hüttenabend
    Etwas später betrat auch Benny den Gastraum der Hütte. Die Rettungsaktion war glücklich beendet. Die stark ausgekühlten und völlig erschöpften Bergsteiger waren trotz ihrer Verletzungen noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen.
    Als Benny sich nach seinen Leuten umsah, stutzte er. Die beiden Familien hatten einen der großen Ecktische für sich ergattert. Doch saßen zwischen ihnen ein Mann, den er noch nie gesehen hatte, und neben diesem ein Junge, der etwa in Bennys Alter sein mochte und sich angeregt mit Anna unterhielt.
    »Du musst Benny sein. Setz dich, Junge, und lang ordentlich zu!«
    Der Unbekannte zeigte auf den freien Platz und schob Benny eine große Schüssel Schinkennudeln zu. Während Benny hungrig eine riesige Portion verschlang, sah er sich die beiden Fremden etwasgenauer an. Ganz ohne Zweifel, sie waren Vater und Sohn   – die gleiche Nase, der gleiche schmallippige Mund, der gleiche arrogante Blick!
    »Stell dir vor«, sagte Bennys Mutter, die seinen forschenden Blicken gefolgt war, »dein Vater und Herr Weißhaupt kennen sich! Er ist der Architekt des Plaza. Weißt du? Das Einkaufscenter, an dem Papas Firma zurzeit arbeitet. Und das ist   …«
    »Dorian. Wir machen Vater-und-Sohn-Urlaub. Ich habe zwar wenig Zeit, aber die muss man sich eben manchmal nehmen, was, Krüger?«
    Das galt Bennys Vater. Der nickte nur knapp, antwortete aber nicht.
    »Und was machen Sie für das Plaza?« Dorian, der zusammen mit Anna die ganze Zeit auf seinem iPod herumspielte, hatte seine Frage zwar an Bennys Vater gerichtet, sah ihn dabei aber nicht mal richtig an.
    Wieder war Herr Weißhaupt schneller. »Krüger arbeitet als Schreiner für den alten Tambichler!«
    »Schreiner? Ah so   …«, antwortete Dorian. Er schnappte sich seinen iPod von Anna zurück und fing an, ihr irgendwelche atemberaubenden Details darüber zu erzählen.
    Inzwischen achtete keiner mehr auf Benny. Er dagegen beobachtete aufmerksam, was sich zwischen den Erwachsenen abspielte. Herr Weißhaupt gab weiterhin großspurig den Ton an. Und während die beiden Väter so aussahen, als hätte ihnen jemand die Suppe versalzen, hörten ihre Mütter zwar höflich zu, schienen sich dabei aber auch ihren Teil zu denken.
    »Und, Herr Weißhaupt«, platzte es schließlich aus Bennys Vater heraus, als der Architekt gerade einmal Luft holen musste, »wohin werden Sie morgen aufbrechen? Zur nächsten Hütte, was?«
    »Nein, Krüger! Morgen geht’s auf eine echt anspruchsvolle Tour! Wir werden hier von einem Führer abgeholt und gehen hoch auf die Hornspitze und dann den Mangbach-Steig hinunter   – wird nicht ganz leicht werden. Kann ich Ihnen ja bei Gelegenheit von berichten!«
    »Auf die Hornspitze?« Ungläubig sah Annas Vater in die Runde.
    »So?«, sagte Bennys Vater mit einer etwas heiseren Stimme. »Ja   … wir zwei«, er zeigte dabei auf Annas Vater und sich, »werden die Tour auch mitmachen.«
    »Ach ja   …« Auch Herr Weißhaupt schien leicht irritiert. »Nun, schön, dann gehen wir also gemeinsam. Da wird sich Dorian auch freuen, wenn er den Tag über nicht so alleine ist.«
    Genau, dachte Benny, und ich erst! Stundenlang mit diesem Angeber auf der Hütte   – was könnte es Schöneres geben?
    Die beiden Väter jedenfalls schienen bedient und standen plötzlich gleichzeitig auf. Sie murmelten irgendetwas von ›frische Luft schnappen‹ und waren im nächsten Moment verschwunden.
    Etwas später folgte ihnen Benny nach draußen. Als er sich noch einmal zu Anna und Dorian umwandte, wusste er, dass es immer noch schlimmer kommen konnte. Die
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