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Sophies schlimme Briefe (German Edition)

Sophies schlimme Briefe (German Edition)

Titel: Sophies schlimme Briefe (German Edition)
Autoren: Kirsten Boie
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meinen pinken Neon.jpgt gegeben, der ist noch
fast
ganz neu, und Piesel hat mir ihren Ring mit dem leuchtenden Herzen gegeben, das ist ganz aus kleinen Glitzersteinen in Weiß und Grün. Aber die sind nicht ganz echt, sonst würde Piesel den Ring bestimmt nicht tauschen.
    Hab ich da nicht Glück gehabt, liebe Omi? Der Ring ist das Schönste, was ich habe, und ich kann ihn aufsetzen, wenn ich mein Kleid mit dem Kragen anziehe und die dünne Strumpfhose. Die ist fast so wie echte Frauenstrümpfe.
    Ich darf nicht vergessen, dir gute Besserung zu wünschen, sagt Mama. Gute Besserung, liebe Omi. Demian hat heute Nacht schon wieder gespuckt. Wenn es ein neuer Virus ist, bringt sie sich um, sagt Mama.

    PS Omi, der Neon.jpgt ist mir schon dreimal runtergefallen (oder noch öfter), jetzt bricht er beim Anspitzen bestimmt immer ab. Hab ich Piesel jetzt beschummelt? Sie hat aber nicht danach gefragt. Hab ich oder nicht?

[zurück]

    Bei Demian ist es kein neuer Virus, nur die Zähne. Er stellt sich wirklich an. Ich hab auch lauter neue, unten zwei und oben kommt auch einer, und ich spucke nicht deswegen und ich schreie nachts auch nicht. Mama sagt, Gott sei Dank.
    In der Schule haben wir heute eine schöne Karte gebastelt für den Muttertag. Hat Mama dir auch immer was gebastelt zum Muttertag, als sie ein Kind war, liebe Omi? Dieses Jahr bastelt sie nichts, freu dich mal lieber nicht, sonst bist du nur enttäuscht. Sie hat so viel um die Ohren mit dem Schreibaby Demian.
    Wir sollten auf unsere Karte ein Gedicht schreiben, das hat Frau Meier an die Tafel geschrieben. Es war aber sehr lang und ziemlich albern, alles mit Frühling. So was schreib ich nicht. Ich hab mir lieber selbst eins ausgedacht, extra für Mama. Die erste Reihe hatte ich gleich, die geht:
    »Wenn Demians Zahn da ist, geht es dir besser«, aber dann ist mir kein Wort eingefallen, das sich auf »besser« reimt, nur »Messer«. Ich hab Piesel gefragt, aber die hat das langweilige Gedicht von der Tafel abgeschrieben und wollte nicht gestört werden. Dann ist mir noch »Menschenfresser« eingefallen, aber das ist ja auch nicht gut für ein Muttertagsgedicht. Ich hab ausprobiert:

     
    Ich finde, das klingt sehr gut, auch wenn es ja nicht wahr ist. Aber ich hab gleich gewusst, Frau Meier sagt, es passt nicht zum Muttertag. Da muss kindliche Dankbarkeit drin sein. Dann ist es mir zum Glück eingefallen, nämlich:
    Wenn Demians Zahn da ist, geht es dir besser.
    Zum Muttertag kriegst du ein
    Kartoffelschälmesser.
     
    Weil, nämlich, liebe Omi! Das sucht Mama doch schon so lange! Und jetzt schält sie die Kartoffeln immer mit dem Brotmesser, aber sie sagt, es ist eine Schande. Sie flucht auch sehr. Bestimmt freut sie sich, wenn sie ein neues Kartoffelschälmesser kriegt. Ich bin so glücklich gewesen über das Gedicht, das kannst du gar nicht glauben. Darum bin ich gleich nach vorne gegangen und hab es Frau Meier gezeigt. Aber sie hat gesagt, zum Muttertag soll man was mit Blumen schreiben. Und mit Vöglein und Sonne und dass man seine Mutter lieb hat. Das weiß Mama aber sowieso und das mit dem Messer weiß sie nicht. Und manchmal hab ich sie übrigens auch
nicht
lieb, das kann keiner verlangen. Wenn sie blöde ist, nicht. Ich hab meins also doch geschrieben und dann hab ich eine ganz süße kleine Katze draufgemalt, die sieht nur ein
winziges bisschen
aus wie ein Hase. Aber kein bisschen wie ein Hund. Sie ist so süß, am liebsten würde ich die Katze selber behalten. Piesel hat Blumen gemalt und eine Sonne mit Lachgesicht. Ich hab gesagt, die echte Sonne hat auch kein Lachgesicht, aber Frau Meier hat Piesel trotzdem gelobt. Weil sie nämlich das Gedicht von der Tafel abgeschrieben hat.
    Meine Katze hat Frau Meier nicht gelobt. Sie hat nur gesagt: »Ostern ist längst vorbei, Sophie. Dass du auch immer so eigensinnig sein musst!« Dann hat sie alle Karten eingesammelt. Liebe Omi, gute Besserung für deine Hüfte.

    PS Ich weiß, wo das Kartoffelschälmesser ist. Im Garten zwischen den Haselnusssträuchern verbuddelt. Leider ist die Spitze ab. Ich musste damit schnitzen.

[zurück]

    Nun wird es wieder nichts mit einem fröhlichen Brief. Weil, nämlich!
    Heute Nachmittag hab ich mit Piesel draußen gespielt, wir hatten nur ganz wenig Hausaufgaben auf. Lesen, das ist ja eierleicht.
    Zuerst haben wir die Ameisen vor der Haustür mit heißem Wasser aus Mamas Wasserkessel begossen. Die sind so frech, das glaubst du gar nicht. Gestern waren drei Stück im Gästeklo, Mama
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