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Sonnenfinsternis

Sonnenfinsternis

Titel: Sonnenfinsternis
Autoren: Sandra Todorovic
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Meinung.
“Hallo, kann ich dir irgendwie helfen?”, fragte sie immer noch freundlich lächelnd.
“Ja. Es ist so, ich bin neu an der Elias und finde die Duschen nicht. Könntest du mir zeigen, wo die sind?”, fragte ich.
“Na sicher, kein Problem. Warte kurz”, sagte sie, ging zurück ins Zimmer und stellte die Musik ab. “Folge mir. Ich bin Alexis Flemming. Du bist bestimmt Olivia”, stellte sie fest. Sie hatte ebenfalls einen britischen Akzent.
“Ja die bin ich. Freut mich dich kennenzulernen, Alexis. Woher weißt du, wer ich bin?”, fragte ich überrascht. Wahrscheinlich wurde schon an der ganzen Schule, über mich geredet. Das fehlte mir gerade noch.
“Ich habe Miss Frost gehört, als sie mit der Sekretärin über deine Ankunft geredet hat. Es gibt nicht viele an der Elias mit einem eigenen Zimmer. Ich habe auch ein Eigenes. Meine Eltern übertreiben es manchmal.”
„Ich hab wohl eins bekommen, wegen dem schlechten Gewissen meiner Eltern, weil sie mich hierher ins Exil geschickt haben. Zumindest denke ich das bei meinem Vater. Mom hatte hier die beste Zeit ihres Lebens, sagt sie zumindest immer.” Überrascht von meiner Ehrlichkeit einer Fremden gegenüber, zuckte ich ein wenig zusammen.
Ich war nie eine besonders scheue Person gewesen, trotzdem beachtete ich immer, was meine Eltern mir beigebracht hatten oder besser gesagt von klein auf, eingebläut haben. Vertraue nur denen, die du kennst - war ihre Devise. Es war so tief in mir drin, das dieses Misstrauen automatisch bei Fremden aufkam.
“Ach, mach dir keine Sorgen, so schlimm ist es hier gar nicht, warte erst einmal, bis du die Anderen kennengelernt hast”, sagte sie lächelnd und öffnete eine Tür. “So … das ist die Dusche. Ich hoffe wir sehen uns morgen beim Unterricht. Gute Nacht, Olivia.”
“Danke, fürs herbringen. Bis morgen im Unterricht”, sagte ich, ehrlich froh schon jemanden zu kennen.
Eigentlich war es gar nicht so schwer gewesen. Ich war sogar an der Tür vorbei gekommen, doch hatte nicht das Zeichen daran gesehen, was die Duschen markierte. Wenigstens wusste ich, wie ich in mein Zimmer zurückkam.
Niemand ausser mir, war im Waschraum. Ich zog meine Sachen aus und ging in eine der zwölf Kabinen. Das heiße Wasser ließ mich den Tag vergessen. Den Abschied von Mom, der eher im Streit stattfand, weil ich so Wut geladen war und den Abschied von meinem verrückten aber liebevollen Vater.
Mit dem Handtuch auf dem Kopf ging ich zurück in mein Zimmer. Ich fand es schneller, als ich die Dusche gefunden hatte. Nachdem ich mir die Haare geföhnt hatte, setzte ich mich an meinen Schreibtisch und schaute mir den Stundenplan kurz an, um mir meine Stunden zu merken. Ich wollte nicht den ganzen Tag, mit einem Zettel vor der Nase herumlaufen.
Danach nahm ich mir mein Buch und legte mich ins Bett. Ich las gerade „Sinn und Sinnlichkeit“ von Jane Austin. Da es bei mir durch die Hilfe meiner Eltern an Romantik mangelte, kann ich mir wenigstens vorstellen, wie es wäre. Ich las, bis mir die Augen brannten.
Draußen hatte es wieder angefangen zu regnen. In Santa Barbara war Kälte ein Fremdwort. Ich würde tatsächlich Strümpfe unter meinem Rock tragen müssen, um nicht zu frieren. Hoffentlich durften wir auch Hosen anziehen. Ich wollte nicht unbedingt, die nächsten zwei Jahre in einem blauen Rock verbringen.
Trotz Müdigkeit hatte ich Probleme einzuschlafen. Ich vermisste mein zu Hause und auch die Zeitumstellung machte mir jetzt etwas zu schaffen. Irgendwann, mitten in der Nacht, schlief ich schließlich todmüde ein.

Als der Wecker um sechs Uhr klingelte, stand ich schneller auf, als ich es sonst getan hätte, da ich sowieso nicht richtig geschlafen hatte. Ich wusch mir das Gesicht und putzte mir schnell die Zähne, bevor ich mir die Uniform aus dem Schrank holte. Ich zog mir den Rock, die weiße Bluse, die Krawatte und den Blaser an.
Ich schaute mich im Spiegel an. Irgendwie werde ich mich schon daran gewöhnen. Diesen Satz werde ich mir wohl noch öfters sagen müssen. Solange, bis ich es mir selbst glaubte. Ich schüttelte kurz meine Haare aus. Sie saßen meistens, wie sie wollten, da brauchte ich es nichts zu versuchen sie in irgendeine Form zu bringen.
Plötzlich klopfte es an meiner Tür. Ich öffnete sie. Überrascht glotzte ich Alexis an.
“Guten Morgen, Olivia, ich dachte mir ich begleite dich zum Frühstück”, sagte sie lächelnd.
“Morgen, Alexis, ist nett von dir, mich abzuholen”, sagte ich froh darüber nicht
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