Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenfinsternis

Sonnenfinsternis

Titel: Sonnenfinsternis
Autoren: Sandra Todorovic
Vom Netzwerk:
verlaufen.“
“Gut, dann sehen wir uns morgen im Unterricht. Der Stundenplan und die restlichen Schulunterlagen liegen in Ihrem Zimmer. Wie sie sicher schon gesehen haben, bei uns an der Elias ist Schuluniform Pflicht”, sie betonte das Wort Pflicht derart scharf, als hätte ich geplant morgen in Unterwäsche im Unterricht zu erscheinen.
“Vielen Dank, Miss Frost, ich werde natürlich die Uniform anziehen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag”, sagte ich so höflich, wie ich konnte und hoffte sie würde endlich gehen.
“Danke, ich wünsche Ihnen dasselbe”, sagte sie mit einem knappen, kühlen Lächeln auf den Lippen. Sie drehte sich um und ging die breite Treppe wieder hinunter, die wir vorhin hochgekommen waren.
Ich atmete tief ein, öffnete meine Tür und trat ein. “Aaaa…!”, schrie ich erschrocken los, während ich peinlich herumzappelte und dabei fast wieder zur Tür hinausflog. “Oh mein Gott”, brachte ich gequetscht heraus. Ich hielt mir die Hand an die Brust. Mein Herz rotierte, wie der Propeller eines Flugzeugs. “Du hast mich gerade zu Tode erschreckt”, sagte ich.
In meinem Zimmer stand ein Junge, der mich dermaßen überrascht ansah, dass man denken könnte, er hätte einen Geist gesehen. Er hatte tiefschwarze Haare, kurz und perfekt frisiert. Er lächelte nicht. In seinen dunklen, grünen Augen sah ich das immer noch anhaltende Erstaunen. Er durchbohrte mich regelrecht damit.
Ich ertappte mich dabei, wie ich ihn anstarrte. Und wahrscheinlich bemerkte er es auch, weil ein kleines Lächeln seine Lippen umspielte. Na ja, er hatte mich ja auch angestarrt, also stand es mir genauso zu, wie ihm.
“Tut mir leid”, entschuldigte er sich. “Es war nicht meine Absicht, dich so zu erschrecken.”
“Du musst Olivia sein. Ich bin Jayden Evens”, stellte er sich vor. “Ich bin gleich wieder weg, hab nur den Rest von deinen Sachen hochgebracht. Du hast ganz schön viele Kleider”, sagte er etwas nervös, während sich wieder ein Lächeln auf seinen Mund zeigte.
Er musste der Junge von vorhin sein, der an mir vorbei gerauscht war.
“Äh … ja … ich bin Olivia Moor”, stammelte ich. “Danke, dass du meine Koffer getragen hast.“
Ich ging auf ihn zu und streckte ihm meine Hand entgegen. Als er sie nahm, war sein Lächeln schlagartig verschwunden. Es verstrichen nur ein paar Sekunden der Stille, die mir aber wie eine Ewigkeit vorkamen, während er mich mit seinen grünen Augen durchbohrte, bis ich bemerkte, dass ich immer noch seine Hand hielt.
“Ich sollte jetzt gehen, willst dich sicher ausruhen”, sagte er kühl und distanziert.
“Ja klar”, murmelte ich vor mich hin.
“Bis dann”.
“Ja, bis dann”, sagte ich und schloss die Tür meines Zimmers.
Ich war froh, dass der peinliche Moment vorüber war. Und dennoch fragte ich mich, warum er sich so seltsam verhalten hatte, aber ich wollte mir für heute keine Gedanken mehr darüber machen.
Mein Zimmer war groß und hell. Mom hatte mir extra, einen großen Kleiderschrank herbringen lassen. Ich fand es unnötig, doch jetzt war es gar nicht so schlecht. Ich besaß mehr Sachen, als ich dachte. Am Fenster stand ein leerer Schreibtisch aus Holz und links davon mein Bett, mit blauer Bettwäsche bezogen. An der Wand neben der Tür eine kleine Kommode, mit meiner Stereoanlage darauf, die Mom auch gleich herbringen ließ, mit all meinen CDs.
Ich zog meine Lederjacke aus, hing sie über den Stuhl beim Schreibtisch, legte eine CD ein und fing an meine Koffer auszupacken. Ich verbrachte den ganzen Nachmittag damit meine Sachen zu sortieren. Gegen sechs Uhr hatte ich alles in meinen Schrank eingeräumt.
Jetzt hatte ich endlich Zeit zu duschen. Ich schnappte mir frische Unterwäsche, ein T-Shirt, Jogginghosen, ein Handtuch und begab mich auf die Suche nach den Duschen. Mein Zimmer hatte ein WC, aber leider keine Dusche. Ich hoffte, sie ohne Hilfe zu finden. Nach etwa zehn Minuten und drei Etagen, hatte ich es aufgegeben.
Ich hatte keine Wahl, ich musste jemanden fragen. Also klopfte ich an der Tür neben meinem Zimmer. Als sie aufging, stand ein Mädchen vor mir mit langen schwarzen Haaren, die ihr bis zur Mitte ihres Rückens gingen, wunderschönen großen braunen Augen und einem Lächeln, das ihre makellosen weißen Zähne zeigte.
“Hallo”, begrüßte ich sie möglichst nett lächelnd, um nicht allzu ernst zu wirken. Mom behauptete, ich würde die Menschen damit abschrecken. Und anscheinend legte ich, irgendwo in mir drin, Wert auf ihre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher