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Sonnenfinsternis

Sonnenfinsternis

Titel: Sonnenfinsternis
Autoren: Sandra Todorovic
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nicht zu merken, wie sehr ich mich danach sehnte, schnellstmöglich diesen Ort wieder zu verlassen.
“Es wird gleich jemand kommen, um ihre Koffer in ihr Zimmer bringen. Wo Sie sich dann auf den morgigen Tag, vorbereiten können”, noch während sie sprach, kam uns ein Junge entgegen.
Er trug blaue Hosen, dazu eine blaue Jacke mit einem Emblem, wahrscheinlich das Schulwappen. Darunter ein weißes Hemd mit Krawatte. Er war sehr groß, trotz meiner 1.70m, sah ich, mit höchster Wahrscheinlichkeit, neben ihm aus wie ein Zwerg. Er hatte schwarzes etwas längliches Haar, das er nach hinten gekämmt hatte und ein Lächeln, das mir die Hoffnung gab nicht wie eine Aussätzige behandelt zu werden.
Vielleicht, aber auch nur vielleicht, war es hier gar nicht so übel.
Und als er an uns vorbei in Richtung Kofferraum ging, zwinkerte er mir frech zu, ohne dass es Dad mitbekam. Ich musste ein albernes Kichern unterdrücken und drehte mich zu Dad, während der Junge mit zwei meiner Koffer an uns vorbei lief.
Mein Vater holte noch die andern drei heraus und stellte sie auf dem Kies ab. “So mein Engel, es wird Zeit sich zu verabschieden. Zeig dich von deiner besten Seite. Deine Mutter und ich lieben dich sehr.“ Man merkte seiner Stimme an, wie schwer es ihm fiel, mich hier ganz alleine zu lassen. Also versuchte ich es ihm ein wenig leichter zu machen, auch wenn er es nicht wirklich verdient hatte.
“Schon gut Dad, mach dir keine Sorgen. Ich komme hier sicher gut zurecht”, sagte ich. Da ich meine Energie brauchte, um meine Tränen zurückzuhalten, klang es wahrscheinlich nicht wirklich enthusiastisch.
Er nahm mich kurz in den Arm.
Am liebsten wäre ich auf die Knie gefallen, hätte geheult und gebettelt, alles um nicht hierbleiben zu müssen. Doch es hätte mir nichts gebracht, also schluckte ich es herunter.
Er verabschiedete sich von der Direktorin, stieg ins Auto und fuhr davon. Ich hatte nur ein paar Sekunden, um ihm nachzuschauen, bevor Miss Frost mich rief. “Miss Moor.”
Ich steckte meine Hände in meine Jacke und folgte ihr ohne ein Wort in das Gebäude, aus dem sie gekommen war. Gerade als ich durch die Tür treten wollte, hörte ich Schritte auf dem Kies hinter mir. Automatisch drehte ich mich um. Ein Junge rauschte an mir vorbei, ich konnte ihn nur noch von hinten sehen, wie er sich zu meinem restlichen Gepäck bewegte.
Ich betrat das Gebäude und der Junge war wieder vergessen. Im Eingangsbereich standen braune Sessel und edle Tische. Irgendwie erinnerte mich die Einrichtung an Großvaters Haus. Als Kind verbrachte ich viel Zeit bei ihm. Wenn David und ich bei ihm übernachten durften, erzählte er uns wilde Gutenachtgeschichten. Auch wenn mein Bruder sagte, er sei zu alt dafür, hörte er immer gespannt zu.
Mom stritt sich oft mit ihm. Und als ich sie fragte, weshalb, gab sie zur Antwort, sie hätten verschiedene Ansichten vom Leben. Ich gab mich damit zufrieden, schließlich war ich damals zehn Jahre alt. Was wusste ich da schon, wie viele Varianten es vom Leben gab. Großvater starb vor zwei Jahren, an einem Herzinfarkt. Er fehlte mir und meiner Mutter genauso, auch wenn sie es nie zugeben würde.
Ich folgte Miss Frost, bis sie an einem Tressen hielt. Wo eine junge, blonde Frau saß, die wie auf Knopfdruck lächelte, als sie uns sah.
“Wenn Sie irgendwelche Fragen haben sollten, können Sie sich an Miss Sulzer wenden. Sie ist die Ansprechperson für alle Schüler und leitet dies dann an die entsprechende Person weiter.”
Wir gingen weiter, hinten aus dem Gebäude heraus, wo ein riesiges Gelände lag. Ich hatte nicht erwartet, dass es so groß sein würde. Wir folgten einem gepflasterten Weg, bis zu einem großen Haus mit roten Fensterklappen.
“Es gibt vier Gebäude - zwei für die Mädchen, zwei für die Jungen. Sie sind im Haus sechs untergebracht … wie Sie sehen, ist es angeschrieben.” Sie zeigte auf die Haustür und ich nickte. “Alle unsere Gebäude sind angeschrieben.”
Drinnen ging es ein paar Stufen hinauf, die unter meinen Füßen knarrten. Ich hatte ein Zimmer für mich alleine. Mom und Dad scheinen einiges gezahlt zu haben, damit ich meine Privatsphäre beibehalten konnte. Wahrscheinlich wollten sie damit ihr schlechtes Gewissen beruhigen, falls sie eins hatten.
“So, Miss Moor, das hier wäre dann ihr Zimmer. Soll ich noch mit Ihnen hinein kommen, um Ihnen alles zu zeigen?”, fragte sie, als wir vor meiner Tür angekommen waren.
“Danke, Miss Frost, ich werde mich dort drin schon nicht
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