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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun
Autoren: Paul McAuley
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zunutze machte. In einer direkten Konfrontation würde er ihre Wut gegen sie verwenden. Außerdem hatte es keinen Sinn, einen Streit zu beginnen, den sie nicht gewinnen konnte. Nein, sie musste ruhig, beherrscht und stark bleiben. Berry zuliebe. Und ihrer Arbeit zuliebe. Deshalb nahm sie sich einen Kolben Kaffee, ließ sich in einen Liegestuhl sinken und lenkte sich damit ab, dass sie die letzten Daten, die ihre Mannschaft auf Janus gesammelt hatte, durchsah und sortierte. Die Konzentration, die nötig war, um die Informationen zu verarbeiten, wirkte beruhigend; sie hatte fast schon ihr Gleichgewicht wiedergefunden, als schließlich einer der Stabsmitarbeiter durch den Raum geschwebt kam, um ihr mitzuteilen, dass der General ein paar Minuten Zeit für sie hätte.
    »Da sind Sie ja endlich«, sagte Arvam Peixoto. »Ich habe langsam schon geglaubt, Sie hätten mich vergessen.«

    Er war ein gut aussehender, kräftiger Mann um die sechzig, in einem Fliegeranzug mit zahlreichen Taschen, der sein Markenzeichen war. Seit sie einander das letzte Mal begegnet waren, hatte er sich die Haare und auch den Zopf abschneiden lassen und trug nun einen schneeweißen, krausen Bürstenschnitt. An seiner Hüfte steckte eine Pistole im Halfter – dieselbe, die er einmal dazu benutzt hatte, um vor Sris Augen einen Mann zu ermorden.
    »Vielleicht haben Sie ja vergessen, dass ich auf Janus zu tun hatte«, sagte Sri.
    »Ich glaube nicht, dass ich schon einmal dort gewesen bin. Oder?«, wandte er sich an seine Berater.
    »Nein, Sir«, erwiderte einer der Stabsmitarbeiter.
    »Lohnt sich ein Besuch?«, fragte er Sri.
    »Dort wartet noch eine Menge Arbeit auf mich. Wenn ich fragen darf«, sagte Sri und bemühte sich um einen beiläufigen, freundlichen Tonfall. »Warum haben Sie Berry nach Dione geschickt?«
    »Ach, für einen Jungen ist dieses Schiff nicht der richtige Ort«, sagte Arvam. »Es ist hier viel zu eng, und er stellt nur allen möglichen Unfug an. Der Ort, an den ich ihn geschickt habe, wird gerade zu meinem Hauptquartier umgebaut. Er ist gründlich durchsucht worden und absolut sicher. Ein großer Garten mit Rasen, Feldern, Bäumen und Seen. Genau das Richtige für einen gesunden, lebhaften Jungen, nicht wahr?«
    »Ich würde mir das Habitat gerne anschauen. Womöglich haben Ihre Leute etwas übersehen.«
    »Nach dem Abendessen heute werde ich Ihnen alles darüber erzählen. Der Verbindungssekretär der Pazifischen Gemeinschaft stattet uns einen Besuch ab, und aus irgendeinem Grund möchte er Sie kennenlernen. Sie können ihm von Ihren Gärten berichten, und vielleicht verrät
er Ihnen ja ein paar nützliche Informationen zur Situation auf Iapetus.«
    »Deswegen haben Sie meine Forschung unterbrochen? Damit ich mit einem Vertreter der PG Smalltalk betreibe? «
    »Das ist einer der Gründe. Außerdem habe ich ein neues Projekt für Sie«, sagte Arvam. »Ein äußerst wichtiges Projekt. Kommen Sie mit.«
    Sri und ein Kometenschweif aus Beratern folgte dem General zur Krankenstation, wo in einer mit einem Vorhang abgeteilten Nische auf einem schräg stehenden Bett ein junger Mann lag. Ein weißes Laken war straff wie ein Trommelfell über seine Beine und seinen Bauch gespannt. Das schwarze Band einer Herz-Lungen-Maschine umschloss seine Brust. Sein Kopf war kahl geschoren und bandagiert, die Augenlider zugeklebt. In seiner Nase steckten kleine Schläuche, und ein Tropf schlängelte sich zu einem Sack Flüssigkeit hinauf, der von der Schottwand neben ihm herabhing. In regelmäßigen Abständen erzitterte der Sack wie eine träge, verdrießliche Qualle.
    Arvam erzählte Sri, dass es sich bei dem jungen Mann um Leutnant Cash Baker handelte, Kriegsheld und Pilot eines Einmannjägers. »Er wurde im Kampf verwundet. Hirnschaden. Ich möchte, dass Sie ihn heilen.«
    »Ich fühle mich natürlich geehrt. Aber was kann ich tun, wozu Ihr hervorragendes und äußerst erfahrenes medizinisches Personal nicht in der Lage wäre?«
    »Sie haben während des J-2-Testprogramms sein Nervensystem neu verknüpft. Außerdem ist es Ihre Schuld, dass er verletzt wurde.«
    Nach kurzem Zögern begriff Sri, was der General meinte. »Er hat den Einmannjäger geflogen, der Avernus’ Schlepper angegriffen hat.«

    »Ja. Aber er kann mir möglicherweise noch nützlich sein. Sie werden sich also dazu durchringen müssen, ihm zu verzeihen. «
     
    Leutnant Cash Baker hatte einen der Einmannjäger geflogen, die ausgesandt worden waren, um einen Eisbrocken abzufangen
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