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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun
Autoren: Paul McAuley
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das stygische Gewölbe dieses Zwergwaldes einen Weg zu bahnen. Als Sri endlich sein Ende erreicht hatte und die flache Anhöhe des Kraterrandes hinaufstieg, war sie im Innern ihres Druckanzugs schweißgebadet und ihre Schultern und Waden zitterten vor Erschöpfung. Sie folgte einem ausgetretenen Pfad zu dem Schlepper, der in der Nähe einer Druckkuppel auf einer Landeplattform kauerte.
    Im Innern der durchsichtigen Blase der Kuppel beleuchteten Lichter, die heller waren als die winzige Sonne, einen grünen, dschungelähnlichen Garten – ein weiteres von Avernus’ cleveren kleinen Wundern. Eine erste Untersuchung
hatte ergeben, dass die Büsche, Kletterpflanzen, Gräser und ausladenden Bäume des Dschungels alle dasselbe Genom besaßen. Sie stellten lediglich unterschiedliche phänotypische Expressionen einer einzigen künstlich erzeugten Spezies dar. Sie waren eng miteinander verbunden und bildeten ein sich selbst regulierendes Biom. Sris ehemaliger Mentor, Oscar Finnegan Ramos, hätte diesen Phänotypendschungel für eine nutzlose und alberne Übung gehalten, die Verschwendung eines großen Talents. Und er hätte sich geirrt, wie er sich in so vielem geirrt hatte. Bei der Untersuchung von Avernus’ Gärten lernte Sri eine Menge neue Techniken und Tricks und fand Inspirationsquellen für ihre eigene Arbeit. Langsam wurden ihr die Ausmaße und die erstaunliche Vielfalt der Gedankenwelt der Genzauberin bewusst.
    Mit Hilfe der Prinzipien zur Erschaffung von Ökosystemen, wie Avernus sie entwickelt und vervollkommnet hatte, hatten die Außenweltkolonisten in den Städten, Gartenhabitaten und Oasen auf den Monden von Jupiter und Saturn robuste und stabile Biome errichten können. Die Vakuumorganismen, die Avernus entworfen hatte – Ansammlungen von zellartigen Nanomaschinen, die auf der kalten und luftleeren Oberfläche der Monde wachsen und sich vermehren konnten –, stellten eine verlässliche Versorgung mit synthetischen Nahrungsmitteln, Metallen, Fullerenverbundstoffen und den verschiedensten organischen Verbindungen sicher. Avernus hatte für ihre Arbeit keine oder nur eine äußerst geringe Belohnung erwartet und sich vom Alltagsleben zurückgezogen – ein unnahbares Genie, das von einem kleinen Kreis von Anhängern beschützt wurde und nebenbei ein Wunder nach dem anderen aus dem Hut zauberte. Doch trotz ihres langen, selbstauferlegten Exils war ihr klargeworden, dass die Menschheit an einem wichtigen Scheideweg stand. Als die Erde vor hundert Jahren versucht
hatte, der Pioniergeneration der Außenweltler ihre Vorherrschaft aufzuzwingen, waren diese vom Mond zum Mars und dem zweitgrößten Mond des Jupiter, Kallisto, geflohen. Daraufhin waren die im Entstehen begriffenen Kolonien auf dem Mars von der Chinesischen Demokratischen Republik mit Wasserstoffbomben angegriffen worden. Doch die Außenweltler auf Kallisto hatten überlebt. Ihre Zahl war gewachsen, und sie hatten sich auf einige der anderen Monde in den Systemen von Jupiter und Saturn ausgebreitet, wo sie Städte und Siedlungen errichtet und mit neuen Formen des wissenschaftlichen Utopismus experimentiert hatten. Frühere Versuche, die Kluft zwischen Erde und Außenweltlern zu schließen, waren gescheitert, aber das hatte keine große Rolle gespielt. Die Erde war damit beschäftigt gewesen, die Schäden zu reparieren, die durch den katastrophalen Klimawandel entstanden waren. Und die Außenweltler waren unter sich geblieben, völlig versunken in das Erschaffen von Kunstwerken und eine wissenschaftliche Forschung, die wenig oder gar keinen praktischen Nutzen besaß. Dieses Gleichgewicht war jedoch durch die expansionistischen Bestrebungen der jungen Generation von Außenweltlern gefährdet worden, und Avernus war zu einer Galionsfigur der Friedens – und Versöhnungsbewegung geworden. Sie hatte eine Menge ihres persönlichen Ansehens in Gemeinschaftsprojekte investiert, welche die Verbindungen zwischen den beiden Entwicklungszweigen der Menschheit stärken sollten.
    Die Bemühungen um Frieden waren jedoch unterlaufen worden. Es hatte einen kurzen, schnellen Krieg gegeben. Die Außenweltler waren restlos besiegt worden. Expeditionsstreitmächte der drei wichtigsten Machtblöcke der Erde hatten die Kontrolle über sämtliche Städte und Siedlungen auf den Monden von Jupiter und Saturn übernommen. Ein
paar Außenweltlern war es gelungen, in die dunklen Weiten des Raums zu entkommen; Avernus war in den unermesslichen Eiswüsten des Titan
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