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Songkran

Songkran

Titel: Songkran
Autoren: Erik Matti
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Umrandung.
    Katzenhaft tänzelte der Hagere zwischen den Hauswänden. Sein Blick und Revolvermündung waren in den schmalen Streifen Nachthimmel gerichtet. Schemenhaft sah er den zierlichen Körper über den Spalt segeln. Er drückte ab. Die Kugel verfehlte das Ziel und verlor sich in der Bangkoker Nacht. Ein zweiter Schuss war sinnlos geworden.
    Der Motorradfahrer riss die Wäschleine von der Aufhängung herunter, um das komplette Dach überblicken zu können. Es war leer. Das wilde Fluchen des Hageren drang die Häuserflucht hinauf und übertönte sein Schnaufen. Der Motorradfahrer übersprang die zwei Meter zum Nachbardach und rannte zur Metallumrandung. Ca. einen Meter tiefer führte ein Wellblechdach zur Khaosan Road. Toon muss hier runtergesprungen sein. Einen anderen Fluchtweg sah er nicht. Eine weitere Verfolgung schien ihm aussichtslos. Das Mädchen war im Menschentrubel der Nacht untergetaucht.
    Der Hagere beendete das Schreien und eine Stille setzte ein. Er stierte zu Mex herüber, der sich nach dem brutalen Stoß nicht erhoben hatte. Eine umgefallene Getränkekiste mit zerbrochenen Colaflaschen gab ihm einen Hauch Deckung. Langsam näherte sich der Hagere dem Mann am Boden, streckte den Arm aus und nahm ihn ins Visier seines Revolvers. Auf allen Vieren kroch Mex hinter eine der Mülltonnen. Mit dem Rücken presste er sich gegen die Kunststofftonne und hielt mit beiden Händen die Ruger vor die Brust. Die Mündung berührte die Nasenspitze. Er saß in der Falle. Der Hagere betätigte den Abzug. Die Kugel schlug durch die Vorderseite der Tonne, suchte sich einen Weg durch den Abfall und trat aus der Hinterseite heraus. Mex schrie, als die Patrone in seinem Schulterblatt stecken blieb. Er ließ die Ruger fallen und kippte nach vorne auf den Boden. Der Hagere kam näher und feuerte unkontrolliert auf die Tonne. Die erste Kugel verfehlte Mex knapp, durchdrang den Unrat in den Säcken und vergrub sich in einer alten Matraze, die an einer Steinwand abgelegt war. Die zweite Kugel segelte hauchdünn über Mex‘ Rücken und zerfetzte eine Colaflasche, die in einem Kasten steckte. Das Glas splitterte und wirbelte durch die Luft. Die nächste flog über die Tonne in die Steinwand und ihr Querschläger pfiff über den Schleichweg. Jetzt zielte der Hagere auf Mex‘ Beine, die neben der Tonne zum Vorschein kamen. Laut lachte er über seinen Volltreffer in der Wade und über Mex‘ Schauspiel, sich unter Schmerzen am Boden zu winden. Dann stand der Hagere neben der Mülltonne. Wild schnaufte er und sein Speichel spritzte aus dem Mund. Mex schaute in die Mündung des Schalldämpfers. Ihm war so, als ob er die einzelnen Windungen in der Metallröhre des Schalldämpfers zählen konnte. Seine Schmerzen in Schulter und Bein verflüchtigten sich.
    Klick!…klick!...klick!
    Schreiend fuchtelte der Chinese mit seiner Smith&Wesson in der Luft. Im Wahn hatte er die verschossenen Patronen nicht gezählt. Anstatt mit der sechsten und letzten Patrone Mex‘ Gehirn wegzupusten, hatte er diese Kugel für eine unbedeutende Wade verschwendet.
    Mex‘ Sehschlitze wandten sich kurz von dem Hageren ab und schielten zu Boden, da dort die Ruger lag. Hastig griff er die Pistole und brachte sie in Schussposition. Mit halb zugekniffenen Augen begann er zu feuern. Ausnahmslos schlugen die Kugeln in die Holztür ein, die zum Innenhof des koreanischen Restaurants führte. Mex öffnete die Augen. Vom Hageren konnte er keine Spur entdecken. Der Schleichweg entlang der Müllcontainer und Getränkekisten war verwaist.
    Unbewusst strich Mex mit der linken Hand über die schmutzige, aufgerissene Stelle am Knie, während seine Rechte den Pistolengriff lockerte und die Ruger auf seinem unverletzten Bein ablegte. Sein lächerlicher Sturz im Hinterhof des Polizeireviers kam ihm in den Sinn. Dann erschien der Anblick der schönen Noi vor seinen Augen, die ihn im Treppenhaus verdutzt angeschaut hatte. Mex lächelte, obwohl sich die Schmerzen in der Schulter und Wade zurückmeldeten. Es war dieses unwiderstehliche Lächeln, mit dem er die meisten Frauen ins Bett bekommen hatte.

Teil 4
     
Songkran Tag Eins
     
    Der Verkehrsunfall ereignete sich am frühen Morgen, irgendwo  auf einer schmalen Nebenstraße mitten in Bangkok. Der harte Strahl einer water pumpgun traf den 22jährigen Olarn seitlich am Ohr. Der Student verlor die Kontrolle und schleuderte aus der Fahrspur. Meterweit schlitterte Olarn mitsamt seinem Moped über den nassen Asphalt. Ein
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