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Songkran

Songkran

Titel: Songkran
Autoren: Erik Matti
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Geheimdienst CIA den entscheidenden Tipp zur Aufbringung der Iljuschin geliefert hatte. Offizielle Bestätigung fand diese These nie. Spätere Recherchen der internationalen Presse enthüllten, dass ein georgischer Milliardär als Eigentümer des Flugzeugs registriert war. Auf Anfrage der Staatsanwaltschaft in Tiflis versicherten die Anwälte des Milliardärs glaubhaft, dass dieser die Maschine seit vielen Jahren an eine australische Spedition mit dem Namen Eastern Cargo Ltd. vermietet hatte. Eine Großfahndung der australischen Polizei nach besagter Spedition brachte einen verwaisten Briefkasten in der Queens Park Road in Sydney zu Tage.
     
     
     
    Provinz Chanthaburi, vier Wochen später
     
    Eine dunkle Gestalt näherte sich dem Haupttor des Fußballfeld großen Munitionslagers. Natodraht sicherte den zweimeterhohen Zaun. Der alte Wachmann spürte einen Kloß im Hals. Er spuckte aus und ließ seine Zigarette fallen. Es war die dritte Dosis Nikotin in der letzten halben Stunde. Vorsichtshalber tastete er mit dem Lichtschein der Taschenlampe die Gegend vor dem Tor ab. Nur Gestrüpp und Felsbrocken. Die dunkle Gestalt war alleine, das konnte er erkennen. Er blickte auf seine Armbanduhr. 23 Uhr 20 auf die Minute.
    „Wie verabredet. Nur eine Kiste! Ihr habt dreißig Minuten Zeit!“, flüsterte der Wachmann.
    Seine Stimme klang aufgeregt. Für das, was in dieser Nacht ablaufen sollte, blieben 40 Minuten. Er war alleine. Der zweite, viel erfahrenere Wachhabende, hatte seinen Posten seit zwanzig Minuten verlassen. Wie jede Mittwochnacht vergnügte er sich mit den kambodschanischen Nutten im Bordell des Nachbarortes. Der alte Mann wusste aus Erfahrung, dass auf die Zeitansage seines Partners Verlass war. Er konnte dieses arrogante Arschloch nicht leiden, aber aus taktischem Kalkül hatte er immer gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Aber jetzt war seine Stunde gekommen, das große Spiel zu spielen. Und wenn in der kommenden Stunde alles glatt lief, war er so gut wie aus dem Schneider. Eine Lagerinventur komme nie vor, hatte sein geschwätziger Kollege beiläufig erwähnt. Und falls jemandem das Fehlen einer Kiste auffallen würde, war der alte Mann längst im Nordosten Thailands, dem Isan, verschwunden.
    „Mach Dir keine Gedanken, es läuft alles wie geplant“, beruhigte ihn die dunkle Gestalt.
    Die Stimme klang jugendlich durch die Strumpfmaske, die das Gesicht unkenntlich machte. Er drückte dem Wachmann einen Briefumschlag mit 20.000 Baht in die zitternden Hände. Die Anzahlung von 10.000 Baht hatte vor einer Woche den Besitzer gewechselt, als sich der alte Mann nach kurzer Überredung auf das riskante Spiel eingelassen hatte.
    „Danke!“, sagte der alte Mann.
    Ohne sich umzudrehen, ging er zurück zu seinem Aufenthaltsraum, der in einem kleinen Holzschuppen lag. Fest presste seine rechte Hand den Briefumschlag zusammen, in dem sich eine Geldsumme befand, die das fünffache seines spärlichen Monatsgehalts ausmachte.
    Mit einer Taschenlampe gab die dunkle Gestalt ein kurzes Blinksignal. Langsam rollte ein blauer VW-Bus alter Bauart den Feldweg entlang in Richtung Haupteinfahrt. Die Scheinwerfer waren ausgeschaltet, die Nummernschilder abgeklebt. Die dunkle Gestalt stieg zu den drei Personen in der Fahrerkabine. Im Schritttempo fuhr der unbeleuchtete Kleinbus den Schotterweg entlang bis zum Eingang der großen Lagerhalle, die während des Vietnamkrieges von der US-Luftwaffe als Hubschrauberhangar benutzt wurde.
    Der alte Mann hatte bereits das Schloss aufgeschlossen und das wuchtige Schiebetor zur Seite geschoben. Der Fahrer fuhr den VW-Bus ins Innere der Wellblechhalle und schaltete die Scheinwerfer ein. Der Lichtkegel erfasste ein halbes dutzend Kisten aus hellem Sperrholz, die übereinander gestapelt oder einzeln da lagen. Dahinter türmten sich Kisten und Container verdeckt unter großen Planen. Rechts und links des Tores parkte jeweils ein eingemotteter, chinesischer Spähpanzer. Diese waren mit grünen Netzen abgedeckt, die das Militär zur Tarnung benutzte. Das Interesse der vier Einbrecher galt jedoch etwas anderem.
    „Das müssen die Kisten sein“, sagte der Fahrer ruhig und gelassen.
    Die drei anderen Gestalten sprangen aus der Fahrerkabine. Auch ihre Gesichter waren durch Strumpfmasken unkenntlich gemacht, bei denen jeweils Mund- und Augenpartie ausgeschnitten war. Der Fahrer fuhr eine Kurve und tastete sich rückwärts an die Kisten heran.
    „Stopp!“, erschallte eine Frauenstimme. „Du bist
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