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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)
Autoren: Stefan M. Fischer
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knipste das Licht an.
    »Wo bist du?«, schrie sie. »Du Hure! Ich bring dich um!«
    Alena kniff die Augen zusammen und versuchte fieberhaft, an das Märchen von der Sonnenprinzessin zu denken. Das tat sie immer, wenn die Angst unerträglich wurde. Sie presste die Hände auf die Ohren, während sie lautlose Worte murmelte.

Zehn Jahre später …
     
    Alena saß vor einer leeren Teetasse am Küchentisch und blät terte in einer Zeitschrift. Sie sah zur Wanduhr mit dem Kartoffelgesicht auf. Es war später Nachmittag, und ihre Mitbewohnerin Magdalena war noch immer nicht da.
    Hoffentlich war ihr nichts zugestoßen.
    Alena überflog einige Buchrezensionen, horchte dann auf die obere Wohnung. Würde doch nur der Musikstudent mit dem Spiel beginnen, sein Instrument für sie zum Singen bringen. Irgendetwas Melancholisches. Sie stellte sich vor, er säße auf einem schlichten Stuhl, sein Cello zwischen den Knien, den Blick zum Fenster gewandt. Und wie er den Bogen nahm, über die vier Saiten strich, und mit der Musik von einem ängstlichen Mädchen erzählte, das sich aus dem eigenen Leben ausgeschlossen hatte.
    Stille. Und Alenas Gedanken schweiften.
    Magdalena kam mit dem Fahrrad ins Schlenkern, stürzte von der Bordsteinkante und einem Lastwagen vor die Motorhaube. Bremsen kreischten. Blut floss über den Asphalt.
    Alena schüttelte sich das Bild aus den Gedanken.
    Mach dich nicht verrückt! Ihr – ist – nichts – passiert!
    Sie blätterte weiter in der Zeitschrift und blieb bei einem Bericht hän gen. Es ging um einen Vater, dessen Kinder entführt worden waren. Monatelang keine Spur.
    »…  er stellte das eingerahmte Bild der Kinder zurück auf die Kommode, kramte eine Pistole aus der Schublade und steckte sich den Lauf in den Mund … Tage nach der Beerdigung fand man die Kinder … lebend!«, las Alena, und die Seite, die sie zum Umschlagen bereithielt, zitterte. Sie schob die Zeitschrift von sich.
     
    Familientragödie! Nach dem tödlichen Sturz seines Sohnes flüchtete Karel P. aus dem Haus. Eine Fahndung wurde eingeleitet. Die Spur führte zum Fluss. Alles deutet darauf hin, dass Karel P. in die Apolena eingebrochen und ertrunken ist.
     
    Papa ist nicht tot, nicht in meinem Herzen. Alena stand auf und fächerte sich Luft zu, bis die Erinnerungen an die Schlagzeilen verblassten. Ihre Großmutter und Magdalena waren die einzigen Menschen, denen Alena vertraute.
    Sie nahm den Strauß Rosen vom Sims, öffnete das Fenster und hielt Ausschau nach der Freundin. In den gekippten Fenstern der umlie genden Häuser spiegelte sich die Aprilsonne, vom nahen Spielplatz war Kindergeschrei zu hören. Der Hausmeister kniete vor dem Treppenaufgang zum Studentenwohnheim und kehrte mit einem Handbesen ein Häufchen Splitt auf die Kehrschaufel.
    Da endlich bog Magdalena mit dem Fahrrad um die Ecke. Alena schloss für einen Moment die Augen und atmete auf. Magdalena sah aus, als würde sie den ersten regenfreien Tag seit einer Woche genießen. Die blonden Haare reichten bis zum Gepäckträger, auf den eine Tasche geklemmt war. Sie stellte das Fahrrad ab, begrüßte den Hausmeister und hob einen imaginären Hut.
    Alena schloss das Fenster und stellte die Vase mit den Rosen zurück auf das Sims. Sie nahm die Zeitschrift vom Küchentisch und setzte sich.
    Das Wohnungsschloss klackerte, dann raschelte im Flur eine Plastik tüte und ein Schlüsselbund klimperte.
    »Wollten wir nicht in die Stadt?«, rief Alena ein wenig gereizt. »Oder hast du dir allein Schuhe gekauft?«
    Einige Momente war nichts zu hören, und sie wusste, dass Magdalena den Mund zu einer Schnute zog. Das tat sie gern, wenn ihr etwas peinlich war oder Alena mit ihr schimpfen wollte, weil sie das Geschirr nicht gespült hatte oder im Flur ihre Sachen herumlagen.
    Die Tür ging auf, und Magdalena stand im Rahmen, in der Hand eine Plastiktüte. Die Ecke eines Hardcoverbuches lugte durch eine aufgeris sene Stelle. Magdalena zog die an der Stirn liegende Locke bis zur Nase. »Ähm, bin ich zu spät?«
    »Ach, woher! Wenn wir uns beeilen, haben wir ganze drei Minuten, bevor sie zumachen.«
    Magdalena sah zu der Wanduhr. »Kartoffelcharlie geht falsch.«
    »Komm schon, ich hab mir Sorgen gemacht.«
    »Tut mir leid, ich bin irgendwie in der Buchhandlung hängen geblieben.«
    Sie blickte gespielt betreten zu Boden, und als Alena sah, wie Magda lena mit der Schuhspitze scharrte, waren Ärger und Sorge verflogen und sie musste lächeln.
    »Was hast du dir Schönes
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