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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition)
Autoren: Niklas Frost
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Unterstützung durch die städtische
Wirtschaftsförderung könnte dazu beitragen, die Investition zu beschleunigen.«
    »Wir sollen euch Mieter besorgen«, sagte Corinna Metzger. Es war
eher eine Feststellung als eine Frage.
    »Spricht da etwas dagegen?«
    »Im Prinzip natürlich nicht. Dafür sind wir ja da. Wo befindet sich
denn das Grundstück?«
    »In Derendorf«, sagte Keilmeier. »Bei Mercedes. Das Arag-Haus soll
einen großen Bruder bekommen.«
    »Einen großen?«, fragte Corinna Metzger mit hochgezogenen
Augenbrauen.
    »Wir möchten zwölf Meter höher gehen«, sagte Keilmeier.
    Corinna Metzger pfiff durch die Zähne. »Hundertfünfunddreißig Meter.
Sie kleckern nicht.«
    »Wir klotzen aber auch nicht«, ließ sich erstmals Professor Waleska
hören. »Mein Entwurf ist sogar auf hundertfünfzig Meter ausgerichtet. Ein
echter Leuchtturm für Düsseldorf an einem der wichtigsten Einfallstore. Wir
haben hart um die Höhe gerungen. Die anderen Herren waren der Meinung,
hundertfünfzig Meter seien nicht zu vermitteln. Ich habe mich schließlich
überreden lassen, so weit runterzugehen, wie es gerade noch vertretbar ist.
Aber bei hundertfünfunddreißig Metern ist Schluss. Wird es noch niedriger,
verliert das Gebäude zu viel von seiner architektonischen Qualität. Sehen Sie,
ein Abendkleid von Chanel sieht an einem Top-Model auf High Heels atemberaubend
elegant aus. Ziehen Sie es einer Frau von eins sechzig in Turnschuhen an, und
es wirkt lächerlich. So ähnlich verhält es sich mit meinem Entwurf. Wird das
Gebäude zu niedrig, verliert es jede Grazie und wirkt aufdringlicher als in der
Höhe, für die es geplant ist. Damit wäre wohl niemandem gedient.«
    »Ich brauche in dieser Runde wohl auch nicht zu betonen, dass es
dabei nicht um Profitmaximierung geht«, übernahm Wanja wieder. »Du weißt genau
so gut wie wir, Corinna, dass Hochhäuser teuer sind. Und wenn sie
architektonisch und technisch anspruchsvoll sind, sind sie besonders teuer. Den
maximalen Reibach machst du mit Nullachtfuffzehn-Bauten, sechs- oder
achtgeschossigen Schuhkartons aus der Schublade, einfach zu bauen, aber
langweilig und mit einer Bodenverdichtung, die dir die Tränen in die Augen treibt.
Wir wollen hier aber etwas wirklich Aufregendes für Düsseldorf hochziehen.«
    »Wer ist eigentlich genau ›wir‹?«, fragte Corinna Metzger.
    »Nun, wie gesagt, zunächst das Büro von Professor Waleska und meine
Wenigkeit«, sagte Keilmeier, »wir werden in Kürze eine Projektgesellschaft
gründen. Den Finanzierungspartner kennen Sie ja auch.« Er warf Faller einen
kurzen Blick zu. »Na ja, und schließlich soll das Häuschen in einen
geschlossenen Immobilienfonds eingebracht werden. Wir haben schon ein bisschen
unsere Fühler ausgestreckt, und ich muss sagen, das Interesse potenter Anleger
ist enorm.«
    Corinna Metzger zog die Augenbrauen hoch. »Tatsächlich?«, sagte sie
leicht zweifelnd, bekam bei ihrem Blick in die Runde aber nur Gesichtsausdrücke
zu sehen, die vor stiller Zuversicht strotzten. »Nun ja, ich bin beeindruckt.
Ich muss in diesem Kreis ja nicht erwähnen, wie angespannt der Markt zurzeit
ist. Ich weiß gar nicht mehr, wann wir das letzte Mal ein Investitionsobjekt
dieser Größenordnung begleitet haben. Alle nennenswerten Projekte der letzten
Zeit waren komplett oder überwiegend nutzerorientiert. Aber wenn ich Sie
richtig verstanden habe, gibt es hier keinen Großnutzer, der Sie von allen
Sorgen befreit.«
    Wanja grinste. »Hier setzen wir große Hoffnungen in dich.«
    Sie warf ihm einen seltsamen Blick zu. Stamm meinte, eine gewisse
Verärgerung zu erkennen. Schließlich rang sie sich ein Lächeln ab.
    »Glauben Sie mir, ich würde Ihnen gern einen Weltkonzern
präsentieren, der sich in Düsseldorf niederlassen will und Ihr repräsentatives
Gebäude belegen könnte. Aber solche Interessenten rennen uns in letzter Zeit
nicht gerade die Türen ein. Ich fürchte, es wird Ihnen nichts anderes übrig
bleiben, als die Flächen in verhältnismäßig kleinen Einheiten zu vermarkten.
Dabei sind wir natürlich gern behilflich, so viel kann ich ungeschützt zusagen,
sofern die planungs- und baurechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden
können. Aber auch in diesem Segment ist das Angebot angesichts der hohen
Leerstandsquote groß, zumal …« Sie zuckte die Schultern und schwieg.
    »Zumal?«, fragte Wanja.
    Sie schenkte ihm wieder einen undefinierbaren Blick, antwortete aber
nach kurzem Zögern trotzdem. »Zumal wenn die
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