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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition)
Autoren: Niklas Frost
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tatsächlich der Vater?« Wanja grinste über das ganze
Gesicht.
    Eva tat verlegen. »Kann ich dir das gleich unter vier Augen sagen?«
    Das Gespräch versiegte. Wanja und Stamm nippten an ihren Gläsern.
Corinna Metzger sah sich suchend um.
    »Wenn Sie mich kurz entschuldigen würden …«, sagte sie und ging auf
Keilmeier zu, der soeben wieder im Salon erschien.
    Stamm sah ihr nach, wie sie mit dem Baulöwen ein paar Worte
wechselte. Dann führte Keilmeier sie bis zur Tür und wies ihr offenbar den
weiteren Weg zur Toilette.
    »Sollte nicht Kostedde selbst kommen?«, fragte Stamm Wanja.
    »Eigentlich schon, aber wir haben nicht bedacht, dass heute die
Prunksitzung der Prinzengarde Rot-Weiß ist. Die würde er für nichts in der Welt
ausfallen lassen. Der glaubt ja, die Leute halten ihn für humorvoll, wenn er
eine Narrenkappe aufsetzt.«
    »Ach du lieber Gott!«, seufzte Eva.
    »Du hast unseren Oberbürgermeister aber richtig gefressen, was«,
feixte Wanja. »Wie auch immer, stattdessen ist Corinna gekommen, und sie ist
aus diversen Gründen wahrscheinlich sogar die bessere Gesprächspartnerin.«
    »Inwiefern?«
    »Später. Lass uns erst noch ein paar Schlucke nehmen. Kommt, wir
mischen uns mal unters Volk. Dann kann sich Eva auch setzen.«
    »Ich bin schwanger, nicht krank.«
    »Entschuldige«, sagte Wanja, hakte sich bei ihr ein und führte sie
zur Tafelrunde.
    Sie hatten sich kaum gesetzt, als Keilmeier um Aufmerksamkeit bat.
Während die blonde Bedienung und eine ebenso attraktive, aber schwarzhaarige
Kollegin die Champagner-Gläser einsammelten, kündigte der Baulöwe eine Elsässer
Grauburgunder-Spätlese als Begleitung zur Foie gras an. Der süße Wein hatte
eine ölige Konsistenz und ein umwerfend intensives Aroma von überreifen
Trauben. Eva verzichtete aus ethischen Gründen auf die Gänsestopfleber, aber
Stamm konnte nicht widerstehen. Sie zerging auf der Zunge. Zu den folgenden
Fisch- und Meeresfrüchtehäppchen wurden ein Chablis Grand Cru und ein
Montrachet gereicht. Schließlich leitete der Gastgeber den Wechsel zum Rotwein
ein, und der war verbunden mit einer Reise von Burgund nach Bordeaux. Keilmeier
ließ sich auch dabei nicht lumpen und schenkte nichts Geringeres als Pomerol
und Château Margaux aus – selbstredend nur Spitzenjahrgänge, wie er bescheiden
betonte, und edelste Cru-Ware. Wildpasteten, Black-Angus-Filet-Medaillons und
später Käse schufen die notwendige Grundlage.
    Der Abend wurde kurzweiliger, als sie befürchtet hatten. Eva fand in
Frau Waleska eine Gesprächspartnerin, die sich sowohl mit Kunst als auch mit
Kindern auskannte und eine Menge guter Ratschläge auf Lager hatte. Und Stamm
amüsierte sich in einer Runde, die sich mit immer gewagteren Thesen über den
schädlichen Einfluss der Medien auf die Jugend aufregte.
    Kurz nach zehn zog ihn Wanja unauffällig heraus und führte ihn über
eine Wendeltreppe eine Etage tiefer. Schon von den letzten Stufen aus eröffnete
sich ein Blick auf ein Spaßbad im Mini-Format. Hinter einer riesigen
Glasscheibe war ein Pool zu sehen, drum herum tropische Pflanzen in
Terrakottakübeln und ein paar Liegen, in einem kleineren runden Becken
vermutete Stamm einen Whirlpool. Wanja führte ihn aber an der Scheibe vorbei
durch eine Tür in einen Raum, der einem Gewölbekeller nachempfunden war. Die
einzige gerade Wand war über die gesamte Fläche wabenförmig durchlöchert. In
den Öffnungen lagerten Hunderte Weinflaschen. In der Mitte des Raumes waren
vier Personen um einen Stehtisch versammelt. Corinna Metzger, David Waleska und
Hubertus Faller saßen auf Barhockern, während Rolf Keilmeier vor ihnen stand
und gestikulierend Erklärungen abgab. Der Baulöwe und der Banker rauchten
Zigarren.
    »Ah ja«, rief Keilmeier, als sich Wanja und Stamm zu ihnen
gesellten, »dann sind wir ja komplett.«
    Stamm warf einen demonstrativen Blick auf die Weinwand.
»Beeindruckend. Aber ist es nicht zu warm hier?« In dem Raum war es kaum kühler
als oben im Haus.
    Keilmeier ging zur Wand und machte Stamm ein Zeichen, ihm zu folgen.
    »Fühlen Sie mal!«, forderte er ihn auf.
    Die Flaschen waren feucht vor Kälte.
    »Kühlrippen in der Wand«, erläuterte Keilmeier. »Die schalten sich
immer dann ein, wenn ich den Raum heize. Interessieren Sie sich für Wein?«
    »Gerade genug, um halbwegs einschätzen zu können, womit Sie uns
heute verwöhnen.«
    Keilmeier lachte. »Das beruhigt mich sehr, ich werfe nicht gern
Perlen vor die Säue. Wissen Sie, heute glaubt
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