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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition)
Autoren: Niklas Frost
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sie den Ausbruch von Heiterkeit schnell
wieder, als wäre er ihr peinlich.
    »Herr Janicki sagte mir, Sie seien PR -Mann?«,
fragte sie Stamm unvermittelt.
    »Nun ja, Wanja kennt mich seit über fünfzehn Jahren, er weiß
Bescheid.« Stamm nippte an seinem Champagner. »Wirklich ein feiner Tropfen.«
    »Hab ich euch eigentlich schon erzählt, wie wir uns kennengelernt
haben?«, schaltete sich Wanja ein. Er sah abwechselnd Eva und Corinna Metzger
an.
    Corinna Metzger schüttelte den Kopf, Eva lächelte.
    »Er war in Paris mein Untermieter. Ich war ewiger Student und hatte
eine feine Bude, die mein alter Herr aber nicht mehr finanzieren wollte. Ein
fieses Druckmittel, damit ich endlich in die Pötte komme. Aber man weiß sich ja
zu helfen. Ich hab ein Zimmer zu einem Wucherpreis untervermietet. Einer meiner
ausgebeuteten Mitbewohner war dann ein gewisser Praktikant namens Hans Stamm.
Eine knackige Praktikantin wäre mir natürlich lieber gewesen, aber ich konnte
es mir gerade nicht leisten, wählerisch zu sein. Wir hatten trotzdem eine
schöne Zeit. Wie lang warst du eigentlich da?«, fragte er Stamm.
    »Vier Monate.«
    »Waren’s echt nur vier Monate? Na ja, es waren …
unternehmungslustige vier Monate. Weißt du noch, wie wir in der Rue St. Denis
in diese komische Schlägerei geraten sind und die Nacht im Knast verbringen
mussten?«
    »Ach ja, es ist lange her.« Stamm lächelte versonnen. Er wandte sich
Corinna Metzger zu. »Wie ist es denn so, für Oberbürgermeister Kostedde zu
arbeiten? Er soll ja ein … nun, recht anspruchsvoller Chef sein.«
    »Das kann man so sagen«, erwiderte Corinna Metzger.
    Stamm ließ sich durch ihre Einsilbigkeit nicht beirren.
»Entschuldigen Sie meine Neugier, aber ich konnte mir unter
Wirtschaftsförderung nie so richtig was vorstellen.«
    Wanja lachte. »Das ist doch ganz einfach. Corinna arbeitet hart
daran, Firmen nach Düsseldorf zu holen, damit sich Kostedde vor den Wählern mit
seinen Ansiedlungserfolgen rühmen kann.«
    »Ist das so?«, fragte Stamm die Referentin.
    »Eine etwas vereinfachte Sicht der Dinge, aber nicht falsch«, sagte
sie. »So funktioniert diese Welt nun mal. Ich kann damit gut leben, ich will ja
nicht gewählt werden.«
    »Schade«, sagte Eva, »ich würde Sie viel lieber wählen als
Kostedde.«
    Corinna Metzger lächelte schon wieder. »Danke, aber Sie kennen mich
doch gar nicht.«
    »Kostedde kenne ich auch nicht.«
    »Für den Fall, dass Sie ihn doch einmal kennenlernen sollten, würden
Sie mir dann einen Gefallen tun? Sagen Sie ihm nicht, was Sie gerade mir gesagt
haben.«
    Wanja lachte. »Kostedde ist krankhaft misstrauisch. Er würde
glauben, Corinna sägt an seinem Stuhl, und würde sie sofort vor die Tür
setzen.«
    »Keine Sorge«, sagte Eva lächelnd, »ich wüsste nicht, wo ich dem
Oberbürgermeister über den Weg laufen sollte.«
    »Zum Beispiel bei einer Gelegenheit wie dieser«, sagte Corinna
Metzger. »Er kommt sehr viel rum in seiner Stadt. Was machen Sie beruflich?«
    »Sie ist Künstlerin«, mischte sich Stamm ein.
    »Na bitte, da haben wir’s doch! Herr Kostedde hat ein großes Herz
für die Kunst.«
    »Ich bewege mich aber nicht auf Akademie-Ebene. Nicht einmal im
Entferntesten.«
    Die Bedienung blieb bei der Vierergruppe stehen und präsentierte ein
Tablett mit Kanapees und Mini-Sushis, die man mit einem Happs vertilgen konnte.
Sie bedienten sich alle, und die Blondine zog weiter.
    Corinna Metzger erkundigte sich nach Evas künstlerischer Arbeit. Eva
entzog sich dem Thema jedoch mit dem Hinweis, dass sie über ihre Arbeit
grundsätzlich nicht spreche. Stamm bemühte sich, die brüske Ablehnung
abzumildern.
    »Ich trau mich auch schon nicht mehr, irgendwas zu sagen. Wenn es
positiv ist, heißt es, ich sei nicht objektiv, und wenn ich ganz vorsichtig
Kritik anklingen lasse, ist sie beleidigt.«
    »Ein klassischer double bind«, bemerkte Corinna Metzger.
    »Ein was?«, fragte Wanja.
    »Das ist Psychologensprache«, erklärte Stamm.
    »Und könnte das vielleicht jemand einem dummen Techniker
übersetzen?«
    »Wie man’s macht, ist es verkehrt.«
    »Danke.« Wanja lachte. »Sag mal, Eva, wann ist es denn so weit mit
dem Nachwuchs? Oder sprichst du darüber auch nicht?«
    »Nein.« Sie ließ Wanja, der sie betreten ansah, ein paar Sekunden
zappeln, dann lächelte sie. »Ich bin für den 3. Mai ausgerechnet.«
    »Und was wird’s?«
    »Wahrscheinlich ein Mädchen. Ich will’s aber gar nicht unbedingt so
genau wissen.«
    »Und Hans ist
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