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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition)
Autoren: Niklas Frost
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Hause.«
    Corinna Metzger verabschiedete sich von der Runde, dann gingen die
drei Frauen, Stamm und Keilmeier hinauf. Sie begleiteten Eva bis zu Corinna
Metzgers New Beetle. Die frische Luft tat Eva gut. Stamm half ihr in den
Beifahrersitz, winkte ihr zu und kehrte schließlich mit Keilmeier zurück ins
Haus. Die poppige Uhr in der Diele, deren Zifferblatt einem Betonmischer
nachempfunden war und deren Zeiger ein Designer, der vor nichts
zurückschreckte, als Maurerkellen gestaltet hatte, zeigte elf Uhr an.
    Im Wohnzimmer hatte sich eine gewisse Aufbruchstimmung breitgemacht.
Drei Ehepaare umlagerten die Garderobe und warteten darauf, sich von ihren
Gastgebern zu verabschieden. Stamm ging ins Wohnzimmer, wo noch Frau Waleska,
Frau Faller, der Rechtsanwalt sowie zwei weitere Männer und eine Frau, deren
Namen und Funktion Stamm vergessen hatte, eine inzwischen ausgelassene
Gesprächsrunde bildeten. Die Blondine ging gerade herum und bot Knabbereien an.
Stamm versorgte sich mit ein paar Crackern und ging in den Keller. Wanja,
Faller und Waleska hatten sich wieder um den Stehtisch versammelt und pafften
Zigarren. Stamm steckte sich eine Zigarette an und beantwortete höfliche Fragen
nach Evas Befinden. Nach fünf Minuten kam Keilmeier mit seinem Rechtsbeistand
im Schlepptau.
    »Zeit für ein Konjäckchen«, sagte der Baulöwe und ging, ohne auf
eine Reaktion zu warten, zu einem antiken Schrank und beförderte eine Flasche
und sechs Gläser hervor. Dr. Fischbach half ihm beim Tragen.
    »Tja«, sagte Keilmeier, nachdem er seinen Gästen erläutert hatte,
dass der Hennessy, der in ihren Gläsern funkelte, aus den besten, bis zu fünfzig
Jahren alten Champagner-Bränden hergestellt worden war, »die Sache scheint
komplizierter zu werden, als wir gedacht hatten.«
    »Also eins ist klar«, sagte der Banker. »Ohne die Unterstützung der
Stadt wird es ganz schwer. Wenn wir Kostedde sogar gegen uns haben, ist das
Projekt unmöglich zu realisieren.«
    Waleska schüttelte unwillig den Kopf. »Das ist doch längst nicht
gesagt. Wir haben ihm unser Projekt doch noch gar nicht vorgestellt. Das
sollten wir erst machen, bevor wir Trübsal blasen. Ich meine, wir kennen diesen
anderen Entwurf noch nicht, aber es müsste schon ein ganz großer Wurf sein, um
unseren auszustechen. Wie ich Kostedde kenne, hat er durchaus Sinn für
Qualität.«
    Er blickte beifallheischend in die Runde. Stamm folgte ihm mit den
Augen, neugierig auf die Reaktionen der anderen. Es gab aber keine. Sie sahen
Waleska ausdruckslos an. Wanja zog die Lippen zu einem schmalen Strich
zusammen, so als müsse er sich eine abfällige Bemerkung verkneifen.
    »Oder liege ich so falsch?«, hakte Waleska nach.
    Das Schweigen dauerte an. Schließlich erbarmte sich Wanja des
ungeduldig werdenden Architekten. »Kostedde mag einen Sinn für gestalterische
Qualität haben, aber noch erotisierender findet er schöne Zahlen.«
    »Verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht«, sagte Waleska mit
aufkommendem Ärger in der Stimme.
    »Der Profit muss stimmen.«
    »Verstehe ich immer noch nicht. Inwiefern soll der Profit des
Investors für Kostedde von Bedeutung … Ach so, Sie denken an RK und Partner.«
    »Genau«, sagte Wanja.
    »Ach, ich weiß nicht, das ist doch völlig aus der Luft gegriffen.«
Der Architekt klang jetzt angriffslustig. »Wir haben von diesem
Konkurrenzprojekt überhaupt keine Ahnung, wir kennen weder die Investoren noch
irgendeinen Entwurf oder einen Standort, wir wissen nichts über den Stand der
Planungen. Tut mir leid, aber ich finde solche Unterstellungen absolut
unseriös. Und sie bringen uns nicht weiter.«
    »Da muss ich Ihnen widersprechen«, sagte Wanja ruhig. »Wir müssen ja
auf den schlimmsten Fall vorbereitet sein. Und solche Unterstellungen – ich
gebe ja gerne zu, dass es zurzeit wirklich nur Unterstellungen sind – sind bei
Kostedde prinzipiell angebracht. Und wir sind auch gar nicht so ahnungslos, wie
Sie glauben.«
    Fünf erstaunte Augenpaare richteten sich auf Wanja.
    Der genoss den Effekt ein paar Sekunden lang und fuhr dann fort:
»Kostedde hat in Cannes mit einem gewissen Viktor Tutschkin gesprochen, einem
russischen Geschäftsmann, der in Montreux lebt. Er ist ganz offensichtlich im
Auftrag einiger schwerreicher Landsleute tätig, die ihre hart verdienten Rubel
gern in sichere westliche Immobilien investieren möchten. Wie weit die mit
ihren Planungen sind, weiß ich allerdings nicht, auch nicht, ob es schon
konkrete Entwürfe
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