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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition)
Autoren: Niklas Frost
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Konkurrenz weiter wächst.«
    Faller sah die Referentin erstaunt an. »Sie erwähnten ja selbst die
angespannte Marktlage. Wir haben uns natürlich einen Überblick verschafft,
welche Objekte zurzeit auf dem Markt sind. Da ist viel Masse dabei, aber nichts
Nennenswertes, was in das Qualitätssegment passen würde, das wir anstreben. Es
sei denn …« Er zog an seiner Zigarre.
    »Es sei denn, da würde etwas neu gebaut«, führte Keilmeier den
Gedanken zu Ende, indem er Corinna Metzger mit einem beiläufigen Blick
bedachte, in dem gerade genug gebremste Neugier mitschwang, um Stamm
anzustecken.
    Die Referentin dachte ein paar Sekunden nach und entschloss sich
dann, die aufgekommene Spannung aufzubrechen. »Nun, ich will nicht verhehlen,
dass entsprechende Pläne existieren. Sie wurden Herrn Kostedde gerade auf der
Mipim angetragen, und soweit ich es mitbekommen habe, war er ziemlich angetan
davon. Die Crux ist, dass das Projekt auch unter dem Arbeitstitel
›internationales Handelszentrum‹ läuft. Ich muss Ihnen nicht sagen, was das
bedeutet.«
    »Zwei Projekte dieser Kategorie verträgt Düsseldorf zurzeit nicht«,
stellte Faller sachlich fest.
    Es entstand ein Schweigen. Stamm beugte sich zu Wanja und fragte ihn
flüsternd: »Was ist die Mipim?«
    »Eine Immobilienmesse in Cannes«, erklärte Wanja, »die größte in
Europa.«
    Professor Waleska konnte seine Enttäuschung am wenigsten verbergen.
»Und Kostedde will dieses andere Projekt unterstützen? Wer sind denn überhaupt
die Investoren?«
    »Beides kann ich Ihnen nicht beantworten«, sagte Corinna Metzger und
fügte nach kurzer Pause hinzu: »Selbst wenn ich es wüsste. Aber ich weiß es
nicht.«
    Wieder breitete sich Stille aus.
    »Tja«, begann Keilmeier schließlich, wurde aber durch das Öffnen der
Tür unterbrochen.
    Alle Köpfe drehten sich. Ramona Keilmeier stand im Türrahmen und sah
Stamm an.
    »Entschuldigt die Störung, aber Herr Stamm müsste mal rauskommen.
Ihrer Frau geht es nicht gut«, wandte sie sich direkt an Stamm.
    Stamm drückte seine Zigarette aus und eilte hinaus. Er sah Eva schon
von der Tür aus. Sie saß auf der untersten Treppenstufe, lehnte sich nach
hinten und atmete tief und gleichmäßig.
    »Was ist los?« Stamm kniete sich vor sie und strich ihr über die
Stirn, auf der sich ein dünner Schweißfilm gebildet hatte.
    »Das Übliche«, sagte Eva säuerlich.
    Hinter Stamm meldete sich Ramona Keilmeier zu Wort. »Sie hatte nach
Ihnen gefragt, aber sie kam mir gleich so blass um die Nase vor, also bin ich
ihr lieber hinterhergegangen. Die Leiden der Schwangerschaft?« Sie ging in die
Hocke und lächelte Eva aufmunternd zu.
    »Allmählich nervt es«, sagte Eva mit schwacher Stimme. »Meist soll
die Übelkeit ja nach dem dritten Monat vorbei sein, aber …« Sie schüttelte
genervt den Kopf.
    »Ich bringe Ihnen ein Glas Wasser«, sagte die Hausherrin und stand
auf.
    »Tut mir leid«, murmelte Eva und lächelte Stamm an.
    »Na hör mal«, protestierte dieser und streichelte ihre Wange. »Wir
warten ein paar Minuten ab, und dann fahren wir nach Hause.«
    »Seid ihr denn schon fertig?«
    »Ich weiß nicht recht. Aber egal. Wenn’s nicht mehr geht, hilft
alles nichts.«
    Wanja trat neben ihn. »Ein Viertelstündchen vielleicht noch?«,
fragte er Eva. »Wenn du dich so lange irgendwo ausstreckst?«
    Eva nickte kaum merklich. »Müsste schon gehen. Ich muss ja nicht in
die Notaufnahme eingeliefert werden.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Stamm zögernd.
    »Ich könnte sie nach Hause fahren«, meldete sich aus dem Hintergrund
Corinna Metzgers Stimme. »Ich müsste sowieso los.«
    Eva richtete sich auf. »Vielen Dank, aber ich möchte Ihnen keine
Umstände machen.«
    Corinna Metzger zuckte die Schultern. »Wenn Sie nicht gerade in Köln
wohnen …«
    »Volmerswerth«, sagte Eva.
    »Na bitte, ich wohne in Bilk. Der kleine Schlenker ist nun wirklich
kein Problem.«
    Eva ließ sich wieder zurücksinken. »Um ehrlich zu sein, würde ich
mich schon gern in mein eigenes Bett verkriechen.« Mit einem gequälten Lächeln
fügte sie hinzu: »Ich müsste aber eine Plastiktüte mitnehmen, ich will Ihnen
ungern den Wagen vollkotzen.«
    In der Zwischenzeit war Ramona Keilmeier mit einem Eisbeutel
angekommen. Eva hielt ihn sich an die Schläfe und reichte Stamm die andere
Hand, damit er ihr aufhalf.
    »Bist du sicher, dass das okay ist?«, fragte Stamm.
    »Wird schon gehen, lass nur das Handy an. Wenn es mir allzu dreckig
geht, zitier ich dich nach
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