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Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra

Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra

Titel: Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra
Autoren: Susanne U. Wiemer
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sie nicht voraussagen, denn sie war veränderbar. Aber er konnte die verschiedenen Zeitstrahlen erforschen, den Fächer der Möglichkeiten, die Verkettungen von Ursache und Wirkung. Charru scheute instinktiv davor zurück, Fragen in dieser Richtung zu stellen Er wollte es nicht wissen. Die Versuchung war groß, doch er wußte, daß es eine gefährliche, eine unmenschliche Versuchung war. Und er ahnte, daß er so oder so keine Antwort erhalten hätte.
    »Nein«, sagte er rauh. »So einfach ist das nicht. Auch die Marsianer können nicht willkürlich Menschen umbringen - nicht mehr, seit das Hochgericht einmal entschieden hat, daß wir nicht außerhalb der Gesetze stehen. Sie müßten das Kriegsrecht verhängen. Und ich hoffe, die Gefangenen werden klug genug sein, ihnen dafür keinen Vorwand zu liefern.«
    »Also wollt ihr, daß wir die »Kadnos« in einem Zeitfeld verbergen?«
    »Würdet ihr das schaffen?«
    »Wenn das Schiff gelandet ist - ja. Aber man wird euren Anflug bemerken. Glaubst du nicht, daß eure Gegner dann die Wahrheit erraten?«
    »Bevor die Marsianer an die Möglichkeit der Zeitmanipulation glauben, werden sie jeden, der uns geortet hat, in die Psychiatrie schicken«, sagte Charru sarkastisch. »Oder tagelang nach dem Defekt suchen, der für die Falschinformation verantwortlich ist. Nein, die eigentliche Gefahr besteht allein während des Anflugs. Wir können nur hoffen, daß uns niemand ausgerechnet auf Uranus erwartet.«
    Sekundenlang blieb es still. Ein Schweigen, das in Charru von neuem kaltes Unbehagen weckte bei dem Gedanken, daß die Herren der Zeit vielleicht längst mehr wußten als er. Seine Haarwurzeln prickelten.
    »Wir werden dort sein«, sagte Ktaramon schließlich. Und nach einer Pause: »Ich glaube, ihr habt den richtigen Weg gewählt ...«
    Seine Stimme verklang.
    Mechanisch drehte Charru den Kristall wieder in die Ausgangsstellung und ließ ihn unter die weiße marsianische Tunika gleiten. Er wußte, daß die anderen ungeduldig auf ihn warteten. Doch er blieb minutenlang reglos stehen und starrte durch die flimmernde Luft einen Punkt auf der Wand an.
    Ihr habt den richtigen Weg gewählt, hatte Ktaramon gesagt. Wußte er es? Hatte er die Zukunft erforscht? Und kannte er vielleicht auch den Preis, den sie zahlen mußten?
    Sinnlos, darüber zu grübeln.
    Aber als sich Charru abwandte und die Kabine verließ, kämpfte er vergeblich gegen die Kälte einer Furcht, die er sich selbst nicht erklären konnte.
    *
    Der Konferenzraum schien zu summen vor unterdrückter Erregung.
    Simon Jessardin, Präsident der Vereinigten Planeten, lehnte reglos am Kopfende des Tisches. Sein kurzes silbernes Haar glitzerte im Licht der Leuchtwände, die grauen Augen wirkten beherrscht. Um Beherrschung bemühte sich auch sein Stellvertreter Horvat Cann, der amtierende Vorsitzende des Sicherheitsausschusses.
    »Meine Damen und Herren, ich bitte Sie!« Cann war ein schmaler, ätherisch wirkender Mann, dessen kultivierte Stimme es schwer hatte, sich Gehör zu verschaffen. »Ich wiederhole: Das geortete Schiff konnte noch nicht identifiziert werden. Es besteht keinerlei Grund zur Beunruhigung.«
    Beschwörend blickte er die Ausschuß-Mitglieder an. Sie wirkten übernächtigt, waren aus dem Schlaf gerissen worden. Unnötigerweise nach Simon Jessardins Meinung. Aber das Verfahren war für einen Fall wie diesen nun einmal vorgesehen.
    Der Präsident hatte seine eigene Meinung über die Ereignisse.
    Jom Kirrand, Chef der allmächtigen Vollzugspolizei, atmete hörbar aus: »Kein Grund zur Beunruhigung? Und wenn es sich um einen Angriff aus dem All handelt?«
    »Ein Angriff mit einem einzigen Schiff?« fragte der weißhaarige alte General Manes Kane mit hochgezogenen Brauen.
    »Es könnte ein Aufklärer sein oder ...«
    »Dafür ist das Objekt zu groß«, sagte Kane kategorisch. Sein Wort besaß Gewicht. Er hatte erst kürzlich bei der Aktion gegen Merkur seine militärische Qualifikation bewiesen. »Wenn Sie meine Meinung hören wollen, muß es sich um die zurückkehrende »Kadnos« handeln.«
    Sekundenlang herrschte Schweigen.
    Der Mann neben Kane, ebenfalls im Range eines Generals, schüttelte den Kopf. Ivor Parlette war Kommandant der Pol-Basis und damit der Kriegsflotte. Von Raumfahrt verstand er mehr als Kane, der den Oberbefehl über die Gesamtstreitkräfte hatte.
    »Wir wissen alle, daß die »Kadnos« nicht zurückkehren kann«, behauptete Parlette. »Sie ist blind in den Hyperraum getaucht. Das heißt, daß sie
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