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Söhne der Erde 24 - Robot-Planet

Söhne der Erde 24 - Robot-Planet

Titel: Söhne der Erde 24 - Robot-Planet
Autoren: Susanne U. Wiemer
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des Kunststoffblocks, auf dem er saß. Die gespenstisch fremden Augen mit den winzigen dunklen Pupillen und dem fast weißen Irisring wanderten immer wieder über Charru, Camelo und Dane Farr, deren Anblick ihn völlig aus der Fassung gebracht hatte.
    Menschen aus Fleisch und Blut, die seiner eigenen versunkenen Rasse glichen! Intelligentes Leben - der Traum, der Anlaß und Begleiter seines jahrzehntelangen Kälteschlafs gewesen war. Er hatte nicht ernsthaft gehofft, je im Leben noch einmal seinesgleichen zu begegnen. Jetzt stand er Menschen gegenüber, konnte mit ihnen reden, verstand ihre Art zu denken, ihr Wesen, ihre Emotionen - und sah sich zugleich mit der Tatsache konfrontiert, daß seine eigene, sorgsam aufgebaute Maschinenwelt sich gegen ihre Herren wandte.
    Er brauchte lange, um mit dem Schock dieser Tatsachen fertig zu werden.
    Sie ließen ihm Zeit. Sie mußten ihm Zeit lassen. Der Kyborg hatte ihn geweckt, weil er sich Hilfe von ihm versprach, und dazu mußte er sich mindestens so weit erholen, daß er halbwegs klare Gedanken fassen konnte.
    »Gelmar«, murmelte er nachdenklich. »Gelmar mit seinen Vorbehalten gegen die Bio-Technik - damals. Er glaubte immer an Maschinen. Und er war psychisch labil, ein Eiferer, der es immer schon besser wußte, durch den die Katastrophe seiner Meinung nach verhindert worden wäre, wenn man nur auf ihn gehört hätte.«
    »Ky Y«, sagte die blecherne Stimme des Kyborgs. »In der alten Stadt ...«
    Der weißhäutige Fremde hob den Kopf. »Die alte Stadt! Unterirdische Bunker, Computer, eine komplette Logistik! Und Verbindungen zu fast allen anderen Anlagen.«
    »Ky Y! Er muß wahnsinnig geworden sein.«
    »Ja, wahnsinnig. Es tut mir leid, Luhar, es tut mir leid, was ich euch angetan habe.«
    »Ich bin Ky C. Luhar ist tot, Jiri.«
    »Wir werden bald alle tot sein, wenn wir nichts tun«, sagte Charru.
    Der schroffe - absichtlich schroffe - Tonfall wirkte.
    In Jiri Abakos fremdartigen Augen machte der Ausdruck dunkler Trauer einem ersten Funken von Entschlossenheit Platz. Der schlanke Mann lächelte schmerzlich.
    »Du hast recht, Fremder. Vielleicht verstehst du, daß es mir schwerfällt, an die Zukunft zu denken mit dem Wissen, daß Luhar und ich als einzige übriggeblieben sind. Aber ich will nicht auch noch euer Schicksal auf dem Gewissen haben. Gelmar muß aufgehalten werden.«
    Die Namen, die der Mann aus der Kältekammer benutzte, schienen die Kyborgs plötzlich in Persönlichkeiten, in wirkliche menschliche Wesen zu verwandeln. Luhar, Gelmar ... Auch all die anderen, die Toten, hatten in ihrem früheren Leben Namen getragen, hinter denen Schicksale standen. Charru fuhr sich mit der Hand über die Augen, um das Gefühl der Beklemmung zu vertreiben.
    »Kannst du ihn aufhalten?« fragte er.
    Jiri Abako nickte.
    Sein Blick glitt kurz zu dem Kyborg hinüber. Ein eigentümlich scheuer, fast schuldbewußter Blick. Der letzte Überlebende des zerstörten Planeten atmete tief durch.
    »Dies alles war mein Werk«, sagte er leise. »Es war meine Schuld, meine Sühne - und es sollte meine neue Welt werden. Und ich wußte, was ich meinem sterbenden Gefährten damit antat, daß ich sie in Kyborgs verwandelte. Konnte ich mich darauf verlassen, daß sie diese Existenz ertragen würden? Ich kannte die Gefahr, ich wußte, daß in diesem Experiment der Wahnsinn lauerte. Ich wußte auch, wie leicht es geschieht, daß nicht mehr der Mensch die Technik beherrscht, sondern die Technik den Menschen. Ich war darauf vorbereitet, daß man mich eines Tages wecken würde in einer Krise, einer Katastrophe, dem Chaos.«
    »Und was kannst du tun, Jiri?« fragte der Kyborg nach einem langen Schweigen.
    »Ich habe mich abgesichert. Du kennst die Computer-Zentrale dieser Anlage hier?«
    »Ja.«
    »Nun, es gibt einen Code, den du nicht kennst. Es gibt ein bestimmtes Programm, das schlagartig und planetenweit die gesamte Logistik blockiert. Es wird auch die Programmierung - jede Programmierung - der Roboter blockieren. Sie werden dem Wahnsinnigen nicht mehr gehorchen, werden nichts anderes mehr sein als ein Haufen Metall.« Der Fremde versuchte aufzustehen, aber er mußte sich krampfhaft auf die Kante des Kunststoffblocks stützen. »Helft mir, schnell! Der Weg in die Zentrale ist weit, und wir haben keine Zeit.«
    »Nicht du, Jiri«, widersprach der Kyborg. »Du bist zu schwach, du riskierst dein Leben, wenn du dich überanstrengst, bevor die Medikamente gewirkt haben. Erkläre mir, was ich tun muß, ich
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