Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 24 - Robot-Planet

Söhne der Erde 24 - Robot-Planet

Titel: Söhne der Erde 24 - Robot-Planet
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
über die braune, federnde Schicht aus organischem Material.
    Die Wälder, die sie aus der Ferne gesehen hatten, waren so tot wie das Gras der Steppe. Abgestorbene Bäume reckten ihre Äste in den Himmel und bildeten ein gespenstisches Filigran. Der Boden hier knisterte unter den Tritten, wirkte grober, spröder - und es war Katalin, die instinktiv auf die richtige Erklärung kam.
    »Blätter! Tote Blätter, unter denen die Baumwurzeln ersticken. Das ist es doch, oder?«
    Daved furchte die Stirn.
    Er wußte, das war es tatsächlich. Aber er hatte keine Erklärung dafür. Eine halbe Minute lang zögerte er, Karstein gegenüber seine eigene Ratlosigkeit zuzugeben, dann zuckte er die Achseln.
    »Ich weiß nicht«, murmelte er. »Steppen, Wälder, die ganze Natur - das kann doch nicht alles so einfach absterben.« Er machte eine Pause und biß sich auf die Lippen. »Umweltkatastrophen hat es auch damals vor dem letzten Krieg auf der Erde gegeben. Aber dies hier - das sieht nach einer totalen Umweltkatastrophe aus.«
    Zwei Sekunden herrschte Schweigen.
    »Eine von Lebewesen verursachte Katastrophe?« fragte Karstein gedehnt.
    Daved zuckte die Achseln. »Wir können ja weitergehen. Vielleicht finden wir dann die Erklärung.«
    Der Nordmann nickte grimmig.
    Etwa eine Viertelstunde lang wanderten sie durch eine Landschaft, die kaltes Unbehagen in ihnen weckte, obwohl nur der Marsianer auch nur annähernd das Ausmaß der ökologischen Katastrophe beurteilen konnte, die sich hier abgespielt haben mußte. Zweimal fanden sie Knochen: bleichendes Gebein, die Überreste von Tieren, die vor Jahren oder Jahrzehnten auf dem Planeten existiert haben mochten. Jetzt war die Tierwelt offenbar ausgestorben, war die Pflanzenwelt erstickt, waren die Gewässer biologisch tot, nicht länger Geburtsstätten des Lebens ...
    »Aber das kann doch unmöglich auf dem ganzen Planeten so aussehen«, sagte Katalin leise.
    Milt Daved nagte an der Unterlippe. »Es scheint aber so. Die Instrumente des Beiboots haben keine Radioaktivität aufgezeichnet, keine sonstige gefährliche Strahlung, die vielleicht auf einen bestimmten Bereich beschränkt sein könnte - nichts. Ich weiß keine Erklärung. Hier muß etwas am Werk gewesen sein, das wir nicht kennen.«
    Etwas, wiederholte Katalin in Gedanken.
    Der Ausdruck weckte Furcht, schien eine abstrakte ungreifbare Drohung zu beschwören. Die junge Frau dachte an die Sonnenstadt auf dem Mars mit ihrer geheimnisvollen Quelle unbekannter Strahlung. Auch dort war »etwas« am Werk gewesen - »etwas«, das die Marsianer nicht erklären konnten. Die Barbaren aus der Mondstein-Welt kannten die Urheber der Strahlung: eine fremde Rasse, Zeitreisende, die lange das Geschick der Menschheit beeinflußt und sich jetzt zurückgezogen hatten. Zeitreisende, die in die Zukunft blicken konnten: jenen Fächer von Möglichkeiten und alternativen Zeitstrahlen, der die Zukunft ausmachte. Aber die Marsianer hatten es nicht glauben wollen, weil es nicht in ihr wissenschaftliches Weltbild paßte.
    »Eh!« brummte Karstein, der gewohnheitsmäßig in die Runde gesichert hatte.
    Katalin wandte den Kopf und folgte der Blickrichtung des Nordmanns. Karsteins Augen hingen an einer bestimmten Stelle links von ihnen, einem unregelmäßigen Flecken von Grün inmitten der graubraunen Ebene. Katalin furchte die Stirn. Sie war in den Steppen der Mondstein-Welt aufgewachsen, sie kannte die zerstörte Erde, und ihre Erfahrungen saßen tief. Grün - das bedeutete eine Oase in der Wüste, bedeutete frisches Wasser, gesunde Pflanzen und Tiere, die sich davon nährten. Grün war Leben ...
    »Laß uns nachschauen!« flüsterte die junge Frau mit einer Stimme, in der jähe Erregung mitklang.
    Nicht einmal Milt Daved widersprach.
    Auch ihn hatte Neugier gepackt. Da an den marsianischen Universitäten neben dem Fach Friedensforschung auch eine sogenannte »wissenschaftliche Grundausbildung« Pflicht war, besaß er die globalen Kenntnisse auf allen Gebieten. Die grüne Oase dort drüben faszinierte ihn. Er hielt mit Karstein und Katalin Schritt, getrieben von der gleichen Erregung.
    Minuten später standen drei Menschen am Rand eines Teiches, der nicht schwarz und rot wirkte, sondern grünlich schimmerte, bedeckt von einem feinen Gespinst aus treibenden Blättern und Pflanzenresten, Algen und winzigen Insektenkörpern.
    Auch das Gras und die Büsche ringsum waren grün - ein sattes, lebendiges Grün. Milt Daved rieb sich mit dem Handrücken über das Kinn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher