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Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Titel: Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Der ehemalige Luna-Kommandant lächelte beruhigend. Er stammte vom Uranus, doch mit der untersetzten Figur und den kantigen Zügen besaß er nur wenig von der ätherischen Eleganz, die den Menschen seines sonnenfernen Heimatplaneten eigen war.
    »Kein Problem,« meinte er. »Eine computergesteuerte Landung ist nicht schwieriger als der Start. Du brauchst nur die Kontrollen zu beobachten und im richtigen Moment den Steuerknüppel zu bewegen.«
    »Ja, Herr ...«
    Der Junge biß sich auf die Lippen und verbarg seine Furcht.
    Für ihn hatte dies alles die Dimension des Phantastischen: Er saß an der Seite eines Abgesandten seiner Götter in einer fliegenden Maschine, die ihn wie Zauberei anmutete. Die Maschine gehorchte seinen Händen, und er hatte gelernt, wie man damit Bomben abwerfen konnte - schreckliche Waffen, für den Kampf gegen Fremde bestimmt, die ebenfalls von den Sternen kamen. Waren auch sie Götter? Andere, feindliche Götter? Seinem Volk hatten sie nichts getan - nicht, bevor Bar Nergal befahl, sie anzugreifen. Oder doch: sie hatten Yattur und Yurrai befreit, die Sklaven der Königin. Also mußten sie den Göttern wohl feindlich gesonnen sein, denen das Volk der toten Stadt gehorchte.
    Der Junge bemühte sich, das Zittern seiner Hände zu unterdrücken.
    Das weite, schneebedeckte Betonfeld raste auf ihn zu. Jetzt mußte er den Steuerknüppel nach vorn drücken, dann das Bremstriebwerk zünden. Die fremden Wörter klangen unheimlich in seinen Ohren. Er verstand die Sprache der Götter, genau wie seine Mutter Charilan-Chi und seine Geschwister. Seit vielen Jahren wurden in der Ruinenstadt die Gesetze befolgt, die die Götter damals bei ihrem letzten Besuch erlassen hatten. Die Katzenfrauen pflanzten sich nicht mehr fort, dienten nur noch der Königin und würden eines Tages aussterben. Die Männer seines Volks waren umgebracht worden, noch bevor Cris zur Welt kam. Er begriff die Gesetze der Götter nicht, aber er hatte nie daran gezweifelt. Bis jetzt. Denn jetzt erschienen ihm diese Götter selbst zu menschlich, um allmächtig und unfehlbar zu sein.
    Sekundenlang verkrampften sich seine Muskeln, als das Flugzeug aufsetzte.
    Schnee wirbelte hoch, die Räder des Fahrwerks kreischten auf dem Beton. Das Heulen der Triebwerke klang noch in den Ohren, als es längst verstummt war. Der Junge wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er konnte nicht verhindern, daß er am ganzen Körper bebte, doch zugleich erfüllte ihn ein jähes, wildes Gefühl des Triumphes.
    »Gut,« sagte Marius Carrisser lächelnd. »Jetzt noch dein Bruder, und dann ist es genug für heute.«
    *
    Innerhalb des letzten intakten Beibootes, das auf einem kleinen Plateau am Rand des Fischerdorfs stand, hielt die Klimaanlage die Temperatur konstant.
    Charru hatte die Felljacke über einen Sitz geworfen, während er das Funkgerät bediente. Camelo, Gerinth und Lara kauerten neben ihm. Aus dem Lautsprecher drang ein gedämpftes Summen, dann Karsteins rauher Baß:
    »Hier »Terra!« Ich nehme an, ihr habt dieses - dieses Ding ebenfalls gesehen. Wißt ihr, was es ist?«
    »Ein Kampfflugzeug.« Charrus Stimme klang beherrscht.
    »Ihr dürft es nicht an euch herankommen lassen, Karstein. Zerstört es, wenn es sich der »Terra« nähert! Man kann Bomben damit abwerfen. Wirkungsvollere als die Granaten bei dem letzten Angriff.«
    Einen Moment blieb es still.
    »Augenblick!« stieß der Nordmann durch die Zähne. Charru wußte, daß er jetzt die Nachricht an die Gefechtsstation weitergab. Nach einer Weile erklang wieder seine Stimme: »Das gibt's doch nicht! Wer, bei den schwarzen Göttern, soll denn diesen Vogel lenken? Bar Nergal etwa?«
    »Das weiß ich nicht. Seid ihr ganz sicher, daß das Flugzeug vom Raumhafen aus gestartet ist?«
    »Ziemlich sicher,« sagte Karstein zögernd. »Ich habe eine Gruppe losgeschickt, um nachzusehen. Es kam aus einer Ecke, die wir nicht überblicken können.«
    Charru grub die Zähne in die Unterlippe.
    Die Wachen in der »Terra« waren seit der Landung der marsianischen Beiboote verstärkt worden. Marius Carrisser, der ehemalige Kommandant der Luna-Basis, hatte Lara Nord die Chance bieten wollen, zur Venus zurückzukehren. Eine durchaus glaubhafte Version - glaubhafter, als es auf den ersten Blick aussah. Laras Vater war Generalgouverneur der Venus, und er hatte durch sein Verhalten gezeigt, daß es politische Schwierigkeiten geben würde, wenn seiner Tochter etwas zustieß. Conal Nord gehörte zu den wenigen Bürgern der
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