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Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Titel: Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Charru umsah, war ihr schmales Gesicht unter dem blonden, helmartig geschnittenen Haar blaß geworden. Sie blickte dem Flugkörper nach, der eine lange Schleife über dem Dorf beschrieb und sich dann nach Norden entfernte.
    »Ein Flugzeug,« sagte sie tonlos. »Ein Kampfflugzeug aus der Vergangenheit - ich habe Filme und Abbildungen davon gesehen.«
    »Und - kann es uns gefährlich werden?«
    Sie nickte. Ihre Stimme zitterte.
    »Es kann Bomben abwerfen, Charru. Es könnte das ganze Dorf und vielleicht auch die »Terra« zerstören.«
    *
    In die schallisolierte Pilotenkanzel drang das Heulen der Triebwerke nur als dünnes, hohes Vibrieren.
    Marius Carrisser kämpfte gegen das Gefühl, in einem fliegenden Sarg zu sitzen. Sein Blick wanderte zu dem jungen Mann, der die Instrumente bediente. Wie hieß er noch? Cris, richtig. Einer der wenigen Bewohner der Ruinenstadt, die menschlich wirkten - Ergebnis eines genetischen Experiments, das marsianische Wissenschaftler vor Jahren bei einer ihrer Forschungsexpeditionen auf die Erde begonnen hatten. Die degenerierte Rasse der Katzenwesen sollte sich aus sich selbst erneuern. Charilan-Chi, menschlich genug, um als Königin über ihren gespenstischen Bienenstaat zu herrschen, paarte sich im Auftrag der »Götter« mit Exemplaren fremder Völker - Männern, die als Sklaven entführt und umgebracht wurden, wenn ihre Aufgabe erfüllt war. Cris hatte das hellblonde Haar seiner Mutter, auffallend schlanke Glieder und schräge topasfarbene Augen. Er und seine Brüder waren intelligent genug, um den Umgang mit Waffen und Flugzeugen zu lernen. Sie waren vor allem gehorsam und wagten nicht, ihre Angst zu zeigen. Die Priester selbst dachten nicht daran, sich der Gefahr auszusetzen. Obwohl es ihr Kampf, ihr Vernichtungsfeldzug war, der hier vorbereitet wurde.
    Marius Carrisser wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Es würde gut gehen. Die Maschine flog sich fast von selbst - im Grunde nicht erstaunlich, denn eine Menschheit, die ihre Welt vernichtete, mußte über eine sehr fortgeschrittene Technik verfügt haben. Der Junge hatte nicht die Nerven verloren, wie es eigentlich zu erwarten gewesen war, nachdem sich seine Ausbildung bisher ausschließlich am Boden abgespielt hatte. Carrissers verkrampfte Muskeln lockerten sich etwas. Er war sich bewußt, daß er sein Leben riskierte, doch das durfte keine Rolle spielen. Das Leben des einzelnen zählte nicht. Wie jeder Bürger der Vereinigten Planeten war Carrisser verpflichtet, ohne Rücksicht auf seine eigene Person Staat und Gemeinschaft zu dienen. Und er hatte doppelten Grund, diese Pflicht zu erfüllen, da er sich rehabilitieren mußte.
    Sein kantiges, blasses Gesicht verdüsterte sich bei dem Gedanken an das Fiasko auf Luna.
    Als Kommandant der Strafkolonie hatte er es weder geschafft, die Landung der »Terra I« zu verhindern, noch die Rebellion der Häftlinge niederzuschlagen, die in den Bergwerken schufteten. Er war überrumpelt worden, war sich auch heute noch keiner Schuld bewußt. Aber das änderte nichts an der niederschmetternden Tatsache, daß die gesamte marsianische Besatzung samt den Gefangenen, die sich ein Leben in Freiheit nicht vorstellen konnten, den Mond hatte verlassen müssen - davongejagt von einer Horde Barbaren.
    Carrisser trug die Verantwortung.
    Nach marsianischem Recht hätte er entweder in den unerbittlichen Mühlen der Justiz oder in einer psychiatrischen Klinik stecken müssen, je nachdem, ob man sein Versagen als strafbare Handlung oder Folge einer psychischen Schwäche einstufte. Er mußte dankbar sein, daß er statt dessen hier auf der Erde war, im persönlichen Auftrag des Präsidenten der Vereinigten Planeten.
    Sein Blick wanderte über das riesige Ruinenfeld, das jetzt wieder näher kam.
    Das Gelände des ehemaligen Raumhafens war weitläufig, und doch erfüllte die stumme Gegenwart der »Terra« Marius Carrisser mit Unbehagen. Er wußte sehr genau über die Wirkung der Energiewerfer Bescheid. Damals auf dem Mars war es nicht gelungen, das Schiff am Start zu hindern. Und bei dem Versuch, es zu verfolgen und abzuschießen, hatte die marsianische Kriegsflotte drei Robot-Kampfschiffe verloren - ein Rätsel, das nie völlig geklärt worden war. Carrisser spürte ein leises Frösteln im Nacken. Er zwang sich, seine Aufmerksamkeit wieder auf den jungen Mann im Pilotensitz zu richten.
    Cris schmales Gesicht hatte sich mit einem dünnen Schweißfilm überzogen.
    Unsicher sah er zu seinem Begleiter hinüber.
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