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Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft

Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft

Titel: Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft
Autoren: Susanne U.Wiemer
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Echse in die Luft.
    Blut troff zu Boden, als sie an Höhe gewann. Die verletzten Schwingen schlugen schwerfällig und ungleichmäßig, trugen den Körper kaum noch. Als unförmiger Schatten verschwand das Untier jenseits der Hügelkuppe.
    Mit zwei Schritten stand Charru neben Ayno und ging in die Hocke.
    Der Junge war nicht bewußtlos, nur benommen und halb gelähmt. Seine Augen weiteten sich in jähem Entsetzen, als er den anderen sah.
    »Nicht mein Blut«, sagte Charru beruhigend.
    »Jarlon? Camelo?«
    »In Ordnung. Hast du dich verletzt?«
    Ayno schüttelte den Kopf.
    Er war bleich wie ein Laken, als er sich auf die Beine helfen ließ und das Schwert aufhob. Sein Blick hing immer noch an Charrus über und über mit Blut besudelter Gestalt.
    »Du hast mir das Leben gerettet! Ich hätte besser aufpassen müssen, ich...«
    »Du bist gestolpert, das war alles. Außerdem wäre keiner von uns allein mit dem Tier fertig geworden. «
    »Ob Robin...«
    Ayno brach ab.
    Er starrte die anderen an. Keiner von ihnen wagte es, den Gedanken zu Ende zu denken. Aber Charru spürte eine jähe Eiseskälte, die nicht mehr von der Wüstennacht herrührte.
    *
    »Nein! Nicht!«
    Laras helle Stimme schnitt durch die Stille. Der blinde Junge zuckte wie unter einem Hieb zusammen. Blitzartig schnellte er hoch, verharrte zitternd und angespannt, den funkelnden Dolch in der Rechten.
    »Hab keine Angst!« Lara war stehengeblieben, den Blick auf die schmale Gestalt des Jungen gerichtet. Wie ein fluchtbereites kleines Tier kam er ihr vor, wehrlos in seiner eigenen Dunkelheit gefangen. »Hab keine Angst«, wiederholte sie leise. »Ich bin allein. Ich tue dir bestimmt nichts.«
    »Laß mich! Geh weg!«
    Die Stimme klang erstickt und verzweifelt. Ein Kind, vom grausamen Massaker verschont, allein vor den Trümmern seiner Welt. Laras Herz zog sich zusammen.
    »Ich gehe nicht weg«, sagte sie so ruhig, wie sie konnte. »Ich weiß, was du tun willst. Du darfst das nicht: Du darfst es nicht einmal denken.«
    Langsam ging Lara auf den Jungen zu.
    Als sie vor ihm stand, wandte er das schmale, tränennasse Gesicht zu ihr empor. Seine Lippen zuckten.
    »Wer bist du?« flüsterte er. »Was suchst du hier?«
    Ja, was suchte sie hier?
    Wie konnte sie diesem zitternden Kind erklären, daß sie aus Kadnos kam, daß sie zu denen gehörte, die das hier angerichtet hatten? Ihr Blick glitt über die Trümmerwüste, und sekundenlang spürte sie nichts als eine schmerzhafte Leere.
    »Ich heiße Lara Nord«, sagte sie. »Und du?« »Robin...« »Bist du allein? Oder ist noch jemand hier?«
    »Mariel...Aber nicht hier.« Er schauerte.
    »Suchst du sie?«
    Der Junge schüttelte den Kopf. Als Lara ihn sanft an der Schulter berührte, zuckte er zurück und preßte den Rücken gegen den Felsen. Ihr Blick streifte den Dolch, den er immer noch umklammert hielt. Für einen Moment vergaß sie alles andere, schien nichts auf der Welt mehr wichtig zu sein außer diesem verzweifelten Kind, dem man alles genommen hatte. Ein Kind, das blind, aber ganz sicher nicht geisteskrank war. Ein Kind, das genau verstand, was geschah, dem kein gnädiger Wahn die Wahrheit verschleierte.
    »Ist Mariel so alt wie du?« fragte Lara tastend.
    Wieder das stumme Kopfschütteln.
    »Ist sie erwachsen?«
    »Nein. Jünger als ich...«
    »Und dann willst du sie wirklich allein lassen?« Lara spürt das Zittern der mageren Schulter unter ihrer Hand. »Das darfst du doch nicht, Robin. Hör' zu, wir werden uns etwas ausdenken. Wir beide suchen jetzt nach Mariel, und dann...«
    Die Hand, die den Dolch umklammerte, entspannte sich ein wenig.
    »Mariel ist nicht hier«, sagte der Junge. »Sie ist in Sicherheit Wir sind...« Er stockte und biß sich auf die Lippen. »Jemand hilft uns«, setzte er leise hinzu.
    Lara hielt den Atem an.
    Von den Hügelleuten konnte niemand überlebt haben, dessen war sie sicher. Aber wer dann?
    »Jemand hilft euch?« echote sie. »Hier?«
    »Ja.«
    Lara bezwang ihre Erregung. »Und glaubst du nicht, daß er sehr traurig wäre, wenn du nicht zurückkämest? Daß er sich vielleicht Sorgen um dich macht?«
    Robin senkte den Kopf.
    Ein jähes, tonloses Schluchzen schüttelte ihn. Lara hatte Tränen in den Augen, als sie den Arm um seine Schultern legte.
    »Soll ich dich zurückbringen?« fragte sie sanft. »Wenn du mir erklärst, wo die anderen sind...«
    »Nein! Das sage ich nicht!«
    Der ganze magere Köper versteifte sich. Lara verstand. Vor einer Sekunde zur anderen wurde ihre
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