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Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft

Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft

Titel: Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft
Autoren: Susanne U.Wiemer
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freiwillige Nachtarbeit im Labor der Zuchtanstalten. Ihr zusätzliches Forschungsprogramm hatte sie bewußt so angelegt, daß es ab und zu einen Besuch bei einem der Außenposten im Nordwesten der New Mojave notwendig machte. Trotzdem fühlte sie sich nicht wohl in ihrer Haut. Ein solcher Besuch ausgerechnet nach dem Zwischenfall im Sirius-Krater war ungewöhnlich. Sie wußte, daß sich eine Reihe der ausgebrochenen Tiere noch in Freiheit befand: zum Teil gefährliche Mutationen. Wenn sie sich erwischen ließ, würde man ihr den Vorwurf der Leichtfertigkeit machen und eine Menge unangenehmer Fragen stellen.
    Lara preßte die Lippen zusammen, während sie den Jet beschleunigte.
    Die Ereignisse im Sirius-Krater hatten zumindest eins bewiesen: daß einige der Barbaren aus der Welt unter dem Mondstein noch lebten. Nach ihrem Verschwinden aus der Sonnenstadt hatte der Vollzug geglaubt, sie seien irgendwo in der Wüste umgekommen. Einmal waren sie dann noch - angeblich - in der Nähe der »Terra I« aufgetaucht. Aber die Polizisten, die sie verfolgt hatten, konnten nicht mehr reden. Ihr Jet war an einem Felsen zerschellt, die Besatzung von den Geisteskranken aus den Hügeln umgebracht worden.
    Lara schauerte, als sie an den brutalen Vernichtungsschlag dachte, mit dem die marsianische Armee diese Morde beantwortet hatte.
    Die Furcht, daß auch die Terraner mit den Hügelleuten umgekommen waren, ließ sie nicht mehr los. Sie mußte Gewißheit haben. Wenn es überhaupt Gewißheit gab. Die schweren Laserkanonen, die Stein und Stahl binnen Sekunden in Dampf verwandelten, ließen von ihren Opfern nicht viel übrig.
    Für ein paar Minuten mußte sich Lara ganz auf den voll beschleunigten Jet konzentrieren.
    Einmal bremste sie ab und vergewisserte sich, daß sie die Höhe der Singhai-Klippen passiert hatte. Dahinter begann das riesige Gebiet der New Mojave. Lara beschleunigte wieder, bremste nach einer Weile abermals ab. Dreimal wiederholte sie das Manöver, dann sah sie die Hügelkette vor sich und westlich davon, noch sehr weit entfernt, die Ruinen der Sonnenstadt.
    Minuten später landete sie den Jet in einem tief eingeschnittenen Tal.
    Ihre Kehle wurde eng, als sie die Spuren der Zerstörung sah: Bombenkrater, Felsentrümmer, Gestein, das unter der Wirkung der Laserkanonen geschmolzen war und wie glasiert glitzerte. Hatte Helder Kerr nicht damals nach dem Kampf um die »Terra« gesagt, daß die Verantwortlichen aus Furcht vor der unbekannten Strahlung nahe der Sonnenstadt keine Laser einzusetzen wagten? Deshalb schließlich hatte man die Geisteskranken in ihren Verstecken so lange Jahre in Ruhe gelassen. Aber der Tod der vier Vollzugspolizisten bot Anlaß, diese Taktik zu ändern.
    Laras Herz hämmerte, als sie die Kuppel öffnete und ausstieg. Langsam ging sie über die Talsohle. Die schon vorher kümmerliche Vegetation existierte nicht mehr. Die Quelle war noch da, aber sie hatte ihren Lauf geändert und sickerte in zahllosen Rinnsalen über den nackten Stein. Nirgends eine Spur von menschlichem Leben. Auch keine Toten. Der Vollzug hatte sie mitgenommen - falls überhaupt etwas von ihnen übriggeblieben war.
    Lara biß sich auf die Lippen, bis sie den scharfen Schmerz spürte.
    Waren die überlebenden Barbaren hier gewesen? Wie in einer Kette blitzhafter Visionen glaubte Lara, sie vor sich zu sehen. Charru von Mornags hartes bronzenes Gesicht mit den saphirblauen Augen und dem schwarzen Haar, das glatt auf die nackten Schultern fiel. Sein Blutsbruder Camelo von Landre, der so verschieden von ihm war, mit der Grasharfe am Gürtel, den dunkleren, träumerischen Augen und den weicheren Zügen, Jarlon von Mornag, jung, hitzköpfig, gerade sechzehn Jahre alt und doch erwachsen genug, um zu kämpfen. Gerinth mit dem schlohweißen Haar; die rotschöpfigen, grünäugigen Angehörigen der Tareth-Sippe, die wilden, bärtigen Nordmänner.
    Laras Herz zog sich zusammen beim Gedanken an die Kinder, an die Alten und Schwachen und all die verängstigten Überlebenden aus dem Tempeltal:
    Nicht einmal sie, in der Welt unter dem Mondstein seit Jahrhunderten Feinde der Tiefland-Krieger, hatten sich ergeben wollen, als die Gelegenheit kam. Sie waren dem Joch der Priesterkaste und Bar Nergals grausamer Terror-Herrschaft entronnen. Auch in den so lange unterdrückten Tempeltal-Leuten war der Funke der Freiheit erwacht. Selbst sie wollten lieber an der Seite der Tiefland-Krieger kämpfen, als in die Gefangenschaft der Marsianer zu gehen, in eine
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