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Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft

Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft

Titel: Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft
Autoren: Susanne U.Wiemer
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der Hügel. Dort, wo das bebaute Kulturland begann, schimmerten Schutzzäune im Licht der beiden Monde, und der rote Staub türmte sich zu kleinen Wällen.
    Das Beta-Reservat lag nordwestlich von Kadnos, außer Sichtweite der Stadt, aber noch im Bereich des Kanals mit seinem schwarzen, metallisch schmeckenden Wasser.
    Der große Mann duckte sich tief in den Schatten der Hütte und starrte in die Nacht. Wind zerrte an seinem Haar, das fast die gleiche Farbe wie die endlosen roten Wüsten hatte. Sein Körper war hünenhaft, breit gebaut, mit mächtigen Schultern, muskulösen Armen und kräftigen Beinen. In der Beta-Reservation wurde es den Marionetten der alten Marsstämme wenigstens gestattet, sinnvoll zu arbeiten - obwohl sie nach Meinung ihrer Bewacher gar nicht in der Lage waren, Sinn oder Unsinn irgendeiner Tätigkeit zu beurteilen.
    Die »Bewacher« waren unsichtbar, nur in Gestalt elektronischer Überwachungs-Einrichtungen gegenwärtig. Vor vielen hundert Jahren, als der neue Mars noch jung und das Gewissen der irdischen Eroberer noch nicht völlig eingeschläfert war, hatte die damalige Regierung von Kadnos beschlossen, das Oberleben der alten Marsstämme zu garantieren. Das Gesetz galt immer noch. Die Marsstämme lebten. Aber das Gesetz verlangte nur, daß man sie auf einem bestimmten Territorium in Ruhe ließ. Es verbot nicht ausdrücklich, sie durch Drogen willenlos zu machen, und es verbot auch nicht, ihre Arbeitskraft zu nutzen und mit ihnen zu experimentieren.
    Im Alpha-Reservat vegetierten sie einfach nur vor sich hin.
    Das Beta-Reservat war eine biologische Versuchsanstalt. Hier wurde Nahrung angebaut, wurde Vieh gezüchtet - hier hätten die Stämme vielleicht wirklich leben können. Wenn nicht die Droge gewesen wäre ...
    Chemische Zusätze in den Würfeln des Nahrungs-Konzentrats.
    Eine Droge, die den Willen und die Tatkraft lähmte, die das Opfer empfänglich machte für jeden fremden Befehl. Aber nur, solange das Opfer sie regelmäßig zu sich nahm - und der hünenhafte Mann mit dem rostroten Haar tat das nicht.
    Er wußte nicht mehr, wann es angefangen hatte.
    Eine Krankheit. Tage, in denen er nichts essen konnte, aber auch nicht die Hilfe des medizinischen Computers in Anspruch nahm, weil ihm die Natur eine unverwüstliche Konstitution mitgegeben hatte. Damals war sein Geist zum ersten Mal aufgetaucht aus dem Nebel der Apathie. Er fing an, nicht mehr die Konzentrat-Würfel zu essen, sondern das, was sie im Schweiße ihres Angesichts dem Boden abrangen. Und bald schon spürte er, daß eine unsichtbare Kette von ihm abgefallen war. Er konnte sehen, hören, begreifen. Er entsann sich der alten Legenden, die selbst in der geknebelten Erinnerung seiner Gefährten noch lebendig waren, und er verstand, was man ihm und den Seinen angetan hatte.
    Jetzt wartete er.
    Irgendwo entstand Bewegung. Schatten lösten sich aus den Türen der Hütten, glitten heran, blieben mit angespannten Gesichtern lauschend stehen.
    »Hunon?«
    »Hier bin ich«, flüsterte der Hüne.
    »Heute nacht?«
    Der Riese mit dem rostroten Haarschopf straffte seinen mächtigen Körper.
    Es hatte lange gedauert, und es war schwer gewesen. Ein einzelner gegen die raffinierten Methoden der neuen Marsianer - dieser Eindringlinge, die keinerlei Rechte besaßen. Es war fast aussichtslos gewesen, aber er hatte es doch geschafft, wenigstens einige seiner Freunde aus dem zerstörerischen Bann der Droge zu befreien.
    Der Mann, der sich Hunon nannte, lächelte hart.
    »Heute nacht«, bestätigte er. »Und eines Tages wird die Stunde der Rache kommen.«
    *
    Der Jet mit dem Emblem der Universität glitt lautlos durch die Dunkelheit.
    Lara Nord starrte nach vorn. Ihr Gesicht wirkte bleich im Mondlicht; in dem kurzen, helmartig geschnittenen Blondhaar tanzten silbrige Reflexe. Hinter ihr blieb das Gelände der staatlichen Zuchtanstalten in den Garrathon-Bergen zurück. Die Wüste dehnte sich endlos unter dem Sternenhimmel.
    Lara wußte selbst nicht, was es eigentlich war, das sie in die Nacht hinaustrieb.
    Sie mußte vorsichtig sein. Schon einmal hatte sie eine Suchaktion des Vollzugs ausgelöst und war nur deshalb mit einer bloßen Disziplinar-Maßnahme davongekommen, weil niemand beweisen konnte, daß sie damals die geflohenen Barbaren vor der gefährlichen Strahlung in der Sonnenstadt gewarnt hatte. Diesmal benutzte sie den Universitäts-Jet nicht widerrechtlich und konnte auch einen Grund für den nächtlichen Ausflug angeben. Sie leistete
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