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Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft

Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft

Titel: Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft
Autoren: Susanne U.Wiemer
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die warmen, golden schimmernden Wände etwas Verlockendes.
    Sein Blick streifte die reliefgeschmückten Säulen, die im Kreis um den Platz mit dem Sonnensymbol standen.
    Bildnisse stolzer Krieger, von Wind und Sand so abgeschliffen, daß nur noch ab und zu eine Gestalt oder ein Gesicht hervortrat. Zeugnisse einer uralten Kultur, die die Flüchtlinge von der Erde in den Staub getreten hatten, als sie den Mars in Besitz nahmen. Heute vegetierten die letzten Überlebenden der alten Marsstämme wie Tiere in Reservaten: willenlose Marionetten, von Drogen gefügig gemacht und jeder Menschlichkeit beraubt...
    Das Geräusch von Schritten unterbrach Charrus Gedanken.
    Jemand kam über die Wendeltreppe des großen gemauerten Schachtes, der nach unten führte. Dort, in einer Grotte, lag die Quelle, die schon die alten Marsstämme mit Wasser versorgt hatte. Und dort gab es ein getarntes Tor, hinter dem der Stützpunkt der Fremden begann: ein Labyrinth aus Tunneln, Hallen und Gewölben, angefüllt mit Zeugnissen fremdartiger Technik und dem gesammelten Wissen aus Jahrtausenden.
    Ein sicherer Ort. Aber Charru fühlte sich wohler zwischen den roten Ruinen, deren spröde, klare Linien ihn trotz der Spuren des Verfalls an die steinerne Königshalle von Mornag erinnerten. Rasch ging er auf den Schacht in der Mitte des Sonnensymbols zu und runzelte die Stirn, als er die, beiden Gestalten erkannte, die über der gemauerten Umrandung erschienen.
    Katalin und Ayno.
    Ein blondes, schlankes Mädchen mit den bernsteinfarbenen Augen der Thorn, und ein hellhaariger, kaum sechzehnjähriger Junge. In der Welt unter dem Mondstein war Ayno im Tempeltal aufgewachsen, der Priesterkaste zugehörig, der grausamen Terrorherrschaft Bar Nergals ausgeliefert. Charru und Camelo hatten den jungen Akolythen zusammen mit einer Anzahl ihrer Gefährten aus der Klinik in Kadnos befreit, wo sie liquidiert werden sollten. Seither hätte sich Ayno für den Fürsten von Mornag kopfüber in jede Gefahr gestürzt.
    Jetzt war sein schmales, junges Gesicht blaß vor Erregung. Auch Katalin wirkte besorgt. Charru hob fragend die Brauen, und gleichzeitig kämpfte er gegen die Befangenheit, die ihn immer in Katalins Nähe überfiel, weil er wußte, was sie für ihn fühlte.
    »Robin!« stieß sie hervor: »Er ist verschwunden.«
    Charrus Magenmuskeln zogen sich zusammen. »Verdammt! Wir haben doch die Wachen verstärkt und...«
    »Ein einzelner kann sich leicht zwischen den Felsen verbergen«, unterbrach ihn Katalin. »Vergiß nicht, daß der Junge hier jeden Fußbreit Boden kennt.«
    »Ist Mariel da?«
    Katalin nickte.
    Mariel, das kleine Mädchen aus den Hügeln, stand immer noch unter dem Schock der Ereignisse. Zuerst die erbarmungslose Vernichtung aller ihrer Angehörigen, das blutige Massaker, das die Kinder mit angesehen hatten, ehe jemand es verhindern konnte. Dann dieser verzweifelte, sinnlose Versuch, sich an den Marsianern zu rächen. Mit einem Gleiterjet und einem Lasergewehr waren die Kinder - außer Robin - zu einem der Krater geflogen, in denen sich Stationen, der Universität befanden. Gelandet waren sie im Tiergehege einer Versuchsanstalt. Eine Bruchlandung, bei der drei kleine Jungen starben, ein paar Elektrozäune zerrissen wurden und eine Anzahl Tiere, aus ihren Käfigen entkamen. Keine normalen Tiere, sondern die Ergebnisse wissenschaftlicher Experimente. Nachzüchtungen von Gattungen aus der irdischen Vorzeit, gespenstische Mutationen- Monstren...
    Charru schüttelte die Erinnerung ab. ,
    »Was mag er vorhaben?« fragte er rauh. »Es gibt doch keinen Platz mehr, wo er hingehen könnte.«
    Katalin hob die Achseln. Ayno blickte dorthin, wo vor wenigen Stunden Bomben und Laserkanonen ein blutiges Chaos angerichtet hatten. Die hellen Augen des früheren Akolythen wirkten verschleiert.
    Charru wußte, daß er noch ein anderes Bild vor sich sah, ein Bild aus der Vergangenheit. Die Tempelpyramide, die in einem gigantischen Feuerblitz verging. Damals, als das Lasergewehr eines marsianischen Wachmanns den Mondstein zerstörte und binnen Minuten Hunderte von Menschen tötete....
    »Die Hügel«, sagte Ayno leise. »Vielleicht glaubt er, daß dort noch jemand lebt.«
    Charru nickte und straffte die Schultern.
    »Wahrscheinlich hast du recht«, sagte er knapp. »Wir werden ihn suchen.«
    *
    Still lagen die würfelförmigen Hütten des Beta-Reservats in der Dunkelheit.
    Die Menschen schliefen. Nichts rührte sich, nur der ewige Wind strich durch das staubige Gras
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