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Social Netlove

Social Netlove

Titel: Social Netlove
Autoren: J Strack
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bedingungslose Liebe überhaupt gibt.«
    »Hm«, brummte ich nickend und nahm einen großen Schluck von meiner Cola. Kam es mir nur so vor, oder verwandelte Isa sich von Monat zu Monat mehr in eine verblendete, hochmütige Henne?
    Es war nicht das erste Mal, dass ich mich bei unserem monatlichen Treffen unwohl fühlte. Früher hatten wir uns mindestens einmal in der Woche zusammengesetzt, um das Leben im Allgemeinen und unsere Männerprobleme im Speziellen zu erörtern, doch seit Isa verheiratet war, fanden wir nur noch selten zusammen.
    Es lag eine seltsame Spannung in der Luft, die allem Anschein nach jedoch nur ich spüren konnte. Isa benahm sich völlig normal, jedenfalls im Rahmen ihrer
Verfassung
. Es war nicht schwer zu durchschauen, dass sie am liebsten pausenlos von Kasimir erzählen wollte, von dem Babyschwimmen und den Kita-Besichtigungen, den Kinderspielplätzen und den günstigen Familientarifen im städtischen Zoo. Vielleicht hätte ich mir das alles sogar gerne angehört, wenn ich nicht immer noch verletzt darüber gewesen wäre, dass Kasimirs Patin eine dahergelaufene Freundin von Gregor war, die Isa bei der Geburt ihres Sohnes erst flüchtig gekannt hatte. Soweit ich mich erinnerte, hatten Isa und ich schon vor fünfzehn Jahren festgelegt, dass wir auf jedenFall gegenseitig die Patenschaft für unsere Kinder übernehmen würden – die im Idealfall Bastian (Isas Sohn) und Annabelle (meine Tochter) hätten heißen sollen. Bereits die Namenswahl hatte mich vor zehn Monaten ahnen lassen, dass unser in der Jugend gesponnener Plan nicht Realität werden würde. Seitdem hatte Isa mich immer mehr aus ihrem Leben verbannt. Warum um Himmels Willen sollte ich mir also nun stundenlang Geschichten über kranke Babyfreunde, Post-Schwangerschaftspfunde und Mareike, die glückliche,
unersetzbare
Patin anhören?
    Als hätte Isa in meinem Gesicht gelesen, fing sie meinen letzten Gedanken auf. »Und wie läuft es bei dir so?«, fragte sie und hob die Hand, um der Kellnerin zu suggerieren, dass sie ebenfalls eine Cola haben wollte.
    »Alles wie immer. Ich arbeite viel und nähe ab und an ein bisschen …« Zur Bekräftigung meiner Worte hob ich lächelnd meinen Fuß in die Höhe, den ein mit Pailletten bestickter Pump zierte. Ich hatte wochenlang an dem Paar Schuhe gearbeitet, das ich seit seiner Fertigstellung fast pausenlos trug, so stolz und verliebt war ich in die funkelnden Schmuckstücke.
    Isa bückte sich und betrachtete fasziniert die lindgrünen, beigen, goldenen, blauen und pinken Pailletten, die harmonisch aneinandergereiht waren und sich sogar den hohen Absatz hinab zogen. »Wow, Marie. Hast du die etwa selbst gemacht? Zeig mal her.«
    Ich ließ den Schuh zu Boden plumpsen und reichte ihn meiner Freundin, in deren Augen ich bereits Herzchen flimmern sehen konnte. Genau so etwas Ausgefallenes war immer ihr Geschmack gewesen – und ich war erleichtert, dass sie sich zumindest in diesem Punkt nicht verändert hatte.
    »Das sieht wirklich toll aus. Du bist so talentiert!« Isas Blick und ihre Worte erinnerten mich an eine Aftershow-Party, auf die sie uns vor elf Jahren geschmuggelt hatte. Damals hatte ich extra für diesen Anlass ein niedliches, mit einer roten Paillettenbordüre besticktes Kleid inklusive passender Tasche entworfen. Die Tasche war gänzlich mit Pailletten bedeckt gewesen und ich hatte ein ganzes Wochenende nonstop daran arbeiten müssen – doch es hatte sich gelohnt. Auf der Party hatte Isa mich wie ein Weltwunder herumgezeigt und bei Dutzenden Leuten, deren Aufmerksamkeit sie schon allein durch die Nennung ihres Nachnamens erlangt hatte (»Lindecker mein Name, ja, Harald Lindecker ist mein Vater« - Isas alter Herr war als Senior Artist & Repertoire Manager bei einer großen Plattenfirma in der Musikszene ziemlich bekannt gewesen) mit den Worten vorgestellt »Dasist Marie und sie ist Jungdesignerin. Dieses Kleid hat sie selbst genäht.« Ich war richtig gerührt gewesen, dass meine beste Freundin derart stolz auf mich sein konnte.
    »Weißt du noch, damals, als du uns diese richtig tollen Kleider für unseren Urlaub genäht hast?« Isabelles Augen nahmen einen verträumten Ausdruck an, als sie sich vermutlich nicht nur an die Kleider, sondern auch an die reichlich stürmische Zeit in Lloret de Mar erinnerte. Wir waren an ihrem neunzehnten Geburtstag dorthin gereist und hatten in unseren Satinkleidchen – Isa in lila und ich in gelb – nahezu allen Kerlen den Kopf verdreht. Dass ich ins
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