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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten
Autoren: Mary Burton
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verschränkt und gaben sich große Mühe, cool zu wirken, doch ihre gesenkten Köpfe verrieten inneren Aufruhr. Baggy Pants, weiße T-Shirts, Lederjacken mit gelben Halstüchern um den rechten Unterarm ließen auf eine Bandenzugehörigkeit schließen.
    »Es könnte irgendwas mit Jugendgangs zu tun haben«, meinte Garrison. »Das Knochenarrangement könnte eine Art Initiationsritus sein. Knochen zu hinterlassen, wäre eine klare Botschaft.«
    Malcolm musterte die Jungs. »Sie sehen nicht so aus, als wären sie clever oder auch nur geduldig genug, um Knochen aufzustapeln.«
    »Man erlebt immer wieder Überraschungen.«
    Malcolm blickte in Richtung des gelben Absperrbandes und sah einen dünnen Mann mit schütter werdendem Haar und Brille, in deren Gläsern sich das Licht der Scheinwerfer spiegelte. Paulie Sommers, Kriminaltechniker. Gründlich, kurz angebunden bis zur Unhöflichkeit.
    »Was gibt’s?« Paulie tauchte unter dem Absperrband hindurch und kam zu ihnen.
    Malcolm machte ihm Platz. Er hatte immer Spaß daran, den Mann aufzuziehen. »Du bist auch nicht mehr der Schnellste.«
    »Sag den Jungs vom Raubdezernat, sie sollen den Mistkerl schnappen, der überall in der Stadt in Juweliergeschäfte einbricht. Dann hab ich auch wieder Zeit für anspruchsvollere Verbrechen wie eure Morde.« Es klang sarkastisch.
    »Ich werde ihnen ein Memo schicken.«
    »Tu das.«
    Die meisten Leute verstanden nicht, wie Polizisten im Angesicht des Todes so locker sein konnten. Doch genau diese innere Distanz und der schwarze Humor halfen ihnen, sich die Schrecken vom Leib zu halten, mit denen sie konfrontiert wurden. »Wir haben einen Haufen Knochen, ordentlich aufgestapelt. Ich brauche alles, was du hier in der Nähe an Hinweisen finden kannst.«
    Paulie zwinkerte. »Eigentlich müsste es Fußspuren geben. Der Boden ist vom Regen gestern ganz durchweicht.« Er schaute zu der Menschenmenge hinüber, die sich jenseits des Absperrbandes versammelt hatte. »Aber wer weiß, wie viele von denen da drüben hier rumgelatscht sind und den Tatort kontaminiert haben.«
    »Genau deswegen hat man dich gerufen, mein Freund«, sagte Garrison. »Du vollbringst schließlich Wunder.«
    »Blas mir keinen Zucker in den Hintern.« Paulie hob seine Digitalkamera hoch und drückte ab. »Und jetzt verschwinde von meinem Arbeitsplatz.«
    »Charmant wie immer«, sagte Malcolm.
    »Du kannst mich mal.«
    Garrison lachte. »Was ist denn los mit dir, dass du noch schlechtere Laune hast als sonst, Paulie?«
    »Es ist scheißkalt hier draußen. Außerdem musste ich wegen dieser verdammten Raubüberfälle und weil Lorraine Marcus immer noch in Mutterschutz ist, von einem Abendessen weg, das jetzt wahrscheinlich kalt ist.«
    Malcolm legte sich dramatisch eine Hand aufs Herz. »Hör auf, sonst fange ich noch an zu weinen.«
    Paulie murmelte etwas Unverständliches, und der Detective trat beiseite, damit der Kollege von der Spurensicherung die Knochensammlung ablichten konnte.
    Malcolm massierte sich den Nacken und wünschte, er hätte sich aus dem Kofferraum einen Energieriegel mitgenommen. Es war ungefähr drei Stunden her, seit er zuletzt etwas gegessen hatte, und es würde eine lange Nacht werden.
    Während Paulie weiter fotografierte, zog Malcolm einen Notizblock aus seiner Gesäßtasche. Der Kollege würde zwar alle Einzelheiten dokumentieren, Malcolm fertigte sich aber trotzdem immer eigene Zeichnungen vom Tatort an. Und er machte sich fortwährend Notizen, denn er wusste, dass das entscheidend sein konnte, wenn ihn im Gerichtssaal ein Anwalt am Wickel hatte. »Ich rede erst mal mit dem Officer, damit er endlich nach Hause kommt. Die Jungs können warten.«
    »Lass dir Zeit«, sagte Garrison. »Paulie braucht noch eine Weile.«
    Malcolm ging an den Uniformierten vorbei und fand den Polizisten und seinen Schäferhund hinten auf der Ladefläche eines roten Pick-ups. Der Mann trug Jeans und eine abgewetzte Lederjacke, hatte kurzes Haar, einen dichten Schnurrbart und rauchte. Der Hund lag auf einer Decke und schlief.
    Als der Cop, der längst Feierabend hatte, Malcolm kommen sah, zog er ein letztes Mal an seiner Zigarette und drückte sie auf der Ladefläche aus. »Sie haben Fragen?«
    Malcolm streckte die Hand aus. »Jede Menge. Ich bin Malcolm Kier.«
    Der andere ergriff seine Hand. »Aus Richmond.«
    »Schön zu hören, dass man mich kennt.«
    »Alexandria ist ein großes Dorf. Ich bin Grant McCabe. Vom Drogendezernat.«
    »Toller Ausklang für einen
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