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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben
Autoren: Ian Rankin
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Geschworenen ihr Urteil gefällt hatten, wurden sie über seine Vorstrafen informiert: zwei wegen Körperverletzung, eine wegen versuchter Vergewaltigung. Donny Cruikshank war neunzehn Jahre alt.
    »Das elende Schwein hat sein Leben noch vor sich«, hatte John Jardine zu Siobhan gesagt, als sie den Friedhof verließen. Alice hatte die Arme um die Tochter geschlungen, die ihr noch verblieben war. Ishbel weinte an der Schulter ihrer Mutter. Alice blickte stur geradeaus, und man sah an ihren Augen, dass in ihr gerade etwas starb…
    Die drei Kaffees wurden serviert, und das brachte Siobhan in die Gegenwart zurück. Sie wartete, bis der Kellner gegangen war.
    »Ich schlage vor, Sie erzählen mir, was passiert ist«, sagte sie.
    John Jardine schüttete den Inhalt eines Zuckertütchens in seinen Kaffee und begann, ihn umzurühren.
    »Ishbel hat letztes Jahr die Schule beendet. Wir wollten, dass sie studiert. Aber sie hatte sich in den Kopf gesetzt, Friseuse zu werden.«
    »Das ist natürlich auch ein ehrenwerter Beruf«, unterbrach ihn seine Frau. »Und sie geht regelmäßig zur Berufsschule in Livingston.«
    »Jedenfalls hat sie das bis zu ihrem Verschwinden getan«, stellte John Jardine leise fest.
    »Seit wann ist sie weg?«
    »Genau seit einer Woche.«
    »Hat sie sich einfach so aus dem Staub gemacht?«
    »Wir dachten, sie sei wie üblich zur Arbeit gegangen – sie ist in dem Friseursalon an der Main Street angestellt. Aber dann rief uns ihre Chefin an, um zu fragen, ob sie krank sei. Ein paar Anziehsachen waren weg, etwa so viel, wie in einen Rucksack passen. Außerdem Geld, Kreditkarte und Handy…«
    »Wir haben sie dutzende Male auf dem Handy angerufen«, ergänzte seine Frau, »aber es ist ständig ausgeschaltet.«
    »Haben Sie schon mit jemand anderem außer mir gesprochen?«, fragte Siobhan, während sie ihre Tasse an den Mund hob.
    »Mit jedem, der uns eingefallen ist – ihre Freundinnen, ehemalige Schulkameraden, ihre Kollegin aus dem Friseursalon.«
    »Die Berufsschule?«
    Alice Jardine nickte. »Auch dort ist sie seit letzter Woche nicht mehr gewesen.«
    »Wir sind zur Polizei in Livingston gegangen«, sagte John Jardine. Er rührte immer noch in seiner Tasse herum. »Man sagte uns, dass sie volljährig sei und kein Hinweis auf ein Verbrechen vorliege. Da sie Kleidung eingepackt hat, spricht nichts für eine Entführung.«
    »Das stimmt.« Siobhan hätte noch einiges hinzufügen können: dass sie ständig mit jungen Leuten zu tun hatte, die ausgerissen waren. Dass sie, wenn sie in Banehall wohnen würde, möglicherweise auch von dort abhauen würde…»Haben Sie Streit mit ihr gehabt?«
    Mr. Jardine schüttelte den Kopf. »Sie war dabei, Geld für die Anzahlung auf eine Wohnung zu sparen… hatte schon eine Liste mit den Sachen gemacht, die sie für einen eigenen Haushalt brauchen würde.«
    »Ein fester Freund?«
    »Bis vor ein paar Monaten hatte sie einen. Die Trennung war…« Mr. Jardine fiel das Wort nicht ein, das er suchte. »Die beiden sind nicht sauer aufeinander.«
    »Eine freundschaftliche Trennung«, schlug Siobhan vor. Er lächelte und nickte. Sie hatte das passende Wort gefunden.
    »Wir wollen ja bloß wissen, ob es ihr gut geht«, erklärte Alice Jardine.
    »Daran zweifle ich nicht, und es gibt Leute, die Ihnen helfen können – Organisationen, die nach Personen suchen, die aus welchen Gründen auch immer von zu Hause verschwunden sind.« Siobhan merkte, dass ihre Worte zu routiniert klangen: sie hatte das Gleiche schon allzu oft besorgten Eltern gesagt. Alice sah ihren Mann an.
    »Erzähl ihr, was du von Susie weißt«, forderte sie ihn auf.
    Er nickte und legte endlich den Löffel auf der Untertasse ab. »Susie ist Ishbels Kollegin aus dem Friseursalon. Sie hat mir erzählt, dass sie Ishbel in einen teuren Wagen hat einsteigen sehen… wahrscheinlich ein BMW.«
    »Wann war das?«
    »Sie hat es ein paar Mal beobachtet… Der Wagen war immer ein Stück die Straße hinunter geparkt. Am Steuer saß ein älterer Mann.« Er schwieg kurz. »Na ja, mindestens so alt wie ich.«
    »Hat Susie Ishbel gefragt, wer das war?«
    Er nickte. »Aber Ishbel wollte es ihr nicht verraten.«
    »Also hält sie sich vielleicht bei diesem Bekannten auf.« Siobhan hatte ihre Tasse geleert.
    »Aber warum hat sie uns nichts gesagt?«, fragte Alice in klagendem Tonfall.
    »Tut mir Leid, das weiß ich auch nicht.«
    »Susie hat noch etwas erwähnt«, fügte John Jardine, noch leiser als zuvor, hinzu. »Sie sagte,
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