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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben
Autoren: Ian Rankin
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verschwand.
    »Dann geben Sie mir einen Tipp – mit wem könnte ich reden?«
    »Ich sollte eigentlich gar nicht hier sein«, sagte Rebus, drehte sich um und ging zu seinem Auto, das zumindest ein gewisses Maß an Sicherheit bot.
    Ich kann mich wirklich glücklich schätzen, dachte Detective Sergeant Siobhan Clarke, womit sie meinte, dass sie wenigstens über einen eigenen Schreibtisch verfügte. John Rebus – der einen höheren Rang hatte als sie – war nicht so gut dran. Allerdings hatten weder Glück noch Pech etwas damit zu tun. Sie wusste, dass Rebus es als einen Wink von oben betrachtete: Wir haben für Sie keinen Platz mehr; Sie sollten sich langsam aufs Altenteil zurückziehen. Er hatte Anspruch auf die volle Polizistenpension – Kollegen, jünger als er und mit weniger Dienstjahren, stiegen aus dem Spiel aus und lösten ihre Jetons ein. Ihm war sonnenklar, welche Botschaft ihm seine Vorgesetzten übermitteln wollten. Siobhan wusste es auch, dennoch hatte sie ihm ihren Schreibtisch angeboten. Er hatte natürlich abgelehnt, hatte gemeint, er sei mit jedem verfügbaren Arbeitsplatz zufrieden, woraufhin er nun an dem Tisch neben dem Fotokopierer saß, auf dem Becher, Kaffee und Zucker standen. Der Wasserkocher befand sich auf dem angrenzenden Fensterbrett. Unter dem Tisch wurde ein Karton mit Kopierpapier aufbewahrt, und der Stuhl, der davorstand, besaß eine kaputte Lehne und ächzte laut, wenn man auf ihm Platz nahm. Kein Telefon, noch nicht einmal eine Telefonbuchse. Kein Computer.
    »Das ist natürlich nur vorübergehend«, hatte Detective Chief Inspector James Macrae erklärt. »Nicht so einfach, Platz für zwei Neuzugänge zu schaffen…«
    Rebus hatte mit einem Lächeln und einem Achselzucken reagiert, und Siobhan war klar gewesen, dass er sich hütete, etwas zu sagen: Rebus’ spezielle Form von Konfliktmanagement. Erst einmal alles in sich hineinfressen. Das Platzproblem war auch der Grund, dass ihr Tisch zwischen denen der Detective Constables stand. Es gab ein extra Büro für die Detective Sergeants, das sie sich mit der Bürokraft teilten, aber Siobhan oder Rebus passten dort beim besten Willen nicht hinein. Der Detective Inspector hatte übrigens ein eigenes kleines Büro zwischen den beiden anderen. Tja, da lag der Hund begraben: Es gab am Gayfield Square schon einen DI; ein zweiter wurde nicht gebraucht. Der DI hieß Derek Starr, er war groß, blond und gut aussehend. Dummerweise wusste er Letzteres ganz genau. Er hatte Siobhan einmal zum Mittagessen in seinen Klub eingeladen. Der Klub war fünf Minuten zu Fuß entfernt und hieß The Hallion. Sie hatte nicht zu fragen gewagt, wie viel die Mitgliedschaft kostete. Wie sich herausstellte, hatte Starr auch Rebus dorthin eingeladen.
    »Er tut’s, weil er’s tun kann«, hatte Rebus’ Zusammenfassung gelautet. Starr war auf dem Weg nach oben, und er wollte es den beiden Neuen deutlich vor Augen führen.
    Siobhan war mit ihrem Schreibtisch zufrieden. Sie hatte einen Computer, den Rebus jederzeit benutzen konnte, und ein Telefon. Jenseits des Gangs saß Detective Constable Phyllida Hawes. Sie hatten bei einigen Ermittlungen zusammengearbeitet, obwohl sie verschiedenen Dienststellen angehörten. Siobhan war zehn Jahre jünger, hatte aber einen höheren Dienstgrad. Bisher schien Hawes damit kein Problem gehabt zu haben, und Siobhan hoffte, dass dies auch so blieb. Es gab noch einen DC in dem Büro. Er hieß Colin Tibbet: Mitte zwanzig, vermutete Siobhan, demnach ein paar Jahre jünger als sie. Nettes Lächeln, durch das seine relativ kleinen Zähne zum Vorschein kamen. Hawes hatte schon ein paar scherzhafte Bemerkungen gemacht, dass sie in ihn verschossen sei.
    »Ich stehe nicht auf grüne Jungs«, hatte Siobhan erwidert.
    »Sie haben also eine Vorliebe für reifere Herren?«, hatte Hawes grinsend gefragt, den Blick in Richtung des Fotokopierers gewandt.
    »Reden Sie keinen Unsinn«, hatte Siobhan gesagt, da natürlich Rebus damit gemeint gewesen war. Ein paar Monate zuvor, kurz vor dem Ende der Ermittlungen in einem Fall, hatte Rebus sie plötzlich umarmt und geküsst. Niemand außer ihnen beiden wusste davon, und sie hatten nie ein Wort darüber verloren. Dennoch hing die Sache jedesmal wie ein vertrauter Geruch in der Luft, wenn sie allein waren. Na ja… sie hing über
ihr.
John Rebus war in dieser Hinsicht schwer durchschaubar.
    Phyllida Hawes ging nun zum Fotokopierer und erkundigte sich, wohin DI Rebus verschwunden war.
    »Er hat einen Anruf
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