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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot
Autoren: Peter James
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Kinderwagen treppauf und treppab zu schleppen. Da war der seltsam aussehende kleine Toyota Yaris und der betagte Porsche Boxster, der einem jungen Mann gehörte, den sie für einen Arzt hielt. Vermutlich arbeitete er im nahe gelegenen Royal Sussex County Hospital. Der verrostete weiße Renault-Lieferwagen mit den platten Reifen und dem Schild im Fenster, auf dem mit roter Schrift ZU VERKAUFEN stand. Dazu ein weiteres Dutzend Autos, deren Besitzer sie vom Sehen kannte. Nichts Neues, kein Grund zur Sorge. Niemand lauerte im Schatten.
    Ein Paar eilte Arm in Arm vorbei, der aufgeblähte Regenschirm drohte umzuschlagen.
    Fenster im Schlafzimmer, Gästezimmer, Bad, Wohn-/Esszimmer abschließen. Timer für Licht, Fernsehen und Radio in jedem Zimmer aktivieren. Faden in Kniehöhe vor Wohnungstür quer durch Diele spannen.
    Paranoid? Und wie!
    Sie nahm den langen Regenmantel und den Schirm vom Haken in der schmalen Diele, stieg über den Faden und schaute durch den Spion. Der leere Treppenabsatz war in gelbes Licht getaucht.
    Sie hakte die Sicherheitsketten aus, öffnete vorsichtig die Tür und trat in den Flur. Sofort drang ihr der Geruch von Sägemehl in die Nase. Sie zog die Tür zu und verriegelte alle drei Schlösser.
    Dann horchte sie. In einer Wohnung unter ihr klingelte das Telefon. Niemand hob ab. Zitternd zog sie den Regenmantel mit dem Fleecefutter enger um sich. Nach so vielen Jahren in der Sonne hatte sie sich noch nicht an die Feuchtigkeit und Kälte gewöhnt. Oder daran, den Freitagabend allein zu verbringen.
    An diesem Abend wollte sie sich im Kino am Yachthafen den Film Abbitte anschauen und danach einen Happen essen, vielleicht Pasta. Wenn sie in der Stimmung war, würde sie irgendwo noch ein paar Gläser Wein trinken. So hätte sie immerhin das Gefühl, unter Menschen zu sein.
    Sie war unauffällig gekleidet, trug Designerjeans, Stiefeletten und einen schwarzen Rollkragenpulli. Sie wollte nett aussehen, aber kein Aufsehen erregen, wenn sie in eine Kneipe ging. Sie öffnete die Sicherheitstür zum Treppenhaus und entdeckte bestürzt, dass es blockiert war. Die Arbeiter hatten dort übers Wochenende lange Gipskartonplatten und einen Stapel Holz deponiert.
    Fluchend überlegte sie, ob sie darüber klettern oder den Aufzug nehmen sollte. Schließlich drückte sie den Knopf und starrte auf die zerkratzte Metalltür. Sekunden später hörte sie, wie die Kabine scheppernd nach oben fuhr und mit einem ohrenbetäubenden Laut zum Stehen kam. Dann glitt die Außentür knirschend auf.
    Sie trat ein, und die Tür schloss sich hörbar. Die Innentür ging ebenfalls zu. Es roch nach fremdem Parfüm und Zitronenreiniger. Der Lift ruckte so heftig, dass sie beinahe umfiel.
    Nun, da es zu spät war, um auszusteigen, da die metallenen Wände sie einschlossen und ein kleiner, fast blinder Spiegel die aufsteigende Panik in ihrem Gesicht zeigte, schoss der Aufzug ruckartig nach unten.
    Abby begriff, dass sie gerade einen schweren Fehler begangen hatte.
    3
    OKTOBER 2007 Detective Superintendent Roy Grace saß in seinem Büro am Schreibtisch. Er legte den Hörer auf und lehnte sich mit verschränkten Armen nach hinten, bis der Stuhl gegen die Wand kippte. Scheiße. Es war Viertel vor fünf am Freitagnachmittag, und soeben hatte jemand sein Wochenende die Toilette hinuntergespült. Besser gesagt, einen Gully hinunter.
    Und das nach einer Pechsträhne beim wöchentlichen Pokerabend, bei dem er gestern fast dreihundert Mäuse verloren hatte. Was konnte es an einem verregneten Freitagnachmittag Schöneres geben als eine Expedition in einen Abwasserkanal? Das machte richtig Laune. Der eisige Wind drang durch die undichten Fenster seines kleinen Büros, begleitet vom Prasseln des Regens. Der ideale Tag für einen Ausflug.
    Er verfluchte den Leiter der Einsatzzentrale, der ihn soeben angerufen hatte. Natürlich war es ungerecht, seinen Unwillen an dem auszulassen, der die schlechte Nachricht übermittelte, aber er hatte einen schönen Samstagabend in London geplant, mit dem er Cleo überraschen wollte. Den konnte er jetzt für einen neuen Fall abblasen, der ihm, wie er instinktiv wusste, wenig Freude bereiten würde. Und das nur, weil er den Dienst eines erkrankten Kollegen übernommen hatte.
    Er ermittelte vor allem in Mordfällen. In Sussex gab es jedes Jahr zwischen fünfzehn und zwanzig Fälle, die meisten davon in Brighton and Hove und der näheren Umgebung. Auf diese Weise bekamen alle Ermittler die Gelegenheit, ihr Können zu
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