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SMS - Sarah mag Sam

Titel: SMS - Sarah mag Sam
Autoren: Lotte Kinskofer
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haben, aber wenn es keine Noten mehr gibt, haben wir auch keine Lust mehr. Unsere Englischlehrerin, Frau Jakobs, teilt Texte mit Liedern von Robbie Williams aus. Aber die Phase ist bei mir schon längst vorbei. Wer bei uns in der Klasse cool sein will, hört nicht mehr diesen tätowierten Angeber. Aber immerhin, Frau Jakobs gibt sich Mühe. In Mathe machen wir Zahlenspiele, die nur Herr Merkle spannend findet, und in Deutsch liest uns Herr Röhrig eine lustige Kurzgeschichte vor, über die niemand lacht.
    Ich schreibe heimlich unter der Bank eine SMS an Carla, die immer noch krank ist. In unserer Klasse wird oft jemand beim SM S-Schreiben erwischt und muss sein Handy abgeben, aber ich komme immer wieder durch. Ich kann schreiben und zugleich zur Tafel sehen, manchmal schaue ich gelangweilt aus dem Fenster und tippe. Man muss Geduld haben, damit man nicht erwischt wird. Warten können, bis sich der Lehrer zur Tafel dreht. Geduld haben die meisten nicht. Ich sonst auch nicht. Aber beim Simsen schon. Mein Handy ist mir heilig. Ich liebe SMS.
    Carla schreibt prompt zurück. Offenbar hat sie das Handy von ihrer Mutter zurückerobert. Dass ihr auch langweilig ist, schreibt sie, dass sie gerade einen Film ansehen wollte, aber dabei eingenickt ist und jetzt von ihrem Handy geweckt wurde – also von meiner SMS. Ob ich nicht nachmittags vorbeikommen könnte. Ihre Mutter ist im Yogakurs und dann einkaufen – keine Kontrolle von Frau Ahrens zu erwarten.

    Jenny spielt in der Pause die Taubstumme. Zumindest ist sie taubstumm, wenn es um mich geht. Hört nicht, was ich sage, antwortet nicht auf meine Fragen. Ein Augenleiden hat sie auch noch. Guckt ständig durch mich durch, als wäre ich nicht da. Sie erzählt kein einziges Mal von Enrico und dem Italienurlaub, sie will auch nicht in der Pause cliquenmäßig zusammenstehen, sondern sie nimmt Lilis Arm und schlendert mit ihr über den Schulhof. Cibel und ich sehen uns komisch an.
    »Ich glaube, Jenny hat schlechte Laune«, vermutet Cibel.
    Ich nicke nur, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass ich den Grund für Jennys schlechte Laune kenne. Es ist wegen Marc und wegen Sam. Weil sie in Sam verliebt ist und weil Marc sich über sie lustig gemacht hat. Das Schlimmste daran: Ich habe das alles mitgekriegt. Jenny hat bestimmt Angst, dass ich es weitererzähle. Gestern, nachdem Marc sie ausgelacht hat, war sie ganz rot im Gesicht, hat aber heftig abgestritten, in Sam verliebt zu sein. »Und wenn alle Mädchen der Welt auf ihn stehen, ich nicht!«, hat sie mir gegenüber behauptet und ist bald heimgegangen. Ich warplatt. Ich habe Jenny zwar schon oft wütend gesehen, aber sie wirkte richtig verzweifelt und gekränkt.
    Spät am Abend bekam ich noch eine SMS von ihr. »Kein Wort zu niemand über das, was heute war. Sonst Ärger.« Deshalb sage ich Cibel lieber nichts.

    Das heißt aber noch lange nicht, dass ich auch bei meiner allerbesten Freundin den Mund halte. Carla ist schließlich krank und braucht Ablenkung und Unterhaltung. Davon habe ich jede Menge zu bieten. Ich erzähle ihr am Nachmittag erst von dem Schwur und dann von Jennys Besuch bei mir zu Hause.
    Carla kann sich nur wundern.
    »Ich finde diesen Sam ja auch süß, aber einer, mit dem alle Mädchen gehen wollen, der ist doch nichts für mich.«
    »Sondern?«
    Carla sagt nichts, sie grinst nur.
    »Hey, wir haben uns geschworen, dass wir keine Geheimnisse innerhalb der Clique haben.«
    »Ich habe nicht geschworen«, lacht Carla, »denn ich war krank.«
    Stimmt. Daran habe ich gar nicht gedacht.
    »Du musst nachträglich schwören.«
    »Mach ich nicht. Und wenn ihr euch auf den Kopf stellt.«
    Einen Moment bin ich sauer. Dann aber neidisch. Ich wollte ja auch nicht schwören, aber ich war nicht mutig genug, mich gegen Jenny zu stellen, und habe mich breitschlagen lassen. Carla wäre das nicht passiert. Wenn sienicht will, dann macht sie das auch nicht. Da kann man sich auf den Kopf stellen und mit den Füßen wackeln.

    »Was wird jetzt aus deiner Reise nach England, wenn du immer noch krank bist?«, frage ich Carla.
    »Spätestens zur Zeugnisverleihung bin ich topfit«, verkündet Carla. »Aber vorher muss ich mich noch schonen. Denn so langweilig, wie es jetzt in der Schule ist, bricht meine Sommergrippe sofort wieder aus.«
    Carla grinst und ich verstehe. Sie drückt sich vor dem Unterricht, der sowieso keiner mehr ist.
    »Es wird furchtbar, wenn du weg bist«, klage ich, weil ich mir Ferien ohne Carla und ohne eigenen
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