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SMS - Sarah mag Sam

Titel: SMS - Sarah mag Sam
Autoren: Lotte Kinskofer
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ersten Treffen schon wissen, ob er wirklich nett ist und ob wir gemeinsame Interessen haben.«
    »Wenn ihr euch küsst, habt ihr doch schon was gemeinsam«, kichert Lili und Jenny lacht laut.
    Cibel wird wieder ein bisschen rot. Ich denke, ich sollte ihr helfen: »Ich werde auch nicht viel erleben, ich bleib ja hier.«
    »Daheim kann auch viel passieren. Im Eiscafé, im Schwimmbad …«
    Ich winke ab. Seit ich denken kann, gehe ich ständig ins Eiscafé und ins Schwimmbad. Nie ist irgendetwas passiert. Zumindest nichts Aufregendes.
    Eigentlich finde ich, dass die Sache jetzt erledigt ist. Ich muss diesen blöden Schwur nicht leisten. Ich habe eine gute Ausrede. Wenn nichts passiert, muss ich nichts erzählen.
    Aber Lili sieht das ganz anders. »Wenn ihr beide denkt, dass ihr nichts erlebt, dann könnt ihr doch schwören, dass ihr uns alles erzählt.«
    Stimmt eigentlich, überlege ich. Ich kann alles erzählen, was passiert. Nämlich nichts. Es wird ein langweiliger Sommer. Ich sitze im Garten und lese und streichle meinen Goldhamster Alfi. Mein Bruder Marc ärgert mich, meine Freundinnen sind weg und vergessen, mir eine SMS zu schicken. Und wenn sie aus dem Urlaub zurückkommen, habe ich mich schon zu Tode gelangweilt.
    »Also gut«, stimme ich zu. »Ich erzähle alles.«
    Jenny und Lili strahlen.
    »Wir erzählen euch auch alles, was wir in Portugal erleben«, verspricht Lili.
    »Der Pakt gilt ab sofort«, bestimmt Jenny. »Nicht erst ab dem ersten Ferientag.«
    Dabei streckt sie auffordernd die Hand aus, wir schlagen der Reihe nach ein, unsere Hände bilden ein großes Knäuel.
    »Keine Geheimnisse vor der Clique«, sagt Jenny.
    »Keine Geheimnisse«, wiederholen wir.
    Und mit diesem Versprechen fangen alle meine Probleme an.

Niemand erzählt
doch wirklich alles
    »Tschüss, bis morgen«, sage ich zu Cibel, als ich nach Schulschluss mein Fahrrad aufsperre.
    Sie zeigt auf den hinteren Reifen. »Der ist ja fast platt.«
    Ich bin richtig sauer. Ständig geht bei diesem Reifen die Luft raus. Also hole ich die Luftpumpe aus meinem Rucksack und mache mich an die Arbeit. Cibel steht daneben und sieht mir zu. Von Jenny und Lili keine Spur. Die sind wahrscheinlich schon gegangen, untergehakt, von Enrico plaudernd oder von dem herrlichen Urlaub in Portugal.
    Ich richte mich auf und atme tief durch. Reifen aufpumpen ist anstrengend, vor allem, wenn praktisch keine Luft mehr drin ist.
    »Ich löse dich ab«, sagt Cibel hilfsbereit und ich bin sehr froh darüber.
    Cibel ist ziemlich still, deshalb halten sie viele für langweilig. Aber wenn man sie erst mal fragt, kann sie total spannende Geschichten erzählen. Zum Beispiel von Ankara oder sie sagt ein paar Sätze auf Türkisch, das klingt richtig interessant, finde ich. Ihre Bemühungen, mir ein bisschen Türkisch beizubringen, sind allerdings an meiner Faulheit gescheitert. Cibel ist eine richtig gute Schülerin, außer inMathe, da bin ich besser. Und sie gibt nie an – da ist sie aber die Einzige von uns.
    »Willst du wirklich alles erzählen, was du in den Ferien erlebst?«, fragt mich Cibel.
    »Ich weiß nicht«, antworte ich zögernd. »Eigentlich mag ich nicht. Jeder hat doch seine Geheimnisse.«
    Cibel nickt. »Niemand erzählt doch wirklich alles.«
    »Warum haben wir uns dann auf die Sache eingelassen?«, frage ich Cibel. Die richtet sich auf und gibt mir meine Luftpumpe zurück. »Weil wir beide uns immer mal wieder von Jenny was einreden lassen«, sagt sie. »Und erst nachher merken wir, dass wir das gar nicht wollten.«
    Kluge Cibel. Genau so ist es. Jenny und Lili haben so lange gequatscht, bis wir nachgegeben haben.
    »Wenn wir alles erzählen müssten«, überlegt Cibel. »Was wir denken, was wir träumen, was wir uns heimlich wünschen …«
    »Auf gar keinen Fall!«, rufe ich. »Das sag ich keinem Menschen!«
    »Siehst du«, erwidert Cibel. »Jetzt haben wir ein Problem. Wir hätten nicht mitmachen dürfen.«
    »Wir können doch einfach unseren Mund halten.«
    Cibel ist nicht ganz einverstanden. Sie möchte immer, dass man ganz offen und ehrlich ist.
    »Wir sollten den Pakt lösen«, schlägt sie vor.
    »Wir sollten ihn vergessen.« Das ist meine Idee.

    Gemeinsam schieben wir unsere Räder vom Schulhof.
    »Manchmal nervt mich diese Clique gewaltig«, gesteheich Cibel, aber ich sehe ihr an, dass sie mir nicht so ganz glaubt.
    »Ohne Clique wärst du allein – und ich auch«, sagt sie.
    Leider hat sie recht. Unsere Klasse ist seit einiger Zeit in Cliquen
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