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Small World (German Edition)

Small World (German Edition)

Titel: Small World (German Edition)
Autoren: Martin Suter
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einem Papier zu, das vor ihr auf dem Pult lag. Schöller erhob sich.
    »Und Thomas«, sagte sie, ohne aufzublicken, »Thomas muß man diesen Aspekt der Geschichte ja nicht unter die Nase reiben.«
    »Von mir erfährt Herr Koch nichts.«
    Noch bevor Schöller die Tür erreicht hatte, klopfte es, und gleich darauf stand Thomas Koch im Zimmer.
    »Koni hat Korfu niedergebrannt.« Er bemerkte den Blick nicht, den Elvira und Schöller tauschten.
    »Trix van Dijk hat eben angerufen. Die Villa sehe aus wie nach einem Bombenangriff.« Dann grinste er. »Sie war mit einem Team von The World of Interiors dort. Die wollten eine Titelstory machen und sie groß herausbringen. Aber da gab es keine Interiors mehr. Sie sagt, sie bringt Koni um. So, wie sie klang, glaube ich’s ihr.«
    Thomas Koch war kahl bis auf einen schwarzen Haarkranz, der, wenn die Sonne kurz durch ein Wolkenloch ins Zimmer schien, etwas unnatürlich reflektierte. Sein Gesicht wirkte zu klein für seinen fleischigen Kopf. Auch wenn es so breit grinste wie in diesem Moment.
    »Ich glaube, Schöller, Sie sollten in Korfu nach dem Rechten sehen. Erledigen Sie die Formalitäten, und halten Sie mir um Himmels willen die van Dijk vom Leib.« Koch ging zur Tür.
    »Ach, und holen Sie Koni aus dem Gefängnis. Erklären Sie denen, daß er kein Brandstifter ist, nur ein Säufer.«
    Als Thomas Koch die Tür hinter sich schloß, hörten sie ihn noch kichern: »The World of Interiors!«
    Drei Wochen später trafen sich Konrad Lang und Schöller wieder. Apostolos Ioannis hatte im Auftrag des Schweizer Hauptsitzes eine Kaution geleistet, Konrad Lang mit provisorischen Papieren, dem Allernötigsten an Kleidung, etwas Taschengeld, Schiffs- und Bahnkarten zweiter Klasse ausgestattet.
    Konrad Lang war bei unruhiger See mit der Fähre acht Stunden nach Brindisi gereist und hatte sich dort drei Stunden auf dem Bahnhof herumgedrückt. Als er am nächsten Tag pünktlich um Viertel nach fünf bei der Adresse ankam, die ihm Ioannis als Treffpunkt angegeben hatte, wurde es bereits dunkel.
    Tannenstraße 134 war ein Wohnblock in einer stark befahrenen Straße ohne eine einzige Tanne. Sie befand sich in einem Arbeiterviertel der Stadt. Konrad Lang stand einen Moment unschlüssig vor dem Hauseingang. Auf seinem Zettel war kein Stockwerk erwähnt. Er studierte die Namensschilder. Sie waren alle schwarz und sauber in einen Aluminiumraster eingelassen. Neben einer Klingel im dritten Stock war der Name »Konrad Lang« eingraviert. Er drückte auf den Knopf. Kurz darauf surrte der Türöffner. Drei Treppen höher erwartete ihn Schöller in einer Wohnungstür. »Willkommen zu Hause«, grinste er.
    Langs Reise hatte dreiunddreißig Stunden gedauert. Er sah fast so schlimm aus wie bei ihrer letzten Begegnung im Polizeihauptquartier von Kerkira.
    Schöller führte ihn durch die kleine Zweizimmerwohnung. Sie war mit günstigen, einfachen Möbeln eingerichtet, in den Küchenschränken und Schubladen befand sich das Nötigste an Geschirr und Besteck. Es waren ein paar Pfannen da und ein paar Grundnahrungsmittel, im Schlafzimmerschrank lag Bett- und Frotteewäsche, im Wohnzimmer stand ein Fernseher. Alles war neu, die Böden waren mit Spannteppichen ausgelegt und die Zimmer frisch gestrichen. Wie eine noch nie benutzte Ferienwohnung, dachte Konrad Lang. Wenn das Quietschen der Trams und das Hupen der Autos nicht wäre. Er setzte sich auf den verstellbaren Fernsehsessel.
    »Folgende Abmachung«, sagte Schöller, nahm auf dem kleinen Sofa daneben Platz und legte ein Papier vor sich auf das Clubtischchen. »Frau Senn kommt für die Wohnung auf. Falls Sie die Einrichtung ergänzen wollen, können Sie eine Wunschliste aufstellen. Ich bin bevollmächtigt, Ihnen innerhalb eines vernünftigen Rahmens entgegenzukommen. Versicherungen, Krankenkasse, Zahnarzt werden übernommen. Ebenso die Bekleidung. Eine Mitarbeiterin von mir wird sich morgen bei Ihnen melden und Sie beim Einkauf Ihrer Garderobe begleiten und beraten. Die Beratung wird vor allem finanzieller Natur sein. Der Spielraum, über den sie verfügt, ist beschränkt.«
    Schöller drehte sein Papier um. »Schräg vis-à-vis befindet sich das Café Delphin, ein sehr angenehmes Tea-Room, in welchem Sie frühstücken können. Für die anderen Mahlzeiten ist das Blaue Kreuz vorgesehen, ein sehr reelles alkoholfreies Restaurant, vier Tramstationen von hier. Kennen Sie es?«
    Konrad Lang schüttelte den Kopf.
    »In beiden Lokalen haben Sie eine laufende
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