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Skulduggery Pleasant -1- Der Gentleman mit der Feuerhand

Skulduggery Pleasant -1- Der Gentleman mit der Feuerhand

Titel: Skulduggery Pleasant -1- Der Gentleman mit der Feuerhand
Autoren: Derek Landy
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jemanden?“
    „Ja. An meinen Onkel.“
    „Interessant“, sagte der Mann. „Denn ganz genau so hat er dich immer beschrieben.“
    Er griff mit seinen behandschuhten Fingern in seine Manteltasche und zog eine prächtige Taschenuhr an einer feinen Goldkette heraus.
    „Ah“, sagte er, „ich muss los. Schön, dich kennengelernt zu haben, Stephanie. Viel Glück bei was immer du aus deinem Leben machst.“
    „Danke“, erwiderte Stephanie verlegen, „Ihnen auch.“
    Sie hatte den Eindruck, als lächle der Mann, obwohl sie keinen Mund erkennen konnte. Dann drehte er sich um und ging. Sie konnte den Blick nicht von der Stelle wenden, an der er gestanden hatte. Wer war er? Er hatte ihr nicht einmal seinen Namen genannt.
    Mit ein paar raschen Schritten war sie an der Tür und trat auf den Flur, doch er war weg. Wie hatte er nur so schnell verschwinden können? Sie lief die Treppe hinunter in die große Eingangshalle, doch dort war er auch nicht. Als sie die Haustür öffnete, sah sie gerade noch einen alten, schwarzen Wagen durch das Tor auf die Straße einbiegen. Sie schaute ihm nach, blieb noch einige Augenblicke stehen und ging dann wieder zu ihrer Verwandtschaft ins Wohnzimmer, wo sie Fergus dabei ertappte, wie er einen silbernen Aschenbecher in seiner Brusttasche verschwinden ließ.

DAS TESTAMENT
    Das Leben im Haus der Edgleys verlief meist ziemlich ereignislos. Stephanies Mutter arbeitete in einer Bank, ihr Vater besaß eine Baufirma. Stephanie hatte keine Geschwister, und so herrschte im täglichen Miteinander ein freundlicher Umgangston. Und dennoch war da immer diese Stimme in ihrem Hinterkopf, die ihr sagte, dass das Leben ihr eigentlich mehr bieten müsste als das kleine Küstenstädtchen Haggard. Doch Stephanie kam nicht darauf, was dieses Mehr sein könnte.
    Ihr erstes Jahr in der weiterführenden Schule war gerade zu Ende gegangen, und sie war froh, endlich Ferien zu haben. Sie ging nicht gern zur Schule. Es war nicht einfach für sie, mit ihren Klassenkameraden klarzukommen - nicht, weil die nicht nett gewesen wären, sie hatte einfach nichts mit ihnen gemein. Und Lehrer mochte sie auch nicht. Sie mochte die Art und Weise nicht, wie sie Respekt einforderten, den sie nicht verdient hatten. Stephanie hatte kein Problem damit, zu tun, was man von ihr verlangte, solange man ihr einen guten Grund dafür nannte.
    In den ersten Ferientagen hatte sie ihrem Vater in der Firma geholfen, hatte Anrufe entgegengenommen und Schreibkram abgeheftet. Gladys, seine Sekretärin, hatte nach sieben Jahren beschlossen, dass sie genug hatte vom Baugewerbe und ihr Glück als Performance-Künstlerin versuchen wollte. Stephanie war es immer irgendwie peinlich, wenn sie auf der Straße an ihr vorbeiging, an dieser 43 Jahre alten Frau, die eine moderne Tanzversion von Goethes Faust darbot. Gladys hatte sich auch ein Kostüm für ihre Auftritte genäht, ein Kostüm, das, wie sie sagte, Fausts inneren Kampf symbolisierte, und anscheinend ging sie nicht mehr ohne dieses Kostüm aus dem Haus. Stephanie bemühte sich stets, ihrem Blick auszuweichen.
    Wenn Stephanie nicht im Büro half, war sie entweder zum Schwimmen am Strand, oder sie hörte in ihrem Zimmer Musik.
    Sie suchte gerade nach dem Ladegerät für ihr Handy, als ihre Mutter anklopfte und hereinkam. Mrs Edgley trug immer noch die dunklen Kleider, die sie zur Beerdigung angehabt hatte, doch Stephanie hatte bereits zwei Minuten nachdem sie nach Hause gekommen waren, das lange dunkle Haar zurückgebunden und war in die üblichen Jeans und Turnschuhe geschlüpft.
    „Gerade kam ein Anruf von Gordons Rechtsanwalt“, sagte die Mutter. Sie schien etwas überrascht. „Wir sollen zur Testamentseröffnung kommen.“
    „Oh. Da bin ich aber gespannt, was er dir hinterlassen hat! Was meinst du?“
    „Das werden wir morgen erfahren. Du auch, denn du kommst mit.“
    „Ach ja?“ Stephanie runzelte leicht die Stirn.
    „Dein Name steht mit auf der Liste, mehr weiß ich auch nicht. Wir fahren um zehn hier los. Okay?“
    „Eigentlich sollte ich Dad morgen helfen.“
    „Er hat Gladys gefragt, ob sie ihm den Gefallen tut und für ein paar Stunden ins Büro kommt, und sie hat Ja gesagt - unter der Voraussetzung, dass sie ihr unsägliches Kostüm tragen darf.“
     
    Am nächsten Morgen verließen sie um Viertel nach zehn das Grundstück, um zur Testamentseröffnung zu fahren, eine Viertelstunde später als geplant. Das lag an Stephanies Vater, der Pünktlichkeit mit lockerer Missachtung
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